Gastkommentar

Tschüss, Aarau

Über eine Hass-Liebe mit dem Städtchen, dass ich mein Zuhause und meine Heimat nennen darf.

Von Fabienne Luder

 

Ach, du kleines Auenstädtchen, wie sehr ich dich liebgewonnen habe. Aber alles hat einmal ein Ende. Diejenigen die mich persönlich kennen, wissen, dass es mich wegzieht, eigentlich schon ein bisschen länger, wegen des leidigen Themas, dass wir alle nicht mehr hören können, bin ich aber immer noch hier. Aber Ende dieses Monats geht es endlich los. Ich packe meine sieben Sachen und ziehe vorerst einmal für acht Monate in den hohen Norden, was danach passiert steht noch in den Sternen. Es wird bestimmt ein Wiedersehen geben, die Frage ist nur wann und wie.

Ich fühle mich hier wohl, Aarau ist meine Wahlheimat. Seit ich 16 bin habe ich einen grossen Teil meiner Freizeit hier verbracht und vor vier Jahren bin ich dann endlich hierhergezogen. Ich habe mich entschieden, hier zu leben und es gibt gute Gründe dafür. Für mich als Dorfkind, war Aarau ziemlich gross, aber nicht zu gross. Es hat fast alles was man so braucht; die Aare und ihre Sandstrände, nette Cafés und Bars, eine fast autofreie Altstadt, die Telliblöcke, tolle kleine Läden, den Maienzug und seinen Vorabend. Es war einfach genau das, was ich mit Anfangs Zwanzig gesucht habe. Ich habe mir mein soziales Umfeld hier aufgebaut und bin herzlich aufgenommen worden, DANKE dafür. Ich durfte ein Teil vom Flösserplatz, vom KIFF und der Tuchlaube sein und was mich am meisten gefreut hat, dass ich den Prozessor mitaufbauen durfte. Da waren wundervolle Momente dabei und die werde ich auch vermissen, keine Frage. Aber nun soll sich ein neues Kapitel öffnen.

So sehr ich Aarau liebe, sehne ich mich doch nach ein bisschen Anonymität, nach etwas Neuem und für mich Unbekanntem. Ich bin hier zu bequem geworden, fühle mich zu wohl, bin in meiner Bubble versunken. Alles ist immer gleich, alle versinken in ihrem Trott, es passiert nichts Unvorhergesehenes oder Neues mehr. Nach der Zeit hier fühlt es sich eben doch wie ein Dorf an, man kennt sich, dass kann unglaublich schön sein, aber auch anstrengend. Ich wünsche mir neue Abenteuer. Ich will die Welt erkunden. Grösser denken und Grösseres sehen. Ich will auf Dächern tanzend, der Sonne beim Aufgehen zusehen. Ich möchte in Fabrikhallen junge, neue Kunst und in vernebelten Kellergewölben Psychedelic-Rockkonzerte sehen. Ich will die Herausforderungen, Freiheit und ich will ungebunden sein. Zum gemütlich und bequem sein, werde ich noch lange genug Zeit haben.
Und für das alles bist du, meine liebe Stadt, im Moment nicht die Richtige für mich.

Wie man so schön sagt, ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Tschüss und bis irgendwann.