Walter «Wali» Flückiger ist in Aarau der Herr des Käses. Seit dreissig Jahren führen er und Markus Schaffer ihren Quartierladen «Chäs-Wali» am Sonnmattweg mit Erfolg. Die Kunden haben dort die Wahl zwischen 120 Käsespezialitäten. Mit der Pensionierung von Walter Flückiger löst sich dieses Käse-Paradies nun im Nichts auf: Der Quartierladen schliesst und der Name «Chäs-Wali» wird im Handelsregister gelöscht. Daran werden die Kunden schwer zu nagen haben. Besonders jene, die auf die Fonduemischung von Walter Flückiger schwören. Dazu gehört auch Rebecca Moser, die dieses Kochtopf-Menü hier darum speziell dem «Chäs-Wali» widmet.
Dem Geheimnis auf der Spur
Etwas leichter würde einem der Abschied vom «Chäs-Wali» fallen, wenn man zumindest das Geheimnis seines legendären Fondue-Rezepts kennen würde. Da kann es nicht schaden, ihn an der Käsetheke ganz unschuldig danach zu fragen. Die Antwort beginnt dann auch ermutigend: «In der Mischung sind drei Gruyère-Käse, ein Fribourger – und noch etwas anderes.» Etwas anderes? Wer mehr erfahren will, beisst bei Walter Flückiger statt auf Käse allerdings auf Granit. Gut so. Schliesslich wäre das Leben ohne kleine Geheimnisse nur halb so schön.
Nichts für Fondue-Puristen
Kein Geheimnis ist aber, was Rebecca Moser mit der Fondue-Mischung anstellt: Sie packt sie in einen Teig. Wie bitte? Ein Fondue im Teig? Puristen mag bei dieser Vorstellung vor Schreck das Brot von der Fonduegabel fallen. Bis sie es wieder gefunden haben, erfahren alle anderen hier die Details: Während im Dampfkochtopf bereits die Kartoffeln schmoren, formt Rebecca aus dem vorbereiteten Teig runde Böden und kleinere Deckel für zwei Backbleche. Dazu benutzt sie ein gigantisches Wallholz, mit dem man auch eine Autobahn walzen könnte. Was bei Rebecca unbedingt in den dünn gewallten Teig gehört, sind Dillsamen: «Sie sorgen für den Geschmack und fördern die Verdauung.»
Fondue mit Stangensellerie und Kartoffeln
Nach dem Schälen und Raffeln der Kartoffeln, dem Rüsten und Stückeln des Stangenselleries und dem Mörsern des Senfs vermischt Rebecca alles mit dem Fonduekäse und dem Weisswein zu einer kompakten Masse. Diese verteilt sie auf den mit den Teigböden belegten Backblechen. Zum Schluss kommen die Teigdeckel drauf. Ein bisschen Wasser dient als Klebstoff. Jetzt die Teig-Päckli noch mit der Gabel einstechen und ab in den Ofen damit.
Aus dem Ofen in den Magen
Zum Abrunden des Menüs richtet Rebecca noch einen süssen Wintersalat mit Balsamico für die Verdauung an. Und dann kommt das Fondue im Teig auch schon auf den Tisch. Dazu passt ein spanischer «Blanc de Laurona» 2014 von Top-Winzer René Barbier aus Monsant. Den Tipp hat Rebecca von Matthias vom «La passion du vin». Doch was ist nun mit dem Fondue im Teig? Ganz einfach: Es verschwindet so schnell in unseren hungrigen Mäulern wie der «Chäs-Wali» ab dem 17. April auch plötzlich verschwunden sein wird.
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Rezept
Fondue im Teig
(Rezept für 8 Personen)
Teig
500 g Ruchmehl
2 Tl Salz
100 g Butter
2 Eier
100 g Quark
2 TL Dillsamen
4–6 El Wasser, gut mischen, mind. 1/2 Std. kühlstellen
(Das Rezept funktioniert natürlich auch mit gekauftem Kuchenteig)
Füllung
1 kg Kartoffeln mehlig, gekocht und geraffelt
400 g Stangensellerie, rüsten und in Streifen schneiden
400 g Fonduemischung vom Chäs-Wali
2,5 dl Fonduewein
2 TL weisser Senf, gemörsert (es geht auch mit Senf aus der Tube)
Pfeffer
Salz
2/3 Teig auswallen, auf Blech legen, mit Gabel mehrmals einstechen
Mit Füllung belegen
1/3 Teig auswallen, auf Füllung legen, Rand befeuchten, verschliessen, mit Gabel mehrmals einstechen
Im Ofen bei 180 Grad ca. 30 Min. backen
Kochtopf
In unserer Schlemmer-Rubrik gibt’s einmal im Monat etwas Feines für die Augen und zwischen die Zähne. Dabei begleiten wir Köchin Rebecca Moser vom Einkauf am Mark übers Zubereiten bis zum Kochen und Essen eines Menüs. Rebecca interpretiert längst erprobte Gerichte neu, experimentiert mit der Wildkräuterküche und altem, unbeliebtem Gemüse. 2014 wurde Rebecca für ihre Kochkünste mit dem Umweltpreis der Stadt Aarau ausgezeichnet.
www.rebeccakocht.ch
FOTOGRAFIE
Valentina Verdesca ist freischaffende Fotografin aus Aarau. Ihre Schwerpunkte sind Portraits, Reportagen und Food. Letzteres mag übrigens nicht nur vor der Linse.
www.valentinaverdesca.com
TEXT
René Moor ist Texter/Konzepter in Aarau. Weil man Worte nicht essen kann, verbindet er in dieser Rubrik das Angenehme mit dem Nützlichen.
www.moortext.ch
STYLING
Mirjam Gremminger ist Stylistin aus Muhen. Sie verbringt jede freie Minute in Brockestuben und kennt mittlerweile jede einzelne davon in der Schweiz.
www.gremim.ch
ART DIRECTION
Andreas Ott ist Grafik Designer mit Geschäft in Aarau. Er legt sich für diese Rubrik mindestens genauso ins Zeug wie danach beim Essen des vorgestellten Menüs.
www.buero-ao.ch