Stadtgespräch

Verzweifelt gesucht: Raum in Aarau

Der Flösserplatz feiert dieses Wochenende sein 30-jähriges Jubiläum. Ein Glück, denn fast wäre das Jugendkulturhaus von der Stadt weggespart worden. Zeit für Antworten auf die Frage: Welche Räume brauchen Junge in Aarau – und warum sind sie so schwer zu finden?

Von Miriam Suter

Im vergangenen Sommer wurde klar: Der Flösserplatz bleibt Aarau erhalten. Die Stadtregierung liess 2017 prüfen, ob man das Jugendkulturhaus schliessen soll – im Juni war dies vom Tisch und im September hielt der Stadtrat im neuen Budget fest, dass für die Umsetzung des Legislaturziels «Förderung der Bereiche Kinder und Jugend» mit Fokus auf den Flösserplatz ein Projektkredit von 40’000 Franken gesprochen wurden. Der Stadtrat setzt damit ein Zeichen: Die Jugendförderung ist ihm wichtig, in Räume für Teenager und junge Erwachsene wird investiert. Zumindest auf dem Papier. Was denken Vereine, Kleinveranstalter*innen, Teenager und Menschen, die in Kulturinstitutionen arbeiten? Welchen Bedarf haben sie, welche Forderungen an die Stadt? Eine Spurensuche.

Braucht es das «Flössi» in Aarau?


In einem Beitrag des SRF-Regionaljournals vom Juni erklärte die SP-Stadträtin und Leiterin des Ressorts Bildung und Jugend Franziska Graf: «Aarauer Jugendliche nutzen selbstverständlich, wie Jugendliche anderer Städte auch, das Angebot in Zürich oder Basel. Gleichwohl ist es für die jungen Menschen immer von Vorteil, wenn sie zu Fuss oder mit dem Fahrrad in den Ausgang gehen können. Hier geht es vielmehr um die Frage, was wir den Jugendlichen bieten können und wie unsere Haltung gegenüber der Jugend ist. Die Stadt Aarau spricht all ihre Zielgruppen gleichermassen an – die Jugendlichen profitieren dabei von einem vielseitigen Angebot». Beim Interviewtermin im Aarauer Rathaus präzisiert sie: «Natürlich ist der Ausgang in der Heimat ein anderer. Und Zürich ist auch teurer als Aarau, das ist klar». Aarau brauche den Flösserplatz grundsätzlich nicht zum Überleben, erklärt sie: «Der Flösserplatz ist für die Stadt – genauso wie die Badi, die Alte Reithalle oder das Fussballstadion – nicht gesetzlich vorgeschrieben. Eine Stadt muss kein Jugendkulturhaus haben, so wie sie etwa ein Steueramt haben muss». Es sei daher legitim, die Frage zu stellen, ob und wofür es den Flösserplatz brauche. Graf wirkt wie eine zugängliche Stadträtin, eine, die ihre Stadt spürt und lebt. Ihren eigenen Lehrabschluss habe sie damals im «Flössi» gefeiert, erzählt sie. Heute erlebt sie den Anschluss zu Jugendlichen vor allem durch ihre Kinder, 19 und 22 Jahre alt. «Ich weiss, dass ich nichts weiss – aber ich höre jungen Menschen gerne zu und weiss, wie wichtig das «Flössi» bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Aarau und Umgebung ist», sagt Graf, wenn man sie fragt, wie nah sie der heutigen Jugendkultur als Privatperson steht. Dass Junge vor allem ein grosses Bedürfnis nach Räumen haben, die sie selber bespielen und gestalten können, ist ihr bewusst. Aber: «Diese Räume müssen selbstverständlich auch unterhalten werden. Die Stadt ist ausserdem im Zuge der Sparprogramme angehalten, sämtliche Liegenschaften bestmöglich zu vermieten». Oft merkten Jugendliche zudem nach ein paar Monaten, dass sie den Raum vielleicht doch nicht so oft benutzen und er ihnen dann zu teuer ist. Das Klischee der lauten, betrunkenen und randalierenden Jugend ist für Graf allerdings haltlos: «Den Grossteil der Aarauer Jugend erlebe ich als hilfsbereit und zuvorkommend». Zwar ist dieser Punkt im neuen Jugendkonzept der Stadt nicht explizit festgehalten, Graf lässt im Gespräch aber durchscheinen, dass man darüber nachdenke, eine Art öffentliche Datenbank für verfügbare Kulturräume anzulegen – was schon im Kulturkonzept der Stadt von 2014 als Massnahme festgehalten ist, danach aber nicht umgesetzt wurde.

Eine Datenbank muss her!


Über dieses Vorhaben wird in Aarau schon lange diskutiert. Das bestätigt auch Melanie Morgenegg, sie leitet die Abteilung Kultur der Stadt. Vor drei Jahren verschickte sie eine gross angelegte Umfrage zum Thema Bedarf nach Proberäumen und Ateliers in Aarau an über 200 Kulturschaffende in Aarau und Umgebung. Knapp 100 Leute waren damals auf der Suche nach geeigneten Räumen, die Umfrageergebnisse zeigten bereits 2016 auf: Einen solchen Raum in Aarau zu geeigneten Konditionen zu finden, ist nicht einfach. Beim Gespräch in der Tuchlaube zusammen mit Mitarbeiterin Michelle Benz erzählt Morgenegg, dass die Umfrageergebnisse für sie keine Überraschung waren. Bis heute fungiert sie als eine Art inoffizielle Anlaufstelle für Leute, die Räumlichkeiten suchen oder anbieten: «Ich leite die entweder weiter, wenn ich gerade etwas Passendes weiss, oder poste sie in die Facebookgruppe Räume und Raumbedarf Aarau.» Die Schaffung einer öffentlichen Datenbank für verfügbare Räume ist seitens der Stadt angedacht. Wo diese jedoch angesiedelt sein soll, ist derzeit offen. «Es braucht einen politischen Willen seitens Stadtrat, und die Zusammenarbeit verschiedener Abteilung, damit hier wirklich etwas vorwärts geht», sagt Morgenegg. Zwar hält die Stadt für die Periode bis 2022 als Legislaturziel fest, sich als Kulturstadt mit nationaler Ausstrahlung zu positionieren und mit geeigneter Infrastruktur den Zugang zu Kultur und kulturellen Räumlichkeiten zu sichern. Zur Umsetzung heisst es aber bloss: «Räumlichkeiten zur kulturellen Nutzung werden erschlossen und weitervermittelt». Das ist aus Morgeneggs Sicht sehr offen formuliert: «Es ist nicht festgehalten, wessen Aufgabe das genau ist und wie das gemessen werden kann». Ein weiteres Problem: Die Person, welche eine solche Datenbank bewirtschaftet, müsste interdisziplinär arbeiten. «Raumbedarf haben nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene, sondern auch Kulturschaffende, Sportler*innen und so weiter. Das betrifft nicht nur ein Ressort der Stadt», ergänzt Michelle Benz. Auch das Thema Zwischennutzung beschäftigt Morgenegg und Benz: Im Sommer haben die beiden zusammen mit Pascal Biedermann von der Denkstatt Sarl/ Verein Unterdessen aus Basel, einen Infoanlass für den Stadtrat durchgeführt. Biedermann leitet heute das Projektentwicklungsbüro «Denkstatt» in Basel, das sich zusammen mit der Stadt für Zwischennutzungen einsetzt. Die beiden halten fest: Es scheint viel Raum in Aarau zu geben, den man nutzen könnte – entweder vorübergehend oder als permanent genutzte Proberäume, Ateliers oder Jugendräume. Die werden aber zu einem Grossteil privat vermietet – wer Bedarf hat, weiss nicht genau, wem die Immobilien gehören oder an wen man sich bei der Stadt wenden kann. «Es wäre hilfreich, wenn die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und Räume, die ihr gehören, zur öffentlichen Nutzung zur Verfügung stellen würde», findet Morgenegg. Mit der finanziellen Unterstützung des Prozessors im alten IBA-Gebäude vis à vis vom Feuerwehrdepot sei es nicht getan. «Wir müssen uns die Frage stellen: Was braucht eine attraktive Stadt? Wie behält man die Jugend hier?», sagt Morgenegg.

Leere Räume fürs Eidgenössische Turnfest


Eine Möglichkeit für die Stadt, mit gutem Beispiel voranzugehen, wäre, leerstehende Zivilschutzräume zur Verfügung zu stellen. Christoph Rohrer, Teamleiter Jugendarbeit Aarau, arbeitet im Wenk und seufzt tief, wenn man ihn in seinem Büro im Jugendtreff auf das Thema anspricht. Er versucht, die Stadt davon zu überzeugen, dass diese Zivilschutzräume – etwa die unter der Turnhalle der Bezirksschule – von Jugendlichen genutzt werden können: «Lange hiess es, dass das nicht möglich ist wegen dem Eidgenössischen Turnfest – die Räume wurden genutzt, um Sportler*innen unterzubringen. Aber das Fest ist ja jetzt schon ein Weilchen vorbei, jetzt könnte man die Räume durchaus anders nutzen». Dieses Jahr waren ausserhalb der offiziellen Veranstaltungen rund 4000 Leute im Wenk, viele mieten den Raum privat, für Geburtstagsfeiern zum Beispiel. Rohrer stellt bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Zunahme an Bedarf nach eigenen Räumen fest: Ungefähr 40 öffentliche und private Veranstaltungen finden hier pro Jahr statt, diesen Sommer etwa die Nutzung durch den Verein RaumLos!, der unter anderem Diskussionen zum Thema Freiräume in Aarau oder Poetry Slams organisiert hat – «ohne solche Vereine wäre Aarau schon lange tot», sagt Rohrer. Er öffnet eine Excel-Tabelle auf seinem Computer: «Wir sind praktisch jeden Samstag ausgebucht, das Bedürfnis nach Räumen ist bei Jugendlichen in Aarau extrem gross».

Jugendkultur findet in Aarau im Flösserplatz statt, Jugendarbeit im Wenk, das vor allem Jugendliche bis 16 Jahre anspricht. Jeweils am Mittwochnachmittag und am Freitagabend ist der Jugendtreff geöffnet, er wird auch für Anlässe vom Jungen Roten Kreuz oder für die Kleiderbörse für Asylsuchende genutzt. Für Jugendliche unter zwanzig Jahren kostet die Raummiete 300 Franken für einen Abend, das Depot nochmals gleich viel. Ab zwanzig kostet die Miete allein bis zu 600 Franken. Sind die Jugendlichen mit dem Angebot zufrieden? «Für uns ist das schon super hier», sagt ein Vierzehnjähriger bei einem Augenschein an einem verkaterten Sonntag Mitte Oktober. Er gehört zu einer Gruppe von Jugendlichen aus Aarau und Umgebung, die sich hinter dem Jugendtreff auf den Sofas eingefunden haben, daneben stehen vier Töffli, die Gruppe besteht vor allem aus Jungs – drei Mädchen sind dabei – niemand ist älter als 15. Es läuft Trap aus Smartphones, auf dem Tisch steht ein Aschenbecher mit Kippen, die Stimmung ist entspannt. Der Ausgang in Zürich ist für die Teenager noch nicht relevant – und er wäre auch nicht finanzierbar, erklärt einer im Fila-Pulli, dessen Kinn gerade so knapp den Bartresen im Wenk erreicht.



Wieviel Sackgeld kriegt ihr so?
«Meistens etwa zehn bis zwanzig Franken am Tag. Aber das reicht gerade für Essen und Zigis»

Hängt ihr oft hier rum?
«Fast jeden Abend. Wenn das Wenk geöffnet hat, ist es schon besser. Aber im Sommer kann man ja lange draussen sein am Abend.»

Wann seid ihr gestern heimgegangen?
«So um eins. Und Sie?»

Wohin geht ihr denn im Winter wenn ihr nicht hier seid?
«Wir sind amigs auch am Bahnhof, beim Starbucks oder vor dem McDonalds. Wenn es kalt ist, muss man halt mehr Kleider anziehen, das geht schon.»

Die Stadt hat für die nächsten Jahre ein neues Jugendkonzept entwickelt, auch das Wenk ist Teil davon. Das Leistungsziel für 2020: «Ein U16-Angebot besteht, insbesondere ein Jugendtreff im Wenk». Was wünscht sich die Stadt von den Jugendlichen? «Sie sollen aktiver sein in der Politik, klarer kommunizieren, was sie wollen und wenn gewünscht Politikerinnen und Politiker zum Gespräch auffordern», sagt Franziska Graf. Zwar gibt es einmal im Jahr einen «Runden Tisch Jugend», an dem Graf sich austauscht mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Jugendarbeit, Jugendkultur, aus Berufsschulen, der Schulsozialarbeit und der Polizei, die mit Jugendlichen zu tun hat wie etwa die Stadt – oder Kantonspolizei und die Jugendstaatsanwaltschaft. Auch dort bewahrheitet das Klischee der wilden Jugendlichen übrigens nicht: Prozentual zu den Anzahl Jugendlichen gäbe es mittlerweile viel weniger Anzeigen und Verurteilungen als in früheren Generationen. Jugendliche selber sind an diesem Anlass aber nicht mit dabei – die sollen sich eben selber melden.

Zu viele Hürden


«Wir haben uns noch nicht mit der Stadt unterhalten, weil für uns nicht ganz klar ist, an wen wir uns überhaupt wenden müssen. Und weil wir auch mal etwas ausprobieren wollen, was vielleicht gar kein Geld einbringt», erzählt Luis Hartl bei einem Bier in der Garage. Vor zwei Jahren hat er zusammen mit seinem Bruder Roman und einem Freund den Verein Klamauk gegründet, der das diesjährige Programm am Jubiläumswochenende im Flösserplatz mitgestaltet hat. Alle Vereinsmitglieder sind um die zwanzig Jahre alt. Der erste Event, den Klamauk organisierte, war eine private Silvesterparty im Wenk. Später folgten die dreiteilige Hip-Hop-Reihe «Boris» und die Afterparty des Jugendfestivals «variAktion» im Flösserplatz. Und jetzt eben der Jubiläums-Event. «Wir sind immer wieder auf der Suche nach Räumen für unsere Veranstaltungen», sagt Hartl. Gute Ideen hätte der Verein: Poetry Slams, Konzerte von jungen Künstlerinnen und Künstlern aus der Schweiz, Ausstellungen. Leute zusammenbringen, nicht bloss Party machen. Aber: Die Pläne scheitern oft daran, geeignete Räume zu finden. «Wir wollen kein Geld machen mit unseren Veranstaltungen», sagt Hartl. Im Zentrum steht der Austausch, das Miteinandersein, nicht der Profit. Wenn man nicht weiss, ob und wieviel Geld reinkommt, mietet man keinen Raum für bis zu tausend Franken am Abend, wie es etwa beim Wenk für diese Altersgruppe der Fall wäre.

Wo wollt ihr Unterstützung von der Stadt?
«Beim Thema Zwischennutzungen, unbedingt! Es ist so schwer, herauszufinden, wo Räume zur Verfügung stehen, wer sie vermietet und was man dort veranstalten könnte und was nicht.»

Weiss die Stadt von euren Anliegen?
«Nein. Wenn wir an die Stadt denken, denken wir an die Kulturstelle, ans Kuratorium und so. Und wir haben das Gefühl, dass man gleich ein fixfertiges Konzept und einen Budgetplan für mehrere Jahre vorlegen muss, sonst braucht man sich gar nicht erst melden – das schüchtert uns schon ein bisschen ein.»

Ein bisschen Mut dürfte nicht schaden


Das Bedürfnis nach eigenem Raum stirbt nicht mit Beginn der Adoleszenz, das spürt man auch im Flösserplatz selber: «In der Stadt ist generell ein Raumbedürfnis spürbar, nicht nur bei jungen Menschen, die reinen Mietanfragen im Flösserplatz und Wenk gehen quer durch alle Altersschichten», schreibt «Flössi»-Leiter Frank Fischer per Mail. «Seitens der Jugendlichen und jungen Erwachsenen erleben wir im Haus ein grosses Bedürfnis nach Räumen für eigene Projekte, was sich daran zeigt, dass unsere beiden Veranstaltungsräume ausgelastet sind». Das neue Jugendkonzept, dem eine externe Evaluation zugrunde liegt, bestätigt laut Fischer, dass die drei Säulen der Aarauer Jugendarbeit – Jugendkoordination, offene Jugendarbeit und Jugendkultur – richtig und wichtig sind: «Für uns bedeutet das einerseits eine Bestätigung unserer Arbeit, darüber hinaus verspricht die Integration der Sektion Jugendkulturräume in die Sektion Gesellschaft eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Jugendbereiche».

Räume lassen sich momentan fast nur durch ein starkes persönliches Netzwerk finden. Mit dieser Problematik kämpfen praktisch alle Vereine in Aarau, egal wie alt die Mitglieder sind. Auch das Vereinskollektiv «Vielfalterei», das diesen Sommer das Festival am Gleis im Wenk organisiert und durchgeführt hat, bestätigt das per Mail auf die Anfrage von We Love Aarau: «Zum Fakt, dass die Räume für öffentliche und niederschwellige Nutzungen sehr rar sind, kommt eine erschwerte Zugänglichkeit dazu.» Das Kollektiv sieht die Gründe dafür einerseits darin, dass viele Räume, die für Veranstaltungen oder sonstige Nutzung geeignet werden, Privaten gehören, die man kennen muss. Die Stadt besitzt kaum Immobilien, hat somit nur beschränkt Einfluss auf die Raumnutzung. Andererseits seien rare, niederschwellige Räume wie das Wenk bereits sehr früh im Voraus ausgebucht. «Diese Kombination hat eine Exklusivität zur Folge, was die Vielfalt an Kulturangeboten definitiv hemmt, da immer wieder die gleichen Gruppierungen veranstalten.»

Das aktuell brach liegenden Areal im Torfeld Süd markiert einen weiteren Stolperstein in der Diskussion darüber, wer welche Räume braucht und wie man sie bekommt. Früher stand dort die Rolling-Rock-Halle, die nicht nur zum Skaten genutzt wurde, sondern wo Grössen wie The Monsters oder Baby Jail während des Je t’aime-Festivals auf der Bühne standen. Dass Räume gerade in Industriezonen gesucht sind, erzählt Janis Schneider vom Verein Jamarama: «Der Verein benötigt Räume überwiegend, um Konzerte und Jamsessions zu veranstalten Die Mitglieder des Vereins haben darüber hinaus Bedarf an Bandräumen. «Hänger-Rüümli» und Ateliers». Zwei Räume von Vereinsmitgliedern befinden sich auf dem Kunath Areal in der Telli, stören also weniger durch Lärm als beispielsweise in der Altstadt oder im Scheibenschachen. «Die Räume müssen günstig und zugänglich sein», sagt Schneider. Der Verein hat sich die Förderung und Vernetzung von jungen Musikschaffenden auf die Fahne geschrieben und wünscht sich von der Stadt einen zentralen Ort mit Ateliers, wo der Austausch mit unterschiedlichen Kulturschaffenden möglich wird. Und: «Zwischennutzungen müssen unbedingt besser ermöglicht und gefördert werden». Auch die Vielfalterei wünscht sich eine offenere Diskussion über verfügbare Räume und mögliche Zwischennutzungen: «Hier dürfte ein bisschen Mut nicht schaden – wieso nicht mal ein Gebäude kaufen und zu günstigen Konditionen vermieten? Oder leerstehende Gebäude zumindest für Zwischennutzungen freigeben?» Der Verein sieht einen klaren Auftrag an die Stadtregierung, die Rahmenbedingungen für die Nutzung von freien Räumen zu verbessern.

Die Suche nach Antworten auf die Frage, wer in Aarau welche Räume benötigt und wo die Schwierigkeiten liegen, sie folgt einer zerfledderten Spur. Es scheint an der Zeit, dass sich alle Akteur/innen zusammensetzen – vielleicht auch an einem runden Tisch, mit allen Betroffenen. Den Anfang könnte das Beispiel mit dem Kasernenareal machen, das nicht nur erst in einem Jahrzehnt zivil genutzt werden soll, sondern an gewissen Stellen schon jetzt Raum für kulturelle Projekte bieten könnte – wenn der Wille seitens der Politik denn auch besteht.
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