Gastkommentar

Birchermüsli & Gipfeli – Der Frühaufsteher erwischt den Brunch

Zmorge oder Brunch in Aarau? In diesem Gastkommentar gibts etwas Geschichte und einige Tipps.

Von Lydia Klotz und Eleonora Sartori

 

«Ich han en bag, er isch voll mit Gipfeli», heisst es im Song «Gipfeli» vom Aarauer Rapper Slime Spidey. Der Frage, ob Frühstück zuhause mit einem Sack Gipfeli oder in einem Restaurant zum Brunch, widmen wir uns in diesem Gastkommentar. Gerne möchten wir zeigen, was das Birchermüsli mit Aarau zu tun hat, die Brunch- bzw. Frühstückskultur beleuchten und Tipps zum Frühstücken in Aarau teilen.
Unsere Servierempfehlung für diesen Text: Mache es dir gemütlich mit dem Frühstücksgetränk deiner Wahl (wir empfehlen einen Chai Latte) und geniesse den Gastkommentar.

Birchermüsli – Back to the roots


Als wir für die Recherche zu unserem Stadtplan ins Aarauer Stadtmuseum gingen, wurden wir auf die Person Max Bircher-Benner aufmerksam. Er ist 1867 in Aarau geboren und hat hier die Matura absolviert. Bircher-Benner studierte Medizin in Zürich und Berlin. Er lebte also in den gleichen Städten wie wir heute. Er wurde Arzt und Ernährungsreformer und vor allem entwickelte er das weltbekannte Birchermüsli. In einem von ihm in Zürich gegründeten Sanatorium betreute Bircher-Benner unter anderem magenkranke Personen. Er entwickelte eine vegetarische Rohkost-Apfel-Diätspeise, welche von den Patientinnen und Patienten schon bald als Birchermüsli benannt wurde (Infos von Wikipedia). Diese Speise sollte in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch möglichst nahekommen.
Hier ein klassisches Birchermüsli-Rezept aus unserem geliebten TipTopf-Kochbuch: 50g Haferflocken, 35g Dinkelflocken, 1.5 dl Orangensaft (frisch gepresst), 250g Naturjoghurt, 1 EL Birnel zusammengeben und zwei Stunden oder über Nacht im Kühlschrank quellen lassen. 1 Banane, 1 Apfel, 200g frische Beeren, 1 dl Rahm und saisonale Früchte beigeben oder das Müsli damit garnieren.
Heute gibt es das Birchermüsli in vielen Variationen und auch der Starkoch Jamie Oliver gibt eine einfache Anleitung fürs Schoggi-Birchermüsli.
Am 31. Mai eröffnet tibits eine Filiale in Aarau, bestimmt wird es da auch Birchermüsli geben. So kehrt es gewissermassen in die Heimatstadt des Erfinders zurück.

Hesch Luscht, zäme go zmörgele?


Wir lieben beide Brunch; das gemütliche, grosse und grundsätzlich späte Frühstück mit Familie und Freundinnen und Freunden. Doch um ehrlich zu sein, so spät ist der Brunch in Aarau (oder generell in der Schweiz) gar nicht. In vielen Lokalen gibt es Brunch «nur» bis 11 Uhr. Um diese Zeit setzen einige Personen erst gerade den ersten Fuss aus dem Bett. So beispielsweise in Berlin. Da kann man sonntags in Restaurants bis 17 Uhr Frühstücken. Man muss schliesslich Kraft tanken nach nächtelangem Raven.
Abgesehen von der frühen Anfangszeit ist Brunchen in der Schweiz generell ziemlich teuer. Dies, obschon man in vielen Lokalen «einfach» Brot oder ein Gipfeli und Konfitüre erhält. Doch der «grosse» Brunch scheint langsam Überhand zu nehmen. Von Avocado Toasts, über Açai-Bowls, zu pochierten Eiern und Pancakes, ob süss oder salzig, es gibt für jeden Frühstückstypen etwas. Die meisten Lokale bieten einem eine Milchauswahl bzw. Alternativproduktauswahl an. Wir schätzen es immer, wenn gefragt wird: «Normale Milch oder Hafer, Soja oder Mandel…?»
Aufgepasst: Sonntags haben viele Lokale in Aarau geschlossen. Will man brunchen gehen, muss man gut planen und recherchieren, ob man nicht vielleicht doch den Brunch auf Samstag legen kann.
Definitiv sonntags offen und mit leckerem Frühstücksangebot können wir den Beck Maier empfehlen. Bei Max-Moriz und in der Tuchlaube kann man sich ebenfalls sonntags zum Brunch treffen. Samstags ist das ganze schon etwas einfacher, neben dem Beck Maier, Max-Moriz und der Tuchlaube bietet das Lucky Monkey sogar für Langschläfer:innen jeden Samstag von 9.00-16.00 Uhr Brunch an! Auch im Lockentopf kann man samstags lecker frühstücken. Wenn’s gemütlicher sein darf, setzen wir uns gerne mit einer Zimtschnecke ins BYRO, um den kleinstädtischen Alltag zu beobachten. Das wohl einzigartigste Bruncherlebnis in Aarau bietet aber die Brunchgöttin. Bei ihr kann man sich den Brunch an einen Wunschort liefern lassen, inklusive Gläser, Geschirr und Servietten. Ein rundum Erlebnis!
Beim Reisen fällt uns immer wieder auf, wie unterschiedlich Frühstücksgewohnheiten sind. Vom Espresso und Cornetto in Italien über English Breakfast mit Bohnen, Speck und Ei zu Reis in Japan und Weisswürsten in Bayern. Spannend, wie das Frühstück die Kultur repräsentiert. Vom gemütlichen Hinsetzen und Essen zu einer To-Go-Kultur, in der keine oder nur wenig Zeit für das Frühstück eingeplant wird.


Z’Morge dihei?


Es ist schön, auswärts zu frühstücken. Aber sind wir mal ehrlich, was geht über ein Z’morge im Bett oder auf dem Sofa? Wenn man genügend Zeit hat, kann man sich auch zuhause einen tollen (kostengünstigeren) Brunch zaubern. Im Alltag gibt es bei uns häufig nur schnell ein Porridge mit etwas Obst. Wir erinnern uns an lustige Episoden aus unseren WGs. Ein Mitbewohner hatte mal eine Erdnussphase. Er hatte gehört, dass Erdnüsse gesund sein sollen und ass nun morgens ausschliesslich Erdnüsse. Es klang immer so, als sässe da ein kleines Eichhörnchen in der Küche und schälte Nüsse. Eine Mitbewohnerin hatte jeden Tag immer das genau gleiche Frühstück: ein Vollkornbrötchen und eine Kiwi (für die Verdauung).
Wenn man zuhause isst, greift man (zumindest, wenn sonst niemand zuhause ist), schnell zum Handy, YouTube-Video oder Podcast. Irgendwie sucht man sich Gesellschaft und es ist manchmal wie Tom Odell in «Half as good as you» singt: «I’m sick to death of eating breakfast on my own…I’m sick to death of spilling coffee on my phone».
Damit genau das nicht passiert, sagen wir uns ab und zu: Heute wollen wir mal ohne Technik in den Tag starten und schnappen uns ein Buch oder eine Zeitung. Aber wann konzentriert man sich wirklich mal aufs Essen?
Vielleicht beim 1. August- oder Osterbrunch. Diese Bräuche sind in der Schweiz sehr verbreitet, wie wir jedes Jahr aufs Neue in den Insta-Stories sehen. Hier ein festlich gedeckter Tisch, dort ein grosser Zopf und ein Korb voller Gipfeli. Hier gekochte Eier, dort Birchermüsli und Orangensaft. Apropos O-Saft:

Und was dörfs z’Trinke sii?


Während meines Bachelors durfte ich eine Zeit lang in einem Café/Restaurant arbeiten. Ich, als nicht Kaffeetrinkerin, musste schmunzeln, als ich mit den verschiedenen Kaffeebestellungen konfrontiert wurde und musste erst einmal lernen, was denn mit «Schale» oder «en Churze» gemeint war.
Italien ist bekannt für seinen Kaffee, am besten aus der Bialetti. In England trinkt man bekanntlich Tee. Und in der Schweiz?
Eine eindeutige Antwort haben wir darauf nicht. Es gibt bereits Unterschiede zwischen einem Frühstück zu Hause, bei dem viele unserer Freundinnen, Freunde und Bekannten zum Kaffee greifen und dazu vielleicht ein Glas Saft wählen. Wobei wir vermehrt Menschen im Umfeld haben, welche Kaffee durch Matcha ersetzt haben. Bei einem Brunch unterwegs dagegen variieren die Bestellungen stark. Von Chai Latte zu Latte Macchiato oder Kurkuma Latte. Wer uns, Inside Aarau, kennt, weiss, wir bestellen definitiv immer einen Chai Latte. Für diesen empfehlen wir dir wärmstens, beim Home Barista Shop oder beim Tchibo-Café vorbeizuschauen. Beide sind aber nebst dem leckeren Chai Latte auch für guten Kaffee bekannt und auch gut geeignet für ein Frühstück(sgetränk) to go.

Wie und was frühstückst du? Hast du Frühstückstipps für uns oder unsere Community? Schreib uns gerne auf @insideaarau auf Instagram.

Am 2. Juni und 7. Juli 2024 findet übrigens in der Aeschbachhalle jeweils ab 10 Uhr ein Sunday Blues Brunch mit Livemusik statt. Das Programm klingt wunderbar. Habt ihr euch schon einen Platz reserviert?

Bei all unseren Überlegungen übers Frühstück, wäre es eigentlich mal wieder Zeit, Breakfast at Tiffany’s zu schauen. Oder?