Oberentfelden ist ja selten in den Medien, aber diese Woche hats für einmal geknallt: Die «Blowjob-Meisterschaft» wurde von Blick bis 20 Minuten dankbar für Empörungsklicks aufgenommen. Der Deal: Für 90 Franken kann die Kundschaft mit acht Sexarbeiterinnen unbegrenzten Oralsex haben und danach die «Miss Blowjob 2022» küren. Frauenverbände und Sexarbeiterinnen schlugen gleichermassen Alarm, die Präsidentin der Die Mitte Frauen bezeichnete die Aktion als «öffentliche Demütigung der Frauen» – und hat damit recht. Und Lelia Hunziker, Geschäftsführerin der Fachstelle für Frauenhandel und Frauenmigration FIZ und Vorstandsmitglied der ProCoRe, betont gegenüber der AZ einen wichtigen weiteren Punkt: die Arbeitsbedingungen. Die Frauen müssten auch während des Anlasses die Möglichkeit haben, Kunden abzulehnen, und zu ihren eigenen Konditionen mitmachen zu können.
Bloss: Der Gemeindeammann von Oberentfelden und Empfänger von bösen Briefen ob der angekündigten Meisterschaft sieht trotz allem keine Probleme. Wie überraschend, ein Boomer-Mann, der sein Geld wohl noch nie mit Sexarbeit verdienen musste findet die Idee einer «Blowjob-Meisterschaft» nicht stossend. Auch der Inhaber des Clubs sieht keine Berechtigung an der Kritik: Die teilnehmenden Frauen täten dies freiwillig, gab er gegenüber Radio Argovia an – und sie bekämen sogar einen «zusätzlichen Batzen» für die Teilnahme. Auch hier: Total überraschende Aussage von einem Mann, der seine körperliche Integrität wohl noch nie aufgeben musste, um seine Miete zu bezahlen.
Davon abgesehen, dass diese Aktion unfassbar frauenverachtend ist: Sie ist auch einfach sehr, sehr langweilig. Und sehr, sehr heteronormativ. Ich weiss, ich lebe in einer gemütlichen Bubble und mir gefällt die Vorstellung, dass die Welt mittlerweile ein bisschen sexpositiver und diverser ist. Dass Schmuddelclubs bald der Vergangenheit angehören, dass alle Menschen entscheiden können, ob sie mit Sexarbeit Geld verdienen wollen und dies auch selbstbestimmt tun können – weil sie eben keinen «zusätzlichen Batzen» brauchen, sondern weil sie es aus Lust tun wollen. Aber so weit sind wir halt noch nicht und darum gibts heute von mir ein paar Tipps für die Übergangsphase. Sauna-Clubs of the world unite, für eure nächsten Anlässe gäbe es folgende Alternativen zur «Blowjob-Weltmeisterschaft»:
Bloss: Der Gemeindeammann von Oberentfelden und Empfänger von bösen Briefen ob der angekündigten Meisterschaft sieht trotz allem keine Probleme. Wie überraschend, ein Boomer-Mann, der sein Geld wohl noch nie mit Sexarbeit verdienen musste findet die Idee einer «Blowjob-Meisterschaft» nicht stossend. Auch der Inhaber des Clubs sieht keine Berechtigung an der Kritik: Die teilnehmenden Frauen täten dies freiwillig, gab er gegenüber Radio Argovia an – und sie bekämen sogar einen «zusätzlichen Batzen» für die Teilnahme. Auch hier: Total überraschende Aussage von einem Mann, der seine körperliche Integrität wohl noch nie aufgeben musste, um seine Miete zu bezahlen.
Davon abgesehen, dass diese Aktion unfassbar frauenverachtend ist: Sie ist auch einfach sehr, sehr langweilig. Und sehr, sehr heteronormativ. Ich weiss, ich lebe in einer gemütlichen Bubble und mir gefällt die Vorstellung, dass die Welt mittlerweile ein bisschen sexpositiver und diverser ist. Dass Schmuddelclubs bald der Vergangenheit angehören, dass alle Menschen entscheiden können, ob sie mit Sexarbeit Geld verdienen wollen und dies auch selbstbestimmt tun können – weil sie eben keinen «zusätzlichen Batzen» brauchen, sondern weil sie es aus Lust tun wollen. Aber so weit sind wir halt noch nicht und darum gibts heute von mir ein paar Tipps für die Übergangsphase. Sauna-Clubs of the world unite, für eure nächsten Anlässe gäbe es folgende Alternativen zur «Blowjob-Weltmeisterschaft»:
- Bucht einen Workshop mit Jessica vom queerfeministischen Sex-Shop «untamed.love». Jessica ist sehr cool, sehr aufgeklärt und hats auch im Griff mit Boomern, die noch ein bisschen (viel!) Nachhilfe in Bezug auf Sex brauchen. Und die Toys sind übrigens auch sehr zu empfehlen.
- Lasst euch von Sarah Wimmer erklären, wie ihr eure eigene Sexualität lustvoll erkunden könnt. Dann merkt ihr vielleicht, wie langweilig der von euch propagiert Pornosex ist.
- Apropos Porno: Geht ans Luststreifen Festival und bildet euch weiter.
- Oder löst ein Abo für die Filme der feministischen Pornoproduzentin Erika Lust. Besser als Netflix!
- Sprecht mit euren Sexarbeiterinnen. Wenn ihr nicht wisst, wie oder worüber, kontaktiert eine der zahlreichen Anlaufstellen, die im Aargau ist diejenige für sexuelle Gesundheit SEGES (die Adresse solltet ihr by the way auch euren Kunden ans Herz legen, dort kann man sich testen lassen).
In einer früheren Version des Gastkommentars stand, der Gemeindeammann von Oberentfelden sei Mitinhaber des Sauna-Clubs. Das ist falsch. Wir haben den Fehler entsprechend korrigiert und entschuldigen uns dafür.
Über
Ausgewählte Aarauerinnen und Aarauer schreiben in der Rubrik «Gastkommentar» über ihre Sicht auf die Dinge und die Stadt.
Miriam Suter ist Journalistin und aus dem Fricktal nach Aarau geflüchtet. Sie schreibt vor allem über feministische Themen und produziert zusammen mit der Poetry Slammerin Lisa Christ den Podcast «Faust und Kupfer».