Zeitreise

1848 – Ein Aarauer baut mit am modernen Bundesstaat

Im Frühjahr 1848 ist eine Verfassungskommission aus 23 Kantonsvertretern damit beauftragt, den bestehenden Staatenbund der Schweiz zu revidieren. Während 51 Tagen ringen die Mitglieder hinter verschlossenen Türen um die Gestalt des modernen Bundesstaats. Unter ihnen: der Aarauer und spätere Bundesrat Friedrich Frey-Herosé.

Von Manuel Näf und Simon Kalberer

Friedrich Frey ist 9 Jahre alt, als seine Familie 1810 im Zuge der Napoleonischen Kriege aus dem Königreich Bayern nach Aarau übersiedelte. Grossvater und Grossonkel gehörten damals bereits zum Aarauer Bürgertum und walteten zeitweise als Stadtammänner. Nach der Matur in Aarau und dem Studium in Paris übernahm Friedrich Frey 1821 die Leitung der väterlichen chemischen Fabrik in der Telli und erweiterte das Unternehmen um eine Baumwollspinnerei und -weberei – die späteren Räumlichkeiten der Chocolat Frey. Zu seinem Zunamen Herosé gelangte Friedrich Frey durch die Heirat mit der Fabrikantentochter Henriette Herosé 1824.

Klosterstreit und Sonderbundskrieg – Karriere in turbulenten Zeiten


Frey-Herosés politische Karriere fiel in die zunehmenden Spannungen der 1830er und 1840er Jahre zwischen den konservativen und liberalen Lagern der damaligen Eidgenossenschaft. Er wurde zuerst Grossrat, ab 1837 sass er im kleinen Rat (Regierungsrat). Als 1841 im Aargauer Klosterstreit die liberale Kantonsregierung die Klöster aufheben liess, war Frey-Herosé mit deren Umsetzung betraut, schlug als Oberbefehlshaber der kantonalen Truppen einen Aufstand im Freiamt nieder. 1847 entlud sich der Konflikt im Sonderbundskrieg zwischen den liberalen Kantonen und dem katholisch-konservativen Sonderbund. Frey-Herosé stand als Generalstabschef von Guillaume Henri Dufour auf Seiten der Sieger. Als Aargauer Vertreter in der Tagsatzung trat er in dieser Zeit auch auf dem eidgenössischen Politparkett in Erscheinung.
Bild: Druckgrafik von Friedrich Schönfeld (1807-1853) des Gefechts bei Gisikon zwischen Truppen der Tagsatzung und des Sonderbundes während des Sonderbundskriegs 1847. Quelle: wikimedia commons

Die Gründung des Bundesstaats – ein Politthriller


Vor dem Hintergrund des beendeten Bürgerkriegs setzte die Tagsatzung eine Kommission ein, der Schweiz eine neue Verfassung zu geben. Vertreter der Sieger und der besiegten Kantone sollten eine gemeinsame Bundesarchitektur entwerfen. Die Ideen dazu sind nicht nur äusserst vielfältig, sondern oftmals gegensätzlich. Die Verhandlungen werden hinter verschlossenen Türen geführt, das offizielle Protokoll enthält keine Namen von Antragsstellern und Votanten, um die einzelnen Mitglieder vor der öffentlichen Meinung und dem politischen Druck ihres Kantons zu schützen.


Bild: Der erste Bundesrat von 1848. Auch Friedrich Frey-Herosé wird nach seiner Tätigkeit in der Verfassungskommission in den ersten Bundesrat gewählt (im Vordergrund, Mitte). Quelle: wikimedia commons.

Doch die Mitglieder der Kommission halten in eigenen Aufzeichnungen für sich oder ihre Regierungen den Verlauf der Debatten fest. Unter ihnen auch Friedrich Frey-Herosé. In der neuen Folge des Podcasts «Geschichten aus Aarau» setzen sich Manuel und Simon mit Friedrich Frey-Herosé in die Kommissionssitzungen und folgen den Debatten und Konflikten, aus denen im Frühjahr 1848 der moderne Bundesstaat hervorging.

 



Die Folge kann auch auf Apple Podcast abgespielt werden.
Titelbild: Sitzung der Tagsatzung, 29. Oktober 1847. Im Vordergrund links, mit dem Rücken zum Betrachtenden sitzt Friedrich Frey-Herosé. Quelle: wikimedia commons