Leseecke

«Leonard und Paul»: eine Geschichte über Freundschaft

Ein herzlicher und sehr humorvoller Roman über Freundschaft und Liebe.

Von Linus Suter

 

«Leonard und Paul» – oder «Leonard and Hungry Paul» im englischen Original, in dem ich es las – kam mit einer ganz grossen Empfehlung einer Bekannten. Solche Empfehlungen können manchmal gefährlich sein, zu hohe Erwartungen wecken oder die:den Leser:in gar verleiten, bei der Lektüre nach Dingen Ausschau zu halten, die eben doch nicht so toll sind.
Bei «Leonard und Paul» ist die Empfehlung mehr als gerechtfertigt. Rónán Hession erzählt von der Freundschaft zwischen Leonard, einem Kinderbuch-Ghostwriter, und Paul, der als Aushilfspostbote arbeitet. Die beiden verbindet eine tiefe Zuneigung, aber auch, dass sie beide nicht in die Schablone passen, die die Gesellschaft für Männer um die dreissig vorsieht. Für beide ist nicht die Karriere, der Erfolg, der Status das Wichtige im Leben. Stattdessen sehen sie – und zeigt das Buch – die Wunder, die im Entdecken von Neuem, im Erleben von Nähe, in Freundschaft und im Austausch steckt. Leonard und Paul wohnen beide noch in ihren Elternhäusern. Sie führen langsame, ernste, ruhige, introvertierte Leben. Als Leonard im Büro Shelley kennenlernt – oder vielmehr Shelley beschliesst, dass sie Leonard kennen lernen möchte – bringt das nicht nur für Leonard neue Perspektiven, sondern verändert auch die Freundschaft mit Paul.
Dies nicht ein Buch, in dem viel passiert, das Action macht. Es ist ein Buch, das kleine und stille Abenteuer ins Zentrum stellt, sich um ganz normale Menschen dreht, die eine besondere Freundschaft haben. Es erklärt, wie Kinder wirklich über die Römerzeit lesen möchten, weshalb Brettspiele wichtig sind und welche Kraft in der Pantomime liegt. «Leonard und Paul» bringt mal zum Lachen, mal stimmt es die Leser:innen nachdenklich. In jedem Moment ist es eine wunderbar warme Geschichte.

Das Buch kann in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.
Leonard und Paul, Rónán Hession / Woywod & Meurer, 2023.