1386 trafen die Truppen von Leopold III. von Habsburg beim Ort Sempach auf die Eidgenossen. Auslöser waren Spannungen mit den eidgenössischen Orten, hauptsächlich Luzern, das damals selbstbewusst seinen Einflussbereich ausdehnte. Überraschenderweise unterlag das zahlenmässig überlegene Ritterheer den eidgenössischen Truppen. Die Folge: Herzog Leopold und ein Grossteil seines adligen Gefolges fielen im Kampf. Unter ihnen auch Vertreter der Aarauer Bürgerschaft, namentlich Ritter Ruman von Küngstein, Besitzer des Schlössli und Schultheiss Burkhart Vogt. Die Habsburger Herrschaft in den Vorlanden war damit empfindlich getroffen. Wenige Jahre später, um 1415, fällt der Aargau an die Eidgenossen.
Nach der Schlacht entstanden in zahlreichen Orten kirchliche Gedenktage, sogenannte Jahrzeiten, die für das Seelenheil einzelner Teilnehmer der Schlacht oder die Gefallenen insgesamt begangen wurden.
Erste eidgenössische Geschichtswerke des 15. und 16. Jahrhunderts, die Gründung des Bundesstaats im 19. Jahrhundert und die Geistige Landesverteidigung im Zweiten Weltkrieg verankerten in späterer Zeit das Ereignis im Geschichtsbild der Schweiz: Sempach wird in die Reihe sogenannter «Befreiungskriege» gegen Habsburg eingeordnet und die legendäre Figur von Arnold Winkelried zum Symbol für heldenmütigen Opferwillen für die Unabhängigkeit des Landes.
Ganz anders präsentiert sich die einsetzende Erinnerung auf Seiten der Verlierer. In Aarau und zahlreichen weiteren Orten der Habsburger Herrschaft betete man für das Seelenheil von Herzog Leopold III. und seine Ritter. In Königsfelden und weiteren Orten predigten die Kircherren, Leopold sei «in dem Seinen, mit den Seinen und von den Seinen erschlagen» worden. Auch nach der Eroberung durch die Eidgenossen um 1415 setzte man in Aarau und weiteren Aargauer Orten das Gedächtnis für Leopold fort. Dabei rückten vielerorts zunehmend die eigenen Bürger ins Zentrum des Gedächtnisses – und auch die neuen Landesherren nahmen Anstoss am fortgesetzten Gedächtnis ihrer Untertanen.
In der neusten Folge von «Geschichten aus Aarau» tauchen Manuel und Simon in die Aarauer Jahrzeitbücher ein und folgen dem Wandel des Sempacher Gedenkens in Aarau sowie weiteren Aargauer Kleinstädten. Dabei stossen sie auf politische Konflikte, lokale Legenden und reden über die Beziehung Aaraus zu ihren Habsburger Stadtherren.
Die Folge kann auch auf Apple Podcast abgespielt werden.
Ein Ereignis – unterschiedliche Erinnerungen
Nach der Schlacht entstanden in zahlreichen Orten kirchliche Gedenktage, sogenannte Jahrzeiten, die für das Seelenheil einzelner Teilnehmer der Schlacht oder die Gefallenen insgesamt begangen wurden.
Erste eidgenössische Geschichtswerke des 15. und 16. Jahrhunderts, die Gründung des Bundesstaats im 19. Jahrhundert und die Geistige Landesverteidigung im Zweiten Weltkrieg verankerten in späterer Zeit das Ereignis im Geschichtsbild der Schweiz: Sempach wird in die Reihe sogenannter «Befreiungskriege» gegen Habsburg eingeordnet und die legendäre Figur von Arnold Winkelried zum Symbol für heldenmütigen Opferwillen für die Unabhängigkeit des Landes.
Bild 1: Darstellung der Schlacht von Sempach. Im Vordergrund ist bereits die Legende von Arnold Winkelried dargestellt. In: Wappenbuch des Glarners Aegidius Tschudi, um 1560. Quelle: Wikimedia commons.
«In dem Seinen, mit den Seinen und von den Seinen»
Ganz anders präsentiert sich die einsetzende Erinnerung auf Seiten der Verlierer. In Aarau und zahlreichen weiteren Orten der Habsburger Herrschaft betete man für das Seelenheil von Herzog Leopold III. und seine Ritter. In Königsfelden und weiteren Orten predigten die Kircherren, Leopold sei «in dem Seinen, mit den Seinen und von den Seinen erschlagen» worden. Auch nach der Eroberung durch die Eidgenossen um 1415 setzte man in Aarau und weiteren Aargauer Orten das Gedächtnis für Leopold fort. Dabei rückten vielerorts zunehmend die eigenen Bürger ins Zentrum des Gedächtnisses – und auch die neuen Landesherren nahmen Anstoss am fortgesetzten Gedächtnis ihrer Untertanen.

Bild 2: Die obersten zwei Zeilen dokumentieren das Aarauer Gedächtnis wohl nach 1416 im älteren Jahrzeitbuch der Stadt Aarau. Übersetzung: «Jahresgedächtnis des erlauchten Fürsten und Herren, des Herzog Leopold von Österreich, und der übrigen Herren, Ritter, Edelknechte und ehrbaren Männer, die mit ihm in der Schlacht zu Sempach im Jahre des Herren 1386, am Tage nach St. Kilian erschlagen wurden. Ihre Seelen mögen im heiligen Frieden ruhen.» Stadtarchiv Aarau, Signatur Nr. 604. Eigene Aufnahme.
In der neusten Folge von «Geschichten aus Aarau» tauchen Manuel und Simon in die Aarauer Jahrzeitbücher ein und folgen dem Wandel des Sempacher Gedenkens in Aarau sowie weiteren Aargauer Kleinstädten. Dabei stossen sie auf politische Konflikte, lokale Legenden und reden über die Beziehung Aaraus zu ihren Habsburger Stadtherren.
Die Folge kann auch auf Apple Podcast abgespielt werden.
Titelbild: Eintrag der Jahrzeit für Herzog Leopold III. und seine Ritter im Aarauer Jahrzeitbuch von 1504. Stadtarchiv Aarau, Signatur Nr. 606. Eigene Aufnahme.
Über
Zeitreise
We Love Aarau macht regelmässig mit Geschichten und Anekdoten eine Reise ins vergangene Aarau.
In ihrem Podcast «Geschichten aus Aarau» tauchen die Aarauer Historiker Manuel Näf und Simon Kalberer monatlich in die Vergangenheit unserer Stadt ein. Das Ziel: Geschichte vor der eigenen Haustüre erleben. Erstausstrahlung des Podcasts jeweils am letzten Montag des Monats um 18.00 Uhr auf Radio Kanal K.