Glückliche Hennen
Heute ist das Suppenhuhn zum Glück wieder in aller Munde. Allerdings muss man wissen, wie es geht. Auf dem Märt steuert Rebecca darum gleich den Stand von Christa Strub aus Attelwil an. Es ist die Adresse für feinste Suppenhühner aus Freilandhaltung. Bei Christa wachsen alle Küken mit natürlichem Futter ganz in Ruhe heran. Während die Güggeli nach 12 bis 14 Wochen als Poulets enden, dürfen die jungen Hennen in die Verlängerung. Mit 22 bis 24 Wochen legen sie ihre ersten Eier. Rund 200 Eier später – das entspricht ein bis zwei schönen Gackerjahren – geht es aber auch den Hennen an den Kragen. Suppenhühner.
Die Küche unter Dampf
Rebecca hat im Suppentopf das Wasser aufgesetzt. Wenig später kommt das Huhn in den Sud und köchelt eine Weile leise vor sich hin. «So wird das Fleisch schön zart», verrät Rebecca, während sie flink das auf dem Alpenzeigerhof gepostete frische Saisongemüse, die Kartoffeln und Zwiebeln in Bioqualität in mundgerechte Portionen schneidet. Zu einer richtigen Hühnersuppe gehört natürlich auch ein Stück Brot. Das macht Rebecca auch gleich selber, damit man es noch ofenwarm zur Suppe essen kann. In der dampfenden Küche geht der Brotteig bestens auf.
Geschlechtsumwandlung bei Hühnern
Der herrliche Duft in der Küche regt den Magen zu einem ersten, sachten Knurren an. Und beim Schwatzen mit der Köchin tauchen plötzlich Fragen auf. Kann man für eine Hühnersuppe eigentlich auch ein Poulet aus der Migros oder vom Coop verwenden? «Eigentlich schon, da aber ein Poulet weniger fett hat, ist es trotzdem nicht dasselbe.» Und sind Poulets eigentlich immer Güggel? «Muss nicht zwingend sein. Ein Poulet ist zwischen drei bis sechs Monate alt, ein Suppenhuhn ein, zwei oder mehr Jahre. Und man kann sogar aus einem alten Güggel ein Suppenhuhn machen.» Aha, Geschlechtsumwandlung gibt es also auch bei Hühnern.
Suppe mit Hühnerhauteffekt
Dann endlich. Rebecca schöpft die Hühnersuppe in die Teller. Und in den Gläsern wartet ein feiner Pinot Noir AOC 2013 aufs Anstossen. Den hat uns Matthias vom «La passion du vin» auf dem Weg zur Küche mit besten Empfehlungen noch mitgegeben. Besser könnte man das Essen nicht abrunden. Und wie hat das Suppenhuhn nun geschmeckt? Sagen wir‘s so: Grossmutter hätte ihre helle Freude an der fröhlich vor sich hin gackernden Tischrunde gehabt.
Rezept
Suppenhuhn
3l Wasser
1 Suppenhuhn
700g Kartoffeln
500g Rüebli
2 Zwiebeln
500g Pastinaken
1 kl. Wirz
3 Loorbeerblätter
3 Nelken
½ EL Pfeffer schwarz
½ EL Senfkörner
500g Krautstil
Wasser zum Kochen bringen
Suppenhuhn ins Kochwasser legen und zirka 1 Stunde leise köcheln lassen
Kartoffeln in Würfel schneiden und zugeben
Rüebli in Rädli schneiden und zugeben
Zwiebeln schneiden und zugeben
Pastinaken in Rädli schneiden und zugeben
Wirz in Streifen schneiden und zugeben
Loorbeerblätter, Nelken und Pfeffer zugeben
Senfkörner mörsern und zugeben
mind. 1 Std weiter leise köcheln lassen
Krautstiel fein in Streifen schneiden, kurz vor dem Anrichten zugeben
Rebeccas tipp
«Ein Suppenhuhn bestellt ihr am besten direkt bei einem Bauern mit Legehennen oder in Aarau bei der Metzgerei Ricci. Fündig werden könntet ihr auch beim Metzger Speck. Da die Hühnerschlachtung in der Schweiz mit extremen Hygienevorschriften belegt ist, sind Suppenhühner nicht immer erhältlich.»
Kochtopf
In unserer Schlemmer-Rubrik gibt’s einmal im Monat etwas Feines für die Augen und zwischen die Zähne. Dabei begleiten wir Köchin Rebecca Moser vom Einkauf am Mark übers Zubereiten bis zum Kochen und Essen eines Menüs. Rebecca interpretiert längst erprobte Gerichte neu, experimentiert mit der Wildkräuterküche und altem, unbeliebtem Gemüse. 2014 wurde Rebecca für ihre Kochkünste mit dem Umweltpreis der Stadt Aarau ausgezeichnet.
www.rebeccakocht.ch
FOTOGRAFIE
Valentina Verdesca ist freischaffende Fotografin aus Aarau. Ihre Schwerpunkte sind Portraits, Reportagen und Food. Letzteres mag übrigens nicht nur vor der Linse.
www.valentinaverdesca.com
STYLING
Mirjam Gremminger ist Stylistin aus Muhen. Sie verbringt jede freie Minute in Brockestuben und kennt mittlerweile jede einzelne davon in der Schweiz.
www.gremim.ch
TEXTBEARBEITUNG
René Moor ist Texter/Konzepter in Aarau. Weil man Worte nicht essen kann, verbindet er in dieser Rubrik das Angenehme mit dem Nützlichen.
www.moortext.ch
ART DIRECTION
Andreas Ott ist Grafik Designer mit Geschäft in Aarau. Er legt sich für diese Rubrik mindestens genauso ins Zeug wie danach beim Essen des vorgestellten Menüs.
www.buero-ao.ch