Eigentlich nutzen wir diesen Platz jeweils, um andere Projekte, Menschen oder Stadt-Neuigkeiten vorzustellen und zu würdigen. Heute widmen wir diesen Gastkommentar für einmal unserem Herzensprojekt. Und dazu gibt es einen guten Grund. Im November feiern wir fünf Jahre Inside Aarau. Ein halbes Jahrzehnt. Dabei haben wir das nie so geplant. Es fing alles als Maturaarbeit an. Aber einfach abgeben und im Archiv verschwinden lassen? Schon irgendwie schade, dachten wir. Zeit für einen kleinen Rückblick. Wie kam es zu Inside Aarau? Was waren Meilensteine? Was geben wir anderen für ein selbstständiges Projekt mit auf den Weg?
Wir besuchten beide die Neue Kantonsschule Aarau und kamen damals, vor acht Jahren, eigentlich vor allem durch eine Äusserlichkeit, nämlich unsere Outfits ins Gespräch. Praktisch jeden Tag passten unsere Outfits ideal zusammen. Seien es die Farben, das Muster oder die Schuhe. Man hätte meinen können, wir hätten uns abgesprochen. Als wir uns dann für ein Maturaarbeitsthema entscheiden mussten, kamen wir aufgrund unserer Modebegeisterung schnell zu einer Idee; wir wollten über Mode und Feminismus schreiben.
Dieses Thema scheiterte dann aber mangels passender Literatur recht schnell und so sprach Lydia ihre Ideen und Gedanken bezüglich ihrer in der ganzen Welt verbreiteten Familie aus und dem Problem: Was zeige ich meinen Freundinnen und Freunden und Familienmitgliedern aus dem Ausland, wenn sie mich in Aarau besuchen kommen?
Aus genau diesem «Problem» entstand die Idee, einen Stadtplan für und von Aarau zu entwickeln.
Wir hatten nicht nur viele Bekannte, die Aarau entdecken wollten, wir waren auch persönlich total begeistert von unserer geliebten Stadt Aarau und realisierten, dass es für junge Leute keinen spezifischen Stadtplan gab. Unsere weiteren Brainstorming-Sessions fanden jeweils in verschiedenen Cafés und Restaurants statt und etliche Skizzen entstanden. Mittels einer Umfrage unter über 200 Teilnehmenden probierten wir Aarauer Geheimtipps zu sammeln. Wir nahmen an einer Stadtführung teil, wälzten Geschichtsbücher, führten Interviews mit Aarauer Persönlichkeiten und befragten Jugendliche was Aarau ausmacht.
Die Entwicklung des Stadtplans nahm seinen Lauf und bald schon entstand ein greifbares Produkt. Was uns aber lange fehlte, war ein Name. Unsere Betreuungsperson der Maturaarbeit Frau Susanne Lemberg war es schließlich, die uns die perfekt passende Namensidee lieferte: «Inside Aarau». Wir waren so stolz, uns Inside Aarau nennen zu können, einen Stadtplan entwickelt zu haben und träumten davon, später einmal Tourist:innen in der Stadt umher irren und unseren Stadtplan aufschlagen zu sehen, um sich zu orientieren.
Der Abgabetermin der Maturaarbeit und die Präsentation standen vor der Türe. Ganz im Inside Aarau-Stil entschieden wir uns, die Präsentation in unserem liebsten Work-Place-Café zu halten, dem Home Barista Shop. Das war im November 2017. Wir könnten dem Besitzer nicht dankbarer sein: ohne zu zögern und ohne Gegenleistung bot er uns den ganzen oberen Stock für unsere Präsentation an. Ein für uns unvergessliches Erlebnis. Gut 25 Gäste, darunter Freundinnen, Freunde und Familie, trafen ein.
Nach der Präsentation war die Maturaarbeit abgeschlossen. Aber war das auch das Ende von Inside Aarau? Keinesfalls! Das war erst der Start.
Am Tag der Abgabe der schriftlichen Arbeit haben wir unseren Instagram-Channel @insideaarau erstellt, auf welchem wir noch heute aktiv sind und unsere Tipps und Ideen für Aarau teilen. Ausserdem ermutigte uns Frau Lemberg: der Stadtplan muss veröffentlicht werden!
Diese Idee fanden wir gut und schauten uns rasch nach Finanzierungsmöglichkeiten um. Wir starteten ein Crowd-Funding und bekamen zudem eine grosszügige Unterstützung der Stadt Aarau. Anschliessend konnten wir 10’000 Stadtpläne drucken. Wir entschieden uns, diese gratis zu verteilen, da alle Interessierten von unserem Plan profitieren sollten. Am Tag unserer mündlichen Deutsch Matura im Sommer 2018 hatten wir ein Interview mit der Aargauer Zeitung und konnten auf unser Projekt aufmerksam machen.
Unsere Stadtpläne sind in der Zwischenzeit ganz schön rumgekommen. So waren sie unter anderem eine Beilage bei der Jugend Theater Festivalzeitung, lagen bei der Schweizer Designmesse in&out aus, wurden an den Infopoint des Eidgenössischen Turnfests verteilt, konnten am Stand des Musig ide Altstadt in der Markthalle angetroffen werden und waren beim Jugendfestival Variaktion in diesem Sommer erhältlich.
Wir müssen aber auch ganz ehrlich und offen sagen, dass die Arbeit an Inside Aarau nicht immer «glatt» läuft und es, wie wohl bei jedem selbständigen Projekt, auch Rückschläge gibt. Schon früh mussten wir lernen, die Konkurrenz schläft nie, auch in einer Kleinstadt nicht. Manche Ideen werden ohne Absprache kopiert, Fotos ohne die Nennung der Urheber:innen übernommen oder gar Flyer in sehr ähnlichen Farben und Layout erstellt. «Willkommen im wahren Leben», sagten unsere Eltern in solchen Fällen. Diese Erfahrungen erschweren es, für unser Herzensprojekt Feuer und Flamme zu bleiben. Aber sie bringen uns auch noch näher zusammen. Wir verfolgen stets das Motto learning by doing. Inzwischen können wir mit solchen Erlebnissen recht gut umgehen. Auch wie man sich die Zeit für ein freiwilliges Projekt neben Studium und Job am besten einteilt, am effizientesten digital zusammenarbeitet und Privates und Projekt trennt, lernten und lernen wir.
Wenn wir so auf diese Jahre zurückblicken, merken wir, wie viel wir dank und durch Inside Aarau schon erlebt haben. Wir durften beim YoungCaritas-Award im Dynamo Zürich auf der Bühne sprechen, belegten den 3. Platz beim Jugendprojektwettbwerb Aargau, haben eigene Produkte wie Postkarten und Puzzles entwickelt, sind im Podcast der YouTuberin Nora Wunderwald zu Wort gekommen, haben einen A(arau)dventskalender durchgeführt und auch die tolle Möglichkeit erhalten, hier, auf We Love Aarau, zu schreiben. Plötzlich treffen wir auf unseren Stadtplan als Deko bei Freund:innen zuhause. Und in der Stadt spricht man uns an mit «ihr seid doch die von Inside Aarau».
Wir haben durch unser Projekt viele Leute kennengelernt. Mittlerweile bekommen wir Anfragen von Schülerinnen unserer ehemaligen Schule oder von Studierenden, die ebenfalls einen Stadtplan machen wollen. Wir als Vorbild: Wow!
Fast wöchentlich erreichen uns Kooperationsanfragen von Food-Blog, über second-hand pop-up bis Band; das Spektrum ist breit und ganz schön cool. Inzwischen müssen wir auswählen; immer öfter werden wir als Plattform angefragt, um auf Events etc. aufmerksam zu machen.
Zu unseren Highlights gehören definitiv Einladungen zu Vernissagen, Previews im Kunsthaus oder Filmpremieren.
Es ist so erfüllend, wenn Leute mit unserem Plan Aarau entdecken oder uns schreiben «was würden denn die Insiderinnen empfehlen?», Followerinnen probieren wegen unserer Tipps eine neue Pizzeria aus, fragen, wo sie ein Buch oder Trockenblumen fernab des Mainstreams kaufen können oder bedanken sich für unseren Stadttour-Vorschlag.
Merci an unsere treue Instagram-Follwerschaft, die uns auch Tipps gibt und auf spannende News der Kantonshauptstadt aufmerksam macht.
Und: Danke Silvia! Das Verfassen der Gastkommentare macht uns grossen Spass. Bei der Maturarbeit mussten wir zitieren und auf die Form achten, hier können wir frei schreiben. We love it!
Neben dem Dank bleibt uns nur zu sagen: bleibt an euren Projekten dran und verwirklicht eure Ideen. Auch nach fünf Jahren entdecken wir noch Neues in unserer Stadt, lernen neue Menschen kennen und dürfen bei neuen Projekten mitwirken. Das ist das Schöne; die Stadt entwickelt sich weiter, und es ist zwar immer traurig, wenn Locations von unserem Stadtplan schliessen, aber Neues kommt!
Ladenschliessungen und Neueröffnungen haben unseren Stadtplan ziemlich schnell zum Altern gebracht, doch einige Pläne haben wir noch. Falls Du liebe Leserin und lieber Leser gerne ein Teil unserer Geschichte werden möchtest, melde Dich gerne via @insideaarau (auf Instagram) oder insideaarau@bluewin.ch (via Email) und schicke uns Deine Adresse zu und wir lassen Dir gerne ein paar Pläne zukommen.
Wie alles begann
Wir besuchten beide die Neue Kantonsschule Aarau und kamen damals, vor acht Jahren, eigentlich vor allem durch eine Äusserlichkeit, nämlich unsere Outfits ins Gespräch. Praktisch jeden Tag passten unsere Outfits ideal zusammen. Seien es die Farben, das Muster oder die Schuhe. Man hätte meinen können, wir hätten uns abgesprochen. Als wir uns dann für ein Maturaarbeitsthema entscheiden mussten, kamen wir aufgrund unserer Modebegeisterung schnell zu einer Idee; wir wollten über Mode und Feminismus schreiben.
Dieses Thema scheiterte dann aber mangels passender Literatur recht schnell und so sprach Lydia ihre Ideen und Gedanken bezüglich ihrer in der ganzen Welt verbreiteten Familie aus und dem Problem: Was zeige ich meinen Freundinnen und Freunden und Familienmitgliedern aus dem Ausland, wenn sie mich in Aarau besuchen kommen?
Aus genau diesem «Problem» entstand die Idee, einen Stadtplan für und von Aarau zu entwickeln.
Wir hatten nicht nur viele Bekannte, die Aarau entdecken wollten, wir waren auch persönlich total begeistert von unserer geliebten Stadt Aarau und realisierten, dass es für junge Leute keinen spezifischen Stadtplan gab. Unsere weiteren Brainstorming-Sessions fanden jeweils in verschiedenen Cafés und Restaurants statt und etliche Skizzen entstanden. Mittels einer Umfrage unter über 200 Teilnehmenden probierten wir Aarauer Geheimtipps zu sammeln. Wir nahmen an einer Stadtführung teil, wälzten Geschichtsbücher, führten Interviews mit Aarauer Persönlichkeiten und befragten Jugendliche was Aarau ausmacht.
Die Entwicklung des Stadtplans nahm seinen Lauf und bald schon entstand ein greifbares Produkt. Was uns aber lange fehlte, war ein Name. Unsere Betreuungsperson der Maturaarbeit Frau Susanne Lemberg war es schließlich, die uns die perfekt passende Namensidee lieferte: «Inside Aarau». Wir waren so stolz, uns Inside Aarau nennen zu können, einen Stadtplan entwickelt zu haben und träumten davon, später einmal Tourist:innen in der Stadt umher irren und unseren Stadtplan aufschlagen zu sehen, um sich zu orientieren.
Der Abgabetermin der Maturaarbeit und die Präsentation standen vor der Türe. Ganz im Inside Aarau-Stil entschieden wir uns, die Präsentation in unserem liebsten Work-Place-Café zu halten, dem Home Barista Shop. Das war im November 2017. Wir könnten dem Besitzer nicht dankbarer sein: ohne zu zögern und ohne Gegenleistung bot er uns den ganzen oberen Stock für unsere Präsentation an. Ein für uns unvergessliches Erlebnis. Gut 25 Gäste, darunter Freundinnen, Freunde und Familie, trafen ein.
Nach der Präsentation war die Maturaarbeit abgeschlossen. Aber war das auch das Ende von Inside Aarau? Keinesfalls! Das war erst der Start.
Am Tag der Abgabe der schriftlichen Arbeit haben wir unseren Instagram-Channel @insideaarau erstellt, auf welchem wir noch heute aktiv sind und unsere Tipps und Ideen für Aarau teilen. Ausserdem ermutigte uns Frau Lemberg: der Stadtplan muss veröffentlicht werden!
Von der Schule in die Öffentlichkeit
Diese Idee fanden wir gut und schauten uns rasch nach Finanzierungsmöglichkeiten um. Wir starteten ein Crowd-Funding und bekamen zudem eine grosszügige Unterstützung der Stadt Aarau. Anschliessend konnten wir 10’000 Stadtpläne drucken. Wir entschieden uns, diese gratis zu verteilen, da alle Interessierten von unserem Plan profitieren sollten. Am Tag unserer mündlichen Deutsch Matura im Sommer 2018 hatten wir ein Interview mit der Aargauer Zeitung und konnten auf unser Projekt aufmerksam machen.
Unsere Stadtpläne sind in der Zwischenzeit ganz schön rumgekommen. So waren sie unter anderem eine Beilage bei der Jugend Theater Festivalzeitung, lagen bei der Schweizer Designmesse in&out aus, wurden an den Infopoint des Eidgenössischen Turnfests verteilt, konnten am Stand des Musig ide Altstadt in der Markthalle angetroffen werden und waren beim Jugendfestival Variaktion in diesem Sommer erhältlich.
Wir müssen aber auch ganz ehrlich und offen sagen, dass die Arbeit an Inside Aarau nicht immer «glatt» läuft und es, wie wohl bei jedem selbständigen Projekt, auch Rückschläge gibt. Schon früh mussten wir lernen, die Konkurrenz schläft nie, auch in einer Kleinstadt nicht. Manche Ideen werden ohne Absprache kopiert, Fotos ohne die Nennung der Urheber:innen übernommen oder gar Flyer in sehr ähnlichen Farben und Layout erstellt. «Willkommen im wahren Leben», sagten unsere Eltern in solchen Fällen. Diese Erfahrungen erschweren es, für unser Herzensprojekt Feuer und Flamme zu bleiben. Aber sie bringen uns auch noch näher zusammen. Wir verfolgen stets das Motto learning by doing. Inzwischen können wir mit solchen Erlebnissen recht gut umgehen. Auch wie man sich die Zeit für ein freiwilliges Projekt neben Studium und Job am besten einteilt, am effizientesten digital zusammenarbeitet und Privates und Projekt trennt, lernten und lernen wir.
Wenn wir so auf diese Jahre zurückblicken, merken wir, wie viel wir dank und durch Inside Aarau schon erlebt haben. Wir durften beim YoungCaritas-Award im Dynamo Zürich auf der Bühne sprechen, belegten den 3. Platz beim Jugendprojektwettbwerb Aargau, haben eigene Produkte wie Postkarten und Puzzles entwickelt, sind im Podcast der YouTuberin Nora Wunderwald zu Wort gekommen, haben einen A(arau)dventskalender durchgeführt und auch die tolle Möglichkeit erhalten, hier, auf We Love Aarau, zu schreiben. Plötzlich treffen wir auf unseren Stadtplan als Deko bei Freund:innen zuhause. Und in der Stadt spricht man uns an mit «ihr seid doch die von Inside Aarau».
Merci!
Wir haben durch unser Projekt viele Leute kennengelernt. Mittlerweile bekommen wir Anfragen von Schülerinnen unserer ehemaligen Schule oder von Studierenden, die ebenfalls einen Stadtplan machen wollen. Wir als Vorbild: Wow!
Fast wöchentlich erreichen uns Kooperationsanfragen von Food-Blog, über second-hand pop-up bis Band; das Spektrum ist breit und ganz schön cool. Inzwischen müssen wir auswählen; immer öfter werden wir als Plattform angefragt, um auf Events etc. aufmerksam zu machen.
Zu unseren Highlights gehören definitiv Einladungen zu Vernissagen, Previews im Kunsthaus oder Filmpremieren.
Es ist so erfüllend, wenn Leute mit unserem Plan Aarau entdecken oder uns schreiben «was würden denn die Insiderinnen empfehlen?», Followerinnen probieren wegen unserer Tipps eine neue Pizzeria aus, fragen, wo sie ein Buch oder Trockenblumen fernab des Mainstreams kaufen können oder bedanken sich für unseren Stadttour-Vorschlag.
Merci an unsere treue Instagram-Follwerschaft, die uns auch Tipps gibt und auf spannende News der Kantonshauptstadt aufmerksam macht.
Und: Danke Silvia! Das Verfassen der Gastkommentare macht uns grossen Spass. Bei der Maturarbeit mussten wir zitieren und auf die Form achten, hier können wir frei schreiben. We love it!
Neben dem Dank bleibt uns nur zu sagen: bleibt an euren Projekten dran und verwirklicht eure Ideen. Auch nach fünf Jahren entdecken wir noch Neues in unserer Stadt, lernen neue Menschen kennen und dürfen bei neuen Projekten mitwirken. Das ist das Schöne; die Stadt entwickelt sich weiter, und es ist zwar immer traurig, wenn Locations von unserem Stadtplan schliessen, aber Neues kommt!
Ladenschliessungen und Neueröffnungen haben unseren Stadtplan ziemlich schnell zum Altern gebracht, doch einige Pläne haben wir noch. Falls Du liebe Leserin und lieber Leser gerne ein Teil unserer Geschichte werden möchtest, melde Dich gerne via @insideaarau (auf Instagram) oder insideaarau@bluewin.ch (via Email) und schicke uns Deine Adresse zu und wir lassen Dir gerne ein paar Pläne zukommen.
Über
Ausgewählte Aarauerinnen und Aarauer schreiben in der Rubrik «Gastkommentar» über ihre Sicht auf die Dinge und die Stadt.
Lydia Klotz und Eleonora Sartori sind zwei reisefreudige, musikbegeisterte und modeinteressierte Stundentinnen, die es lieben, Aarau immer wieder aufs Neue zu entdecken und Projekte (bspw. Postkarten) für und mit der Stadt zu realisieren.
Auf ihrem Aarau-Stadtplan und dem Instagram-Account @insideaarau geben sie Aarauempfehlungen und verraten Geheimtipps.