Stadtmusik

Zum Geburtstag viel Musik!

Auf die Frage, was ich mir zum Geburtstag jeweils wünsche, antworte ich jedesmal gleich: Platten. Platten zum Hören natürlich, nicht Salatschüsseln oder Agendas, die aus alten LPs hergestellt werden. Da ich auch dieses Jahr Geburtsag hatte, und mein Wunsch auf offene Ohren stiess, wurde ich reich beschenkt. Erstaunt war ich nicht bloss darüber, dass ich von so vielen Vinyl geschenkt bekommen habe, sondern auch, wie gut sie meinen Musikgeschmack getroffen hatten. Nun also eine Kritik zu meinen Geburtstagsplatten.

Von Gianni Keller

Felice Brothers – «Life in the Dark»


Ihr Debut ist schon eine Weile her, doch damals musste ich diese Platte sofort kaufen. Ihre folkigen bis rumpelnden Songs erinnerten mich stark an Woody Guthrie und natürlich an Bob Dylan. Doch die Band ist keine Hobo-Formation aus Nebraska, sondern stammt aus New York City. Sie sind vielleicht darum auch vielfältiger als andere neue Folkbands. Mit dem neuen Album «Life in the Dark» fanden die Freunde wieder zurück zu ihren ersten Werken und spielten ihr vielleicht bestes Studioalbum ein. Es ist also nicht zu spät, diese Band zu entdecken, denn sie befinden sich auf ihrem Höhepunkt.

 


Pixies – «Head Carrier»


Die Pixies gibt es eigentlich nicht mehr. Frontmann Frank Black ist mit seinen Soloprojekten weitaus besser geworden als die Pixies mit ihrem vorletzten Album «Indy Cindy». Die Bassistin Kim Deal wollte schon länger nicht mehr Teil der Band sein, und sowieso wurde die Reunion laut den Bandmitgliedern nur aus finanziellen Gründen gemacht. Also, was sollte ich schon von einem weiteren Album erwarten. Nun sind die Pixies aber besser im Versagen als andere Bands, die sich wiedervereinigen. Sie ersetzten Kim Deal durch eine andere Frau, die gleich auch singt, machen neue Songs, die wie alte klingen («All I Think About Now» ist fast schon eine Kopie von «Where Is My Mind») und bauen den Rest des Albums so auf, dass man glaubt, man höre eine Best-Of. Doch das Komische daran: mir gefällt es. Die We-Don`t-Give-A-Fuck-Attitüde der Pixies wird durch ihr neues Album «Head Carrier» nochmals verstärkt.


Beach Baby – «No Mind No Money»


Schon länger muss ich mir den Vorwurf gefallen lassen, dass ich bloss noch Jazz-Platten kaufen würde. Ich solle wieder einmal eine Pop-Platte hören, sagte mir Dimi vom Dezibelle, und so hörte ich missgelaunt in das Debut der Briten. Ich war davon so begeistert, dass mir die Platte niemand mehr schenken konnte, ich kaufte sie mir sofort selbst. Der Opener «Limousine» hat eine ertragbare Portion 80er-Jahre-Pop-Elemente, die den Song nicht Retro klingen lassen. Natürlich ist die Band von den «Smiths» oder «The Cure» beeinflusst, mischt die Klänge aber neu und frisch zusammen, wie dies vor ihnen auch schon «The Drums» oder die «Vaccines» getan haben. Jeder einzelne Song passt, ohne zu Indie oder zu Hipsterig zu werden. So können «Beach Baby» ohne Peinlichkeiten ihre Botschaft rausschreien: «Honey in My Mind – so sweeeeet!»