Menschen

Einer, der verbindet

Yannik Schmitter ist 34 Jahre jung, Sportlehrer, Organisator, Netzwerker – und Aarauer durch und durch. Ob früher auf dem Fussballplatz, an Konzerten oder beim Outdoortraining: Am liebsten bringt er Menschen zusammen.

Von Olga Kuck
Bilder: Roman Gaigg

Wenn Yannik durch Aarau spaziert, dauert es selten lange, bis er irgendwo hängenbleibt. Ein kurzes «Hoi», ein Schulterklopfen, zwei, drei Sätze, dann ergibt sich plötzlich eine Runde. «Es ist sehr ungezwungen. Man kann einfach dabei sein, aber auch mal seine Ruhe haben», sagt er.


Der 34-Jährige ist hier aufgewachsen, hier zur Schule gegangen und hier geblieben. Nur für die Ausbildung zog er kurz nach Bern. Zurück in Aarau fand er seine erste eigene WG an der «Golatti» und damit auch den Ausgangspunkt für vieles, was bis heute weiterwirkt. Oben, über dem Lockentopf, begann er 2017 mit seinen WG-Gspändlis, kleine Konzerte zu organisieren. Aus den Stubenkonzerten wurde «Bricks & Sounds». «Wir wollten an unterschiedlichen Plätzen in Aarau eine Bühne für Musik, tolle Künstlerinnen und Künstler, aber auch spontane Momente schaffen», erinnert sich der Aarauer. Heute ist «Bricks & Sounds» nicht aus dem Aarauer Kulturleben wegzudenken.



Bubbles mixen


Auf Aarau angesprochen erzählt Yannik rasch von den«verschiedenen Welten». In Aarau gäbe es viele Bubbles: Gruppen, die nebeneinander existieren, aber sich selten berühren. «Ich mag es, wenn sich die Kreise plötzlich vermischen und das zusammenkommt, was zusammengehört.» Im Gespräch mit Yannik fällt schnell auf: Die Fähigkeit, Menschen miteinander zu vernetzen, zieht sich durch fast alles, was er anpackt.

Seit elf Jahren unterrichtet Yannik an der Oberstufe in Birr. Vier Tage die Woche Schule, einen Tag reserviert für das, was daneben wächst: Konzerte, Treffen, Ideen. Eines seiner Herzensprojekte heisst «Aaroutdoor». Zusammen mit drei Sportlehrerkollegen gründete Yannik 2017 ein Bewegungsangebot im Freien. «Am Anfang haben wir Freunde verdonnert, mitzumachen», erzählt er lachend. Heute sind acht Coaches Teil des Teams, das Projekt wächst organisch, ohne grosses Marketing.

Einmal Aarau, immer Aarau


Wegziehen ist für den Aarauer kein Thema. «Die Stadt ist für mich ein Ort, wo vieles einfach passt. Man kennt sich, man erreicht die Leute, kann Ideen ausprobieren.» Für Yannik ist seine Heimat auch nach all den Jahren ein Experimentierfeld geblieben: gross genug, um Neues zu wagen, klein genug, um Wirkung zu spüren. «Aarau ist ständig im Fluss. Die Aare ist eigentlich schon das perfekte Symbol dafür», lacht er. Aus Sicht von jemandem, der sehr (wirklich: sehr) gern auswärts essen geht, fehlt ihm manchmal die eine oder andere kulinarische Ergänzung im Aarauer Angebot.

«Die Stadt funktioniert, weil die Leute sich einbringen»


Ob als Moderator beim «Mida»-Festival oder als ehemaliges Mitglied der Neujahrsempfang: Er engagiert sich dort, wo Menschen etwas gemeinsam aufbauen. «Viele sind bereit, etwas beizutragen. Das gehört fast zum guten Ton, man will nicht einfach nur konsumieren. Diese Stadt funktioniert, weil die Leute sich einbringen.» Was ihn antreibt, ist selten ein bestimmter Plan, sondern das Vertrauen in das, was sich ergibt. «Manchmal fügt sich alles: Plötzlich kennt man jemanden, der jemanden kennt, der oder die für das gleiche brennt. Das ist Aarau. Das ist das Schöne daran.»