Friedrich Hofmann wurde 1868 geboren und übte zuerst den Beruf eines Waldarbeiters aus. Damit ist auch sein Übername «Tannliwatz» zu erklären. Später war er zeitweise als Fräser tätig, doch den Aarauern wurde er bald als «Stadtoriginal» bekannt. Das mochte von seiner geringen Körpergrösse von lediglich 150 Zentimetern, aber auch von seinem Schlaumeiergesicht herrühren. Sein Markenzeichen war der Stumpen im Mundwinkel. Weil er nur über bescheidene finanzielle Mittel verfügte, ging er jeweils in der Stadt den Trottoirrändern nach und sammelte Zigaretten- und andere Tabakreste auf, die er dann zu Haues fachgerecht zu neuem Raucherzeug verarbeitete. «Tannliwatz» starb im Alter von 86 Jahren anno 1954.
Mit Jahrgang 1872 nur unwesentlich jünger war Gottlieb Wassmer, der ursprünglich aus Suhr stammte und von Beruf Möbelpolierer war. In jungen Jahren war er auf der Walz, allerdings war sein Metier alles andere als gefragt. Kehrte er nach Aarau zurück, hielten ihn Freunde und Gönner finanziell über Wasser. So übernachtete er häufig bei «Mutter Grün» im Wald oder unter einem Heuhaufen im Schachen. Zwei lustige, aber auch listige Äuglein verrieten den angeborenen Schalk, den allzeit fröhlichen Tippelbruder, der niemandem etwas zuleide tat. Seinen Übernamen «Blüemli-Gottlieb» verdankte er einem leicht zerknitterten grünen Jägerhut mit aufgepflanzten Blumen als auffälligen Schmuck. An einem trüben Dezembertag des Jahres 1943 verliess Gottlieb Wassmer die für ihn nicht immer gnädige Welt, wohl mit seiner gewohnten Redensart: «Dene Umständ, woni Ihne gmacht ha, tueni mi underzieh!».
Die beiden Stadtoriginale «Tannliwatz» und «Blüemli-Gottlieb».
Gustav «Guschti» Aeschbach erblickt 1920 das Licht dieser Welt und wuchs in bescheidenen Verhältnissen in der Halde auf. Er besuchte zuerst die Kunstgewerbeschule in Zürich, wandte sich aber 1945, in den aufregenden Tagen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dem Journalismus. Er fand als freier Mitarbeiter beim Aargauer Tagblatt das damals noch kaum abgedeckte, weite Feld der lokalen Berichterstattung, dem er zeit seines Lebens treu blieb. Legendär waren seine Prozessschilderungen aus dem damaligen Schwurgericht. Er hatte aber auch ein ausgesprochenes Flair für historischen Lesestoff und für die berührenden menschlichen Geschichten, die er meistens an einem Stammtisch in den zahlreichen Aarauer Wirtschaften abholte. Er erfasste dank seinen «Bodenkontakten» instinktiv, was die Volksseele bewegte. Seine Zeitungskolumnen unter dem Pseudonym «Eusebius» waren legendär, bewegten sie sich doch fast immer auf dem schmalen Grat zwischen Dichtung und Wahrheit. «Guschti» war ein Geniesser und Lebenskünstler, der über ein breites Netzwerk verfügte. Verliess er vorzeitig einen Stammtisch, im Wissen, dass mit Vorliebe über Abwesende getratscht wurde, so verabschiedete er sich mit dem Spruch «Ich bitte um ein gnädiges Urteil». Im Dezember 1992 verstarb er im Alter von 72 Jahren.
Journalist Gustav Aeschbach
Ein Jahrgänger Aeschbachs war Jakob «Joggi» Dössegger (Titelbild), ein Aarauer Urgestein, der sehr bald zum offiziellen «Stadtoriginal» mutierte. Einerseits wegen seiner kurzen Hosen, die er in jeder Jahreszeit eisern trug, andrerseits wegen seiner eloquenten Diskussionsfreudigkeit in der städtischen Beizenszene. Seine Brandreden im Fussballstadion Brügglifeld oder im Kreis der damaligen «Bohème» in der Brötli-Bar im alten «Affenkasten» waren legendär. Und in den Sommermonaten markierte er auf «seiner» Pritsche in der Badi im Schachen Präsenz, zeichnete, spielte Schach oder suchte das Gespräch. Seine Brötchen verdiente der Familienvater bei der Firma Kern (zuletzt in der Abteilung Reisszeuge), sein Interesse galt aber seit Jahrzehnten der Malerei. Die Anerkennung seines Werks liess allerdings auf sich warten. Erst 1981 durfte er im Foyer des Aargauer Kunsthauses ausstellen. Seine Vaterstadt ehrte ihn schliesslich 1991 mit der Retrospektive des künstlerischen Schaffens, mit einer Ausstellung im Aarauer Rathaus. Nach längerer Krankheit starb Joggi Dössegger am 11. März 1995.
Blumen auf dem Jägerhut
Mit Jahrgang 1872 nur unwesentlich jünger war Gottlieb Wassmer, der ursprünglich aus Suhr stammte und von Beruf Möbelpolierer war. In jungen Jahren war er auf der Walz, allerdings war sein Metier alles andere als gefragt. Kehrte er nach Aarau zurück, hielten ihn Freunde und Gönner finanziell über Wasser. So übernachtete er häufig bei «Mutter Grün» im Wald oder unter einem Heuhaufen im Schachen. Zwei lustige, aber auch listige Äuglein verrieten den angeborenen Schalk, den allzeit fröhlichen Tippelbruder, der niemandem etwas zuleide tat. Seinen Übernamen «Blüemli-Gottlieb» verdankte er einem leicht zerknitterten grünen Jägerhut mit aufgepflanzten Blumen als auffälligen Schmuck. An einem trüben Dezembertag des Jahres 1943 verliess Gottlieb Wassmer die für ihn nicht immer gnädige Welt, wohl mit seiner gewohnten Redensart: «Dene Umständ, woni Ihne gmacht ha, tueni mi underzieh!».
Die beiden Stadtoriginale «Tannliwatz» und «Blüemli-Gottlieb».
Die Volksseele genau erfasst
Gustav «Guschti» Aeschbach erblickt 1920 das Licht dieser Welt und wuchs in bescheidenen Verhältnissen in der Halde auf. Er besuchte zuerst die Kunstgewerbeschule in Zürich, wandte sich aber 1945, in den aufregenden Tagen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dem Journalismus. Er fand als freier Mitarbeiter beim Aargauer Tagblatt das damals noch kaum abgedeckte, weite Feld der lokalen Berichterstattung, dem er zeit seines Lebens treu blieb. Legendär waren seine Prozessschilderungen aus dem damaligen Schwurgericht. Er hatte aber auch ein ausgesprochenes Flair für historischen Lesestoff und für die berührenden menschlichen Geschichten, die er meistens an einem Stammtisch in den zahlreichen Aarauer Wirtschaften abholte. Er erfasste dank seinen «Bodenkontakten» instinktiv, was die Volksseele bewegte. Seine Zeitungskolumnen unter dem Pseudonym «Eusebius» waren legendär, bewegten sie sich doch fast immer auf dem schmalen Grat zwischen Dichtung und Wahrheit. «Guschti» war ein Geniesser und Lebenskünstler, der über ein breites Netzwerk verfügte. Verliess er vorzeitig einen Stammtisch, im Wissen, dass mit Vorliebe über Abwesende getratscht wurde, so verabschiedete er sich mit dem Spruch «Ich bitte um ein gnädiges Urteil». Im Dezember 1992 verstarb er im Alter von 72 Jahren.
Journalist Gustav Aeschbach
Die legendären kurzen Hosen
Ein Jahrgänger Aeschbachs war Jakob «Joggi» Dössegger (Titelbild), ein Aarauer Urgestein, der sehr bald zum offiziellen «Stadtoriginal» mutierte. Einerseits wegen seiner kurzen Hosen, die er in jeder Jahreszeit eisern trug, andrerseits wegen seiner eloquenten Diskussionsfreudigkeit in der städtischen Beizenszene. Seine Brandreden im Fussballstadion Brügglifeld oder im Kreis der damaligen «Bohème» in der Brötli-Bar im alten «Affenkasten» waren legendär. Und in den Sommermonaten markierte er auf «seiner» Pritsche in der Badi im Schachen Präsenz, zeichnete, spielte Schach oder suchte das Gespräch. Seine Brötchen verdiente der Familienvater bei der Firma Kern (zuletzt in der Abteilung Reisszeuge), sein Interesse galt aber seit Jahrzehnten der Malerei. Die Anerkennung seines Werks liess allerdings auf sich warten. Erst 1981 durfte er im Foyer des Aargauer Kunsthauses ausstellen. Seine Vaterstadt ehrte ihn schliesslich 1991 mit der Retrospektive des künstlerischen Schaffens, mit einer Ausstellung im Aarauer Rathaus. Nach längerer Krankheit starb Joggi Dössegger am 11. März 1995.
Titelbild: Kunstmaler Joggi Dössegger
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Zeitreise
We Love Aarau macht jeden Monat mit Geschichten und Anekdoten eine Reise ins vergangene Aarau.
Hermann Rauber, 69, ist Historiker und Journalist. Nach seiner Pensionierung ist er noch lange nicht schreibmüde, arbeitet für verschiedene Publikationen und ist als Stadtführer tätig. Am liebsten sind ihm dabei Geschichten über die Gaststätten und das frühere Nachtleben in Aarau.