Gastkommentar

Côte d’Aarau

Eine Flaschenpost über die Aare.

Von Lydia Klotz und Eleonora Sartori

 

Die Aare im Aargau fliesst durch Aarau. Diese Tatsache hat schon viele Tourist:innen verwirrt. Oft vermischen oder bringen sie etwas durcheinander. Ihr wohnt in Aargau? Wie ist der Kanton Aarau so? Heisst die Stadt nach der Aare? Wenigstens da haben sie recht. Aarau setzt sich aus den Worten Aare und Au zusammen und bedeutet «Wiese an der Aare». Zeit, dem besonderen Fluss einen Text zu widmen, oder?

Die Aare


Der 288 km lange Fluss, die Aare, ist der längste innerhalb der Schweiz verlaufende Fluss. Sie entspringt in den Berner Alpen beim Oberaargletscher, durchquert die Hauptstadt Bern sowie die erste Hauptstadt der Helvetischen Republik 1798 Aarau. Der Fluss durchquert somit die drei Kantone Bern, Solothurn und Aargau. Im Kanton Aargau nimmt die Aare in der Nähe von Brugg im sogenannten Wasserschloss die Reuss und Limmat auf, bevor sie bei Koblenz in den Rhein mündet. Die Aare ziert nicht nur unsere geliebte Kantonshauptstadt, sondern als einer der drei grossen Flüsse auch das Aargauer Kantonswappen.
Ihre Bedeutung für die Stadt Aarau wird unter anderem im Refrain vom Stadtsong ersichtlich:

D’Gibel vo der Altstadt
s’Naturama, s’Schlössli
d’Aare, d’Gärte, d’Wälder
das isch Aarau eusi Stadt


Apropos Musik. Nicht nur in der Aare schwimmen viele Fische, auch in der Schweizer Musikszene finden sich grosse Fische. Die Schweiz hat eine unglaublich talentierte Person an den ESC geschickt, welche mit dem Song «The Code» den Titel in die Schweiz geholt hat. Der Name «Nemo» erinnert uns kurzzeitig jeweils an den Fisch von «Findet Nemo». Wir können uns an das erste Konzert von Nemo erinnern, das wir miterleben durften. Nemos Eltern haben den Namen «Nemo» bewusst gewählt, weil das Wort auf lateinisch «niemand» bedeutet, und «Wenn ich niemand bin, kann ich alles werden». Eine bezaubernde Idee und Bedeutung hinter der Namensgebung.

Wir denken bei der Aare immer an unseren Schulabschluss. Mit der ganzen Klasse haben wir uns dort zum Grillieren und Feiern getroffen. Ausserdem überqueren wir die Aare oft, um Freundinnen auf der anderen Wasserseite zu besuchen. Wer die Aare chic überqueren möchte, kann die Pont Neuf nutzen. Kleine Brücken führen zum Zurlindeninseli, was auch immer einen Besuch wert ist. Ab und zu sieht man die Pontoniere auf dem Wasser. Ansonsten gibt es aber nicht wirklich Schiffsverkehr.



 

Sommer an der Aare


Ein Sommer in Aarau ohne Aare wäre kaum vorstellbar. Zeit, eine Hymne in Form einer (digitalen) Flaschenpost zu schreiben.
Beim Entwickeln unseres Stadtplans haben wir eine Umfrage gemacht, um zu erfahren, was die Teilnehmer:innen ihren Freund:innen zeigen würden, die zum ersten Mal Aarau besuchen. Sehr oft fiel die Antwort «Aare». Das zeigt, wie sehr Aarauer:innen den Fluss schätzen.
«Gömmer ad Aare?», lautet die Standardfrage an heissen Sommertagen. Denn das Naherholungsgebiet um die Aare eignet sich perfekt, um etwas Ruhe zu geniessen, sich abzukühlen und sich auf einer Luftmatratze über das Wasser treiben zu lassen. Aarauinfo bietet dafür die geeigneten Schwimmbeutel, damit die Sachen beim Baden nicht geklaut werden und sicher nicht nass werden.
Aarau bietet keine «Aare-Badi» mehr. Dafür gibt es an anderen Ortschaften, welche an die Aare grenzen, tolle Fluss-Badis. So kann man beispielsweise in der Badi Aarberg, in der Aare schwimmen oder im künstlichen Schwimmbecken baden. In Bern kann man im «Freibad Marzili» schwimmen, inklusive perfekter Aussicht auf das Bundeshaus. Schon beim Einfahren nach Bern fällt uns jedes Mal die einmalige Farbe der Aare in dieser Stadt auf. Früher, in den 50er-Jahren, gab es auch in Aarau eine Badeanstalt direkt am Ufer der Aare. Eine solche Badi wäre heute aufgrund neuer Vorschriften und Gesetzesvorlagen nicht mehr möglich.
Doch braucht man eine Badi? Für die mutigen Personen unter uns bietet die Brücke «Süffelsteg» ein ideales Sprungbrett.
Doch nicht nur zum Baden eignet sich die Aare perfekt. Ein Ausflug an das Ufer lohnt sich auch für ein Picknick, einen Spaziergang oder für Perlenketten-Liebhaber:innen wie uns, um sich eine Decke zu schnappen und es sich mit Perlen und Faden gemütlich zu machen.

 



Unglaublich gemütlich und schön ist es auch, abends bei der Schwanbar ein kühles Getränk zu geniessen (die Saison hat am 13. Juni gestartet), die Füsse vielleicht in der Aare zu kühlen, die Schwäne (oder Biber) zu beobachten und gemeinsam Zeit zu verbringen. Genauso toll ist das Summertime, welches einen superleckeren Haus-Eistee anbietet. Wir mögen es auch besonders, in der Stadtgärtnerei ein Glacé zu essen, uns dort auf die Schaukel zu setzen und danach an der Aare spazieren zu gehen.


Sammelt man dann noch Muscheln und geht mit den Füssen ins Wasser, fühlt es sich teilweise etwas wie eine asiatische Pediküre an, wenn die Fischchen um einen herumschwimmen. Probiert man sich dann noch im Stand-Up-Paddling, realisiert man, dass Sommerferien zuhause auch grosse Freude bereiten können.

Herausforderungen für die Aare


In Potsdam bei Berlin findet dieses Wochenende eine Tagung mit dem Titel KlimaKlangTransformation statt. Schon beim Eröffnungsvortrag mussten wir wieder an unsere Aare denken. Im Vortrag wurde gezeigt, wie die schottische Künstlerin Katie Paterson das Schmelzen von Gletschern akustisch festgehalten hat. Erst hat sie bei den Gletschern Tonaufnahmen vom schmelzenden Eis gemacht, dann hat sie das eingesammelte Schmelzwasser eingefroren und daraus schallplattenartige Objekte gepresst. Als diese dann in einem Plattenspieler abgespielt wurden und dabei schmolzen, hat sie das erneut aufgezeichnet. Wie könnte man die Aare und ihre Veränderungen visuell und akustisch festhalten? KanalK hat für den Juni das Monatsthema Wasser gewählt. In einem abwechslungsreichen Programm werden Wasserknappheit, Wasserinfrastruktur im Aargau, die Lebewesen in den mittelländischen Gewässern und Wasserspar-Möglichkeiten beleuchtet. Give it a listen!

Auch die Temperatur der Aare verändert sich. Immer hitziger ist nicht nur der Fluss, sondern auch die Diskussion um ihn. Das AKW Beznau nutzt das Aare Wasser für die Kühlung und leitet es dann erwärmt zurück. Eigentlich wäre dies nur bis zu einer Temperatur von 25 Grad erlaubt, aber für das AKW gibt es eine Ausnahme. Der schweizerische sowie Aargauische Fischereiverband und Greenpeace sind durch eine Einleitung von bis zu 32 Grad warmen Kühlwasser alarmiert und versuchen, gegen die axpo vorzugehen. Laut den Umwelt-Verbänden kann eine Temperatur ab 25 Grad tödlich für Fische und andere Wasserbewohner sein.

Anfang Juni gab es in weiten Teilen Süddeutschlands und der Schweiz Hochwasser. SRF sendete daraufhin einen Beitrag ;Hochwasserschutz: Der Klimawandel muss bereits heute berücksichtigt werden». Ein Hochwassersimulator soll zeigen, welche Flüsse wie stark auf den Klimawandel reagieren. Er hat ergeben, dass bei starken Hochwasser der Aare das Wasser direkt in die Stadt Bern fliessen würde. Personen, die von den Überschwemmungen betroffen sind oder waren, wünschen wir viel Kraft.

In den Schlagzeilen ist die Aare nicht nur bei Hochwasser, sondern leider auch, wenn sie Todesopfer fordert. Ihre gefährlichen Strömungen und Strudel sind nicht zu unterschätzen. Unerfahrene Schwimmer sollten sich nicht darin treiben lassen. Ebenso wenig sollten betrunkene Radfahrer:innen in der Nähe der Aare abends nachhause fahren (geschweige denn generell betrunken fahren).

Es gilt, die Aare, wie alle Gewässer, zu schützen. Denn sie spielen eine zentrale Rolle für das Klima. Oft laufen wir den Uferweg entlang und finden Plastiktüten, Becher, Verpackungen … jedes Mal fragen wir uns: Wie kann man seinen Abfall einfach fallen lassen? Über die Flüsse kann er in die Meere gelangen und dort grossen Schaden anrichten. Mehr Abfalleimer und Toiletten könnten unserer Meinung nach nicht schaden, aber auch die Teilnahme der Bevölkerung am Schutz der Ufer ist enorm wichtig. Es gibt viele hilfreiche Seiten, welche Tipps zur Abfallreduzierung beim Wandern geben. Diese geben Wander:innen mit, sie sollen beispielsweise auf Kunststoffverpackungen verzichten bzw. versuchen diese zu reduzieren. Wir nehmen oft unsere eigene Tupperware mit, beziehungsweise bereiten das Picknick so vor, dass so wenig Einwegverpackungsmaterial wie möglich verbraucht wird. Dasselbe gilt für Einwegbesteck: lieber Besteck von zu Hause mitbringen; wiederverwendbare Wasserflasche wählen…
Kürzlich wurde bei Solothurn eine riesige 5 in Luftballon-Form über der Aare gesichtet. Aktivist:innen wollten damit auf die grosse Summe von 5 Millionen Franken aufmerksam machen, die im Kampf gegen Littering im Kanton Solothurn jährlich ausgegeben wird.

Es ist nun an der Zeit, unsere Flaschenpost abzuschicken und auf lesende Personen zu hoffen.

Welcher Gedanke fliesst dir durch den Kopf, wenn du an die Aare denkst? Teile deine Gedanken liebend gerne mit uns auf instagram @insideaarau.
Während wir auf Antworten warten, unternehmen wir einen Ausflug in die Aare-Schlucht. Ein eindrücklicher Ort, um den Fluss zu beobachten.