Rebecca und das Warzenmonster
Auf der Welt gibt es rund 800 Kürbissorten. Rebecca beschränkt sich heute auf deren zwei. Eine davon ist die Pink Jumbo Banana. Der Name verwirrt mich, weil ich gerade gegoogelt habe, dass Kürbisse eigentlich Beeren sind. Da ist es umso witziger, dass die Pink Jumbo Banana im Geschmack an eine Melone erinnert. Der zweite Kürbis, den wir für die Lasagne schlachten, ist ein Musque de Maroc. Dieser monströse dunkelgrüne Kerl sieht so warzig aus, dass er die Hauptrolle in einem Gruselfilm spielen könnte. Rebecca ist das wurscht. Mit ihrem grossen Messer schreitet sie zur Operation.
Noch ein Rezept als Bonus
Die Queen of Kürbis in der Region ist Sibylle Siegrist aus Küttigen. Auf ihrem Hof wachsen rund 110 verschiedene Sorten an Speisekürbissen und 30 Zierkürbissen. Sibylle Siegrist verkauft die Kürbisse unter anderem am Aarauer Samstagsmarkt und im eigenen Hofladen. Dabei macht es ihr grosse Freude, auch spezielle Sorten anzubieten, damit möglichst viele Menschen in den Genuss der immensen geschmacklichen Vielfalt der Kürbisse kommen. Besonders angetan ist sie von der orangen Butternuss. «Ihr komplexer fruchtiger Geschmack begeistert mich immer wieder.» Ein einfaches Rezept dazu hat sie auch parat: «Eine orange Butternuss zu gleichen Teilen mit einer normalen Butternuss würfeln und mit Bratbutter in eine Pfanne geben. Die Würfel wie Bratkartoffeln bei hoher Temperatur anbraten, bis sie eine Kruste haben, mit feinem Salz veredeln – fertig.» Ich habe es ausprobiert – es schmeckt fantastisch. Aber eigentlich sind wir ja wegen der Lasagne hier.
Jetzt geht’s los
Fürs Kürbisragout gibt Rebecca Olivenöl in die Pfanne, dünstet die Zwiebeln an, gibt die Kürbiswürfel und Wasser dazu, und lässt alles 15 Minuten zugedeckt köcheln. Danach gibt sie Salz, Pfeffer und Berge von Schnittlauch dazu. Dann streicht Rebecca die Gratinform mit Öl aus und legt den Boden mit Lasagneblättern aus. Darüber gibt sie mit der Kelle das fertige Kürbisragout aus der Pfanne. Nachdem alles schön verteilt ist, legt sie die Mozzarellascheiben darauf und streut drei Viertel des geriebenen Parmesans darüber. Danach bedeckt Rebecca alles nochmals mit einer Schicht Lasagneblätter und giesst den Rahm darüber. Und warum nicht eine klassische Bechamel-Sauce? «Ganz einfach, weil es besser schmeckt. Meine Mutter hat das schon so gemacht, und die hatte den Tipp von einer Italienerin.» Dazu muss man wissen, dass Bechamel-Saucen aus Butter, Mehl und Wasser früher als Arme-Leute-Sauce galt, weil sie vor allem sättigt. Schwamm drüber. Oder in diesem Fall besser noch den Pfeffer und den restlichen Parmesan. Finito!
Taschentücher raus
Weil ich auch bald gesättigt werden möchte, dränge ich darauf, dass die Lasagne endlich mit Deckel obendrauf in den Ofen kommt. Bald ist der Tisch gedeckt und der süffige St. Magdalener Rosso DOC «Classico» 2014 aus dem Südtirol entkorkt, den wir zur Kürbislasagne tütschen. Dann nehme ich den ersten Bissen. Und jetzt muss ich weinen.
Alle Bilder:
Rebeccas Rezept
Kürbislasagne
(für 6 Personen)
– 1200 g Kürbis (z.B. Pink Jumbo Banana & Musque du Maroc)
– 2 Zwiebeln
– Lasagneblätter
– 100 g Parmesan
– 200 g Mozzarella
– 2 dl. Vollrahm
– jede Menge Schnittlauch
– Tasmanischer Bergpfeffer
– Salz
– Olivenöl
Lasagne 30 Minuten bei 180 Grad im Ofen backen (davon 20 Minuten mit Deckel) und danach 15 Minuten im ausgeschalteten Ofen «abhocken» lassen.
Website Sibylle Siegrist: http://www.setzling.ch
Kochtopf
In unserer Schlemmer-Rubrik gibt’s einmal im Monat etwas Feines für die Augen und zwischen die Zähne. Dabei begleiten wir Köchin Rebecca Moser vom Einkauf am Mark übers Zubereiten bis zum Kochen und Essen eines Menüs. Rebecca interpretiert längst erprobte Gerichte neu, experimentiert mit der Wildkräuterküche und altem, unbeliebtem Gemüse. 2014 wurde Rebecca für ihre Kochkünste mit dem Umweltpreis der Stadt Aarau ausgezeichnet.
www.rebeccakocht.ch
FOTOGRAFIE
Valentina Verdesca ist freischaffende Fotografin aus Aarau. Ihre Schwerpunkte sind Portraits, Reportagen und Food. Letzteres mag übrigens nicht nur vor der Linse.
www.valentinaverdesca.com
TEXT
René Moor ist Texter/Konzepter in Aarau. Weil man Worte nicht essen kann, verbindet er in dieser Rubrik das Angenehme mit dem Nützlichen.
www.moortext.ch
STYLING
Mirjam Gremminger ist Stylistin aus Muhen. Sie verbringt jede freie Minute in Brockestuben und kennt mittlerweile jede einzelne davon in der Schweiz.
www.gremim.ch
ART DIRECTION
Andreas Ott ist Grafik Designer mit Geschäft in Aarau. Er legt sich mit seinem Team für diese Rubrik mindestens genauso ins Zeug wie danach beim Essen.
www.buero-ao.ch