Die Aare lockte zwar schon in historischen Zeiten zum kühlen Bad, doch die meisten Menschen waren des Schwimmens unkundig. Zudem barg der Fluss mit seiner unberechenbaren Strömung und Wirbeln ein hohes Risiko. Es war deshalb eine Pioniertat, als die Stadt Aarau am 22. Juni anno 1868 am linken Aareufer, unmittelbar neben dem nördlichen Kopf der Kettenbrücke, die erste öffentliche Badanstalt erhielt. Die Anlage im Aarewasser war auf allen vier Seiten von Holzwänden umschlossen und nach Geschlechtern getrennt.
Während das Aarauer «Männerbad» 1913 am bisherigen Standort aufgegeben und weiter westlich an den neuen Oberwasserkanal gezügelt wurde, hielt sich die «Frauenbadi» an der Aare noch bis 1931. «Nachweinen wird dem alten Kasten bei aller Dankbarkeit niemand», hielt die Lokalzeitung zum Abbruch fest. Denn im gleichen Jahr feierte «tout Aarau» am 1. Juni die Eröffnung seiner neuen Badeanlage, und zwar oberhalb des Aarekraftwerks am nördlichen Kanalufer. Der mondäne und geradezu grossstädtische Bau diente nun Männlein und Weiblein gemeinsam und erhielt die vielversprechende Affiche «Fluss- und Sonnenbad». Das Inventar zeugte von einem «überraschenden Raffinement». Verschiedene Becken erlaubten sowohl dem geübten Schwimmer wie auch dem Anfänger Abkühlung im Aarewasser, immer streng überwacht von Vater und Sohn Madörin, die als Badmeister fungierten und Schwimmunterricht erteilten. Daneben konnte man sich auf Holzpritschen ausgiebig dem Sonnenbad widmen, flirten oder einfach das «Strandleben» geniessen.
Auf dem Oberdeck lockte eine Gastwirtschaft und selbst ein Sprungturm aus Beton fehlte nicht. Der Eintritt für Schüler war kostenlos, erwachsene Personen zahlten 20 Rappen pro Tag. Kein Wunder, dass man bereits in der ersten vollen Saison 1932 sagenhafte 80 000 Besucherinnen und Besucher zählte. Doch die Herrlichkeit litt bald einmal unter der zunehmenden Verschmutzung des Aarewassers. In den Becken sammelte sich Schlamm, nicht selten trieben auch Tierkadaver und übriger Unrat den Fluss hinunter, Kläranlagen waren damals noch ein Fremdwort. Die städtischen Schulen mussten deshalb ab 1952 schweren Herzens vom Schwimmunterricht im Aarebad absehen, das Planschen im Kanal wurde von amtlichen Stellen gar ausdrücklich als «hygienisch bedenklich» und «gesundheitsschädigend» eingestuft.
Unter diesen Umständen plante die Stadt im Schachen ein neues Freibad, ohne Zugang zum Fluss, stattdessen gespiesen durch sauberes Grundwasser. Am 7. Dezember 1953 sprach die Gemeindeversammlung mit grosser Mehrheit den nötigen Baukredit von gut 1,6 Millionen Franken. Männiglich war froh, für den ehemaligen Aarauer Schuttablagerungsplatz eine sinnvollere Nutzung gefunden zu haben. Nach erstaunlich kurzer Bauzeit konnte die neue Aarauer Badi mitten in einer Gartenanlage am 24. Juni 1955 dem Betrieb übergeben werden. Dank späteren Investitionen ist es heute möglich, das Badewasser mit Wärmepumpen bis auf 24 Grad aufzuheizen und damit die Saison zu verlängern.
Seit Mitte der 1970er Jahre verfügt Aarau zusätzlich über ein Hallenbad in der Telli. An die einstige Pracht des Aarauer «Fluss- und Sonnenbades» am Aarekanal erinnert heute nur noch die BBA-Bushaltestelle «Alte Badanstalt» an der Erlinsbacherstrasse. Der Versuch, mit einer Bürgermotion im Aarauer Einwohnerrat einfache Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten für Aareschwimmer am Flussufer zu schaffen, scheiterte Ende 2011 am Veto des Parlamentes.
Das «Fluss- und Sonnenbad» am Kanal
Während das Aarauer «Männerbad» 1913 am bisherigen Standort aufgegeben und weiter westlich an den neuen Oberwasserkanal gezügelt wurde, hielt sich die «Frauenbadi» an der Aare noch bis 1931. «Nachweinen wird dem alten Kasten bei aller Dankbarkeit niemand», hielt die Lokalzeitung zum Abbruch fest. Denn im gleichen Jahr feierte «tout Aarau» am 1. Juni die Eröffnung seiner neuen Badeanlage, und zwar oberhalb des Aarekraftwerks am nördlichen Kanalufer. Der mondäne und geradezu grossstädtische Bau diente nun Männlein und Weiblein gemeinsam und erhielt die vielversprechende Affiche «Fluss- und Sonnenbad». Das Inventar zeugte von einem «überraschenden Raffinement». Verschiedene Becken erlaubten sowohl dem geübten Schwimmer wie auch dem Anfänger Abkühlung im Aarewasser, immer streng überwacht von Vater und Sohn Madörin, die als Badmeister fungierten und Schwimmunterricht erteilten. Daneben konnte man sich auf Holzpritschen ausgiebig dem Sonnenbad widmen, flirten oder einfach das «Strandleben» geniessen.
Am Ende Tierkadaver und Schlamm
Auf dem Oberdeck lockte eine Gastwirtschaft und selbst ein Sprungturm aus Beton fehlte nicht. Der Eintritt für Schüler war kostenlos, erwachsene Personen zahlten 20 Rappen pro Tag. Kein Wunder, dass man bereits in der ersten vollen Saison 1932 sagenhafte 80 000 Besucherinnen und Besucher zählte. Doch die Herrlichkeit litt bald einmal unter der zunehmenden Verschmutzung des Aarewassers. In den Becken sammelte sich Schlamm, nicht selten trieben auch Tierkadaver und übriger Unrat den Fluss hinunter, Kläranlagen waren damals noch ein Fremdwort. Die städtischen Schulen mussten deshalb ab 1952 schweren Herzens vom Schwimmunterricht im Aarebad absehen, das Planschen im Kanal wurde von amtlichen Stellen gar ausdrücklich als «hygienisch bedenklich» und «gesundheitsschädigend» eingestuft.
Freibad 1955 auf der Mülldeponie
Unter diesen Umständen plante die Stadt im Schachen ein neues Freibad, ohne Zugang zum Fluss, stattdessen gespiesen durch sauberes Grundwasser. Am 7. Dezember 1953 sprach die Gemeindeversammlung mit grosser Mehrheit den nötigen Baukredit von gut 1,6 Millionen Franken. Männiglich war froh, für den ehemaligen Aarauer Schuttablagerungsplatz eine sinnvollere Nutzung gefunden zu haben. Nach erstaunlich kurzer Bauzeit konnte die neue Aarauer Badi mitten in einer Gartenanlage am 24. Juni 1955 dem Betrieb übergeben werden. Dank späteren Investitionen ist es heute möglich, das Badewasser mit Wärmepumpen bis auf 24 Grad aufzuheizen und damit die Saison zu verlängern.
Seit Mitte der 1970er Jahre verfügt Aarau zusätzlich über ein Hallenbad in der Telli. An die einstige Pracht des Aarauer «Fluss- und Sonnenbades» am Aarekanal erinnert heute nur noch die BBA-Bushaltestelle «Alte Badanstalt» an der Erlinsbacherstrasse. Der Versuch, mit einer Bürgermotion im Aarauer Einwohnerrat einfache Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten für Aareschwimmer am Flussufer zu schaffen, scheiterte Ende 2011 am Veto des Parlamentes.
Titelbild: Badeanstalt an der Aare, 8. August 1932.
Weiteres Bild: Sonntäglich gekleidete Spaziergänger an der Aare, Datum unbekannt.
Weiteres Bild: Sonntäglich gekleidete Spaziergänger an der Aare, Datum unbekannt.
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Hermann Rauber, 67, ist Historiker und Journalist. Nach seiner Pensionierung ist er noch lange nicht schreibmüde, arbeitet für verschiedene Publikationen und ist als Stadtführer tätig. Am liebsten sind ihm dabei Geschichten über die Gaststätten und das frühere Nachtleben in Aarau.