Stadtgespräch

Upgrade für die Aarauer Dampfbahn-Werkstätte

Der rote Kaminturm der Aarauer Furka-Dampfbahn-Werkstätte erfuhr eine Sanierung. Die Massnahme sorgt für Sicherheit – sowohl für das Gebäude als auch für die Freiwilligen, die hier an den Bahnwagen der legendären Dampfbahn arbeiten.

Von: Olga Kuck
Bilder: Roman Gaigg

An der Rohrerstrasse 118 in Aarau steht ein Gebäude, das mehr Geschichten erzählt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Ursprünglich als städtischer Schlachthof errichtet, dient das Bauwerk seit über zwei Jahrzehnten als Werkstatt der Aarauer Sektion des Vereins Furka-Bergstrecke. Hier treffen sich jeden Dienstag und Donnerstag rund 20 bis 30 Freiwillige – überwiegend (Früh-)Pensionierte – um die historischen Bahnwagen der Furka-Dampfbahn zu restaurieren. Die meisten davon sind gelernte Handwerker, wie Schlosser oder Schreiner.

Den roten Kaminturm der Aarauer Werkstätte sieht man von Weitem. Dabei ist er nicht nur visuell auffällig, sondern war auch schon Ziel von Blitzeinschlägen. «Der Kaminturm war sanierungsbedürftig. Weil es zudem in Vergangenheit zu einem dokumentierten Blitzeinschlag gekommen ist, wurde bei dieser Gelegenheit auch gleich der Blitzschutz erneuert», berichtet Sara Cappiello, Leiterin Sektion Mietliegenschaften der Abteilung Ortsbürgergut und Mietliegenschaften der Stadt Aarau. Die Sicherheit der Arbeiter und die Erhaltung des Bauwerks machte eine Sanierung unumgänglich.



Die Aufgabe der technischen Sanierung mit denkmalpflegerischer Begleitung wurden von der Firma Zubler AG aus Hunzenschwil übernommen. Der über 12 Meter hohe Turm wurde in Folge Stein für Stein zurückgebaut. Mit ungefähr 5000 Klinkersteinen, vermauert in einem Blockverband, wurde das Fugenbild identisch wiederhergestellt und der Turm erneut aufgemauert. Anschliessend wurde eine neue Blitzschutzanlage montiert. Dabei wird das Bauwerk mit einem Ableiter ausgestattet, der den Blitzstrom sicher über die Gebäudehülle in die Erde führt. Das schützt den Bau, die darin befindlichen Personen und Geräte vor Schäden. «Aufgrund der denkmalpflegerischen Auflagen war es unumgänglich, den historischen Charakter des Kamins zu bewahren und gleichzeitig für maximale Sicherheit zu sorgen», erklärt Samuel Brun, Bauführer der Zubler AG. Die Arbeiten sind nun abgeschlossen und das Gerüst rund um den Turm wieder abgebaut.



Die Furka-Dampfbahn ist ein Stück Schweizer Eisenbahngeschichte. Ihr Bau begann 1911, wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen und erst 1925 vollendet. Die 18 Kilometer lange Zahnradstrecke führt von Realp durch einen Tunnel unter dem Furkapass nach Oberwald und ist bekannt für spektakuläre Landschaften und technische Meisterleistungen – so wie die Steffenbachbrücke, die jährlich vor Wintereinbruch demontiert wird, um sie vor Lawinen zu schützen.

1981 wurde der Betrieb eingestellt, ein Jahr später eröffnete der Furka-Basistunnel. Doch dank des Einsatzes von Eisenbahnfreunden erlebte die Furka-Dampfbahn eine Renaissance. Seit 2000 dampfen die historischen Züge wieder von Realp nach Gletsch, seit 2010 fahren sie planmässig bis Oberwald.

Die Arbeit der Freiwilligen der Sektion Aarau ist unverzichtbar. Mit der Sanierung des Kaminturms ist ein weiterer Schritt getan, um die Zukunft der Werkstatt und der Furka-Dampfbahn zu sichern. Dank der neuen Blitzschutzanlage können sich die Eisenbahnenthusiasten wieder ganz auf die Restaurierung der historischen Wagen konzentrieren.

Weitere Informationen: Wagenwerkstatt Aarau