Stadtgespräch

Menschen auf der Flucht gestern und heute

Aktueller könnte der Stoff fast nicht sein: Zum Abschluss der Ausstellung «Demokratie!» zeigt die Theatergruppe der Neuen Kantonsschule im Stadtmuseum ein Flüchtlingsdrama, das sich in den 1940er Jahren abgespielt hat.

Von Silvia Dell’Aquila

In der gegenwärtigen Diskussion um die Flüchtlingspolitik der Schweiz und Europas ist es ganz gut, in die Vergangenheit zu schauen und sich zu erinnern, dass es immer wieder zu Situationen kam, in denen Menschen flüchteten und in anderen Ländern Schutz suchten. Zum Beispiel als Ende des Krieges 1945 Aarau an einem einzigen Tag 1000 Flüchtlinge aus Osteuropa aufnahm und das Pestalozzischulhaus als Quarantänelager diente – nebenbei bauten diese Menschen übrigens die Rennbahn im Schachen. Die Rolle der Schweiz während des zweiten Weltkriegs, gerade in der Flüchtlingsfrage, ist zwielichtig aus heutiger Sicht. Auf der anderen Seite stehen aber die Menschen, Schweizerinnen und Schweizer, die unzählige Leben gerettet haben. Das Stück «Das Verhör» erzählt die wahre Geschichte einer Mädchenschulklasse aus Rorschach, die mit einem Protestbrief an den Bundesrat eine Staatsaffäre auslöst. Im Sommer 1942 verschärft der Bundesrat seine Flüchtlingspolitik, was in Teilen der Bevölkerung Unmut erweckt. Ein Zeitungsbericht über die Rückweisung sechs jüdischer Flüchtlinge im Jura, die über die Grenze in den sicheren Tod geschickt werden, bringt das Fass zum Überlaufen. Das bewegt eine Mädchenschlussklasse, ihre Empörung gegenüber dem Bundesart kundzutun. Der Protestbrief verursacht eine politische Krise im Bundeshaus, die im Verhör der Klasse gipfelt. Gleichzeitig erleben die sechs Flüchtlinge ein Schicksal, das niemand erwartet hätte. Aus Verhörprotokollen, Zeitungsauschnitten, Songs und anderen historischen Protokollen hat der Regisseur Beat Knaus ein dokumentarisches Stück zusammengestellt, das zum ersten Mal die die Geschichte der Rorschacher Mädchen und der sechs jüdischen Flüchtlinge erzählt. Die Theatergruppe AUJA! der Neuen Kantonsschule Aarau zeigt ein Stück lebendige Zeitgeschichte, das ein grelles Licht auf die gegenwärtige Flüchtlingspolitik wirft. Ein guter Abschluss für die Ausstellung im Stadtmuseum, die sich damit beschäftigt, wie sich Demokratie als Prozess entwickelt hat, wie es heute um sie steht und welche Herausforderungen in der Zukunft warten.

www.auja.ch
www.stadtmuseum.ch

Vorstellungen: Samstag, 25. Juni 2016, 17.00 und 20.00 Uhr, Sonntag, 26. Juni 2016, 17.00 Uhr und 20.00 Uhr, Montag, 27. Juni 2016 bis Mittwoch, 29. Juni 2016, jeweils 20.00 Uhr.

Wir verlosen 1×2 Tickets für die Vorstellungen von Samstag, 25. Juni 2016! Ein E-Mail an info@weloveaarau.ch mit Name, Adresse und dem Betreff «I Love Democracy» bis heute Donnerstag, 23. Juni 2016, 23:59 Uhr, genügt, um an der Verlosung mitzumachen. Die Gewinner/innen erfahren von ihrem Glück bis morgen Freitag, 24. Juni 2016, bis 12:00 Uhr.