Kochtopf

Wenn alles schiefgeht, hilft ein «Ciao bella!»

Eigentlich hätte dieser Artikel am vergangenen Sonntag erscheinen müssen. Und es sollte darin um geräucherte Forellen gehen. Stattdessen liess ich mich einfach von Isabella Lagettos Lächeln entzücken – und verliebte mich in ihre Mortadella.

Von René Moor
Bilder: Valentina Verdesca

Mamma mia! Isabella vom italienischen Feinkostladen «Da Isabella» muss man einfach gernhaben. Und das längst nicht nur wegen ihrer leckeren Antipasti, dem Salami und Parmesan, der Pasta, dem Balsamico, dem Grappa oder dem Wein. Seit fast 21 Jahren versteht es Isabella, die Kunden mit ihrer offenen Art so liebevoll um den Finger zu wickeln, dass man schon beim Einkauf bei ihr das Gefühl hat, zur Familie zu gehören. Unsere Fotografin Valentina war Isabella sogar derart sympathisch, dass sie ihr nach kaum einer halben Stunde bereits anbot, ihre Nachfolge im Geschäft zu übernehmen.

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So geht’s aber nicht


Unsere Fotografin an einen Feinkostladen verlieren? Geht ja gar nicht! Denn Valentina muss schliesslich noch fotografieren, wie wir die bei Isabella gekauften Ravioli auf den Teller bringen. Nicht zu vergessen, die von Rebecca hingezauberten Chabis- und Nüsslisalate, die die guten Seiten des Herbstes bunt und schmackhaft direkt in den Magen bringen. Also muss die Geschäftsübergabe an Valentina noch warten. Ich versuche Isabella mit der Frage abzulenken, woher sie die Ravioli bezieht. Und siehe da: Die kommen gar nicht aus Italien, sondern aus Cadenazzo im Tessin. Warum das? «Weil schon meine Vorgängerin die Ravioli von dort hatte. Und weil sie besonders fein schmecken. Das liegt am dünnen Teigmantel, dank dem sich der Geschmack der Füllung schön entfalten kann.»

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Auch mal kaufen statt kochen


Zugegeben, so viel mit Kochen hat dieses Kochtopf-Menü hier nicht zu tun, wenn wir die Ravioli fertig im Feinkostladen kaufen. Das liegt diesmal aber nur daran, dass die geplante Geschichte über die geräucherten Forellen quasi den Bach runterging. Aber wer gut essen will, muss ja nicht zwingend immer nur selber kochen. Selber einzukaufen ist manchmal genauso schön. Oder sogar noch schöner. Zum Beipiel, weil Isabella ihr weiblichen Kunden alle liebevoll «Bella» nennt. Das kommt bei ihr von Herzen. Allerdings hat sie für mich kein einziges «Bello» übrig. Ich bin leicht geknickt und frage sie, ob sie womöglich etwas gegen Männer hat. Sie lacht laut heraus und schwört, dass sie auch die Männer gern hat, speziell natürlich ihren eigenen.



Bella, bella Mortadella


Fürs erste beschwichtigt, kaufen wir bei Isabella noch ein paar Scheiben Mortadella von Levoni aus Bologna. Es soll weit und breit die Beste sein. Warum das so ist, verrät uns Isabella mit einem Augenzwinkern: «Es gibt zwei Geheimnisse: Erstens sind Pistazien drin, und zweitens schneide ich die Mortadella so hauchdünn, dass sie fast unsichtbar ist.» Wer von dieser Köstlichkeit kostet, ist sofort verloren. So wie ich. Mit Mortadella hatte ich bis jetzt nämlich nichts am Hut. Das ging so weit, dass ich sie sogar mit Mozzarella verwechselte. Doch jetzt ist alles anders. Schon beim Gedanken an den göttlichen Geschmack einer hauchdünn geschnittenen Mortadella-Scheibe vertippe ich mich vor lauter Verzückung sofort beim Schrieben.

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Brutale Nachricht am Sonntagmorgen


Ja, ich gebe es zu – diese verhängnisvolle Mortadella-Tagträumerei ist auch schuld daran, dass ich den Abgabetermin für diesen Artikel verhängt habe. Ich redete mir ein, es sei erst in einer Woche soweit und gab mich stattdessen hemmungslos meinen Mortadella-Fantasien hin. Bis Andy mich am Sonntagmorgen mit der Nachricht «Kochtopf wäre heute gewesen. Bis wann kannst du Text liefern?» brutal in die Realität zurückholt. Ciao, bella Mortadella!