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Egon Schiele : ein exzessives Leben

Graphic Novels erfreuen sich steigender Beliebtheit. Darum wurde der Bestand in der Stadtbibliothek in letzter Zeit erweitert. Xavier Costes «Egon Schiele : ein exzessives Leben» ist ein wunderbares literarisch gestaltetes Porträt des Malers Egon Schiele.

Von Lilo Moser

Egon Schiele kam 1890 als Sohn des Bahnhofvorstandes von Tulln an der Donau (Niederösterreich) zur Welt. Bereits in der Schule wurde seine ausserordentliche Begabung entdeckt, so dass er schon mit 16 Jahren an der Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen wurde. Anfangs war er begeistert, doch nach zwei Jahren wurde er des starren Akademie-Alltags müde und verliess die Schule. Er gründete mit einigen Kommilitonen die Wiener Neukunstgruppe und suchte den Kontakt zu Gustav Klimt. Als junger Mann mit 19 Jahren feierte er seine ersten Erfolge. Damals malte er noch ganz im Stil von Klimt. Wie besessen versuchte er aber, einen eigenen Stil zu finden und besser als alle anderen zu sein. Nach einem ausschweifenden Lebenswandel in der Hauptstadt zog er 1911 mit seiner damaligen Freundin Wally Neuzil, die ihm auch Modell stand, nach Krumau aufs Land. Dort war er sehr produktiv.

Für die Bevölkerung war Schieles Lebensstil anstössig. Wegen angeblicher sexueller Übergriffe auf Kinder wurde er in Untersuchungshaft genommen. Der Vorwurf des Missbrauchs erwies sich als haltlos, dennoch verbrachte er 24 Tage im Gefängnis. Dieses Ereignis prägte ihn sehr, so wie auch seine Armee-Einsätze im 1. Weltkrieg. 1915 heiratete Schiele seine langjährige Freundin Edith Harms. Das bürgerliche Leben mit Familie dauerte aber nicht lange. 1918 verbreitete sich die katastrophale Spanische Grippe in Wien explosionsartig. Sowohl Edith Schiele-Harms, die im 6. Monat schwanger war, als auch Egon Schiele erlagen der schrecklichen Epidemie. Obwohl er nur 28 Jahre alt wurde, zählt Egon Schiele neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne.

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Während eines Besuches in Wien bin ich zum ersten Mal auf den faszinierenden Künstler aufmerksam geworden. Später habe ich seine Werke an diversen Ausstellungen in der Schweiz bewundert. Schieles Werke erzielen auf Auktionen heute Höchstpreise. Neben zahlreichen Selbstbildnissen ist Schiele vor allem durch seine Akte, die fast ausschliesslich Frauen und Kinder zeigen, bekannt.

Die Graphic Novel von Xavier Coste ist ein wunderbares literarisch gestaltetes Porträt des Malers Egon Schiele. Wer die Kunst Schieles mag, wird davon begeistert sein. Wer Schiele bisher nicht kannte, wird durch dieses Buch bestimmt neugierig gemacht.