Stadtgespräch

Die Hexe von Suhr

In «verdeckt» zeigt das Theater Marie ein Stück über die vielen Facetten der Verena Lehner, der «Hexe von Suhr».

Von Silvia Dell’Aquila

Bild: Andreas Bächli

Diesen Samstag feiert Ariane Kochs Stück «verdeckt», produziert vom Theater Marie, im Theater Tuchlaube Première. Es handelt von Verena Lehner, der «Giftmöderin» oder eben «Hexe» von Suhr. Verena Lehner wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Bauersfrau und sechzehnfache Mutter legt in ihrem Hof im Rynetel zwischen Suhr und Gränichen in den frühen Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts Frauen und Männern Karten. Ihr Ehemann ist ein Trinker. Sie sorgt praktisch alleine für die Kinder und verdient zusätzliches Geld, indem sie kranke und alte Menschen auf ihrem Hof pflegt. Ihr monetäres Kapital häuft sich an und ihr Wissen über die Aargauer Bourgeoisie wächst. 1929 wird Verena Lehner wegen Giftmord an zwei ihrer Kostgänger angeklagt. Es wird Arsen in den Körpern der Opfer nachgewiesen, Rattengift. Die Tat soll einige Jahre zurückliegen. Die Indizienlage ist diffus. Die vermeintliche Mörderin leugnet bis zum Schluss. Die Zeitungen berichten beinahe täglich über den Sensationsprozess. Verena Lehner wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei der Urteilsverkündung versammeln sich 400 Aarauerinnen und Aarauer, nicht wenige von ihnen Kundinnen der Kartenlegerin, vor dem improvisierten Gerichtssaal im Aarauer Rathaus. Zwei Autor/innen beschäftigen sich mit der Gechichte von Verena Lehner: Kurt Badertscher in «Giftmord» und Rösy von Känel im Roman «Die Wahrsagerin». Diese Bücher inspirierten Autorin Ariane Koch für das Stück «verdeckt». Unterstützt von den Nachfahrinnen Alexandra Gloor und Ronja Rohr, den Kartenleger/innen Jessica Klein, Sandra Roser, Thibault Schiemann und Cornelia Reichert, der Leitenden Ärztin des Tox Infos Suisse, deckt Ariane Koch schreibend Fragmente von Verena Lehners Schicksal aus feministischer Perspektive auf. Erinnerungen an ihr Leben montiert sie mit Gedanken, die sich aus einer heutigen Haltung ergeben. Das Theater Marie möchte mit «verdeckt» nachspüren, heraushören und im Theatersetting ausprobieren, wer diese starke Frau war, die ihr gesellschaftliches Umfeld derart beeinflusst und schliesslich so schicksalhaft umgetrieben hat. Was bedeutet es für eine ländliche, kleinstädtische Gesellschaft, dass verschiedene Personen wiederholt Rat holen bei einer Kartenlegerin? Inwiefern ist die offene, proaktive Haltung einer Frau in jener Zeit eine Provokation für die vorherrschende patriarchale Herrschaftsordnung? Stellt eine weibliche sozial-psychologische Kraft eine übernatürliche Gefahr für eine vernunftgesteuerte Welt? Diese Geschichte wirft viele Fragen auf. Die Tätigkeit Verena Lehners als Kartenlegerin und ihren dadurch entstandene Ruf der «Wahrsagerin» oder «Hexe» von Suhr steht im Zentrum des Stücks. Wir sind gespannt auf die Umsetzung im Theatersaal dieser lokalen Geschichte aus vergangener Zeit, die offensichtlich immer noch bewegt. Zudem empfehlen wir die von Pascal Nater produzierte Podcastserie auf Kanal K, in welcher die Geschichte rund um die «Giftmörderin von Suhr» weiter vertieft wird. Nicht verpassen!

www.theatermarie.ch

Samstag, 29. Februar (Première, ausverkauft), 4., 6. und 11. März 2020, jeweils 20.15 Uhr, Theater Tuchlaube: Theater Marie: «verdeckt». Von Ariane Koch.

 

Wir verlosen 2×2 Tickets für die ausverkaufte Première von «verdeckt», von Samstag 29. Februar 2020 im Theater Tuchlaube! Eine E-Mail an info@weloveaarau.ch mit Name, Adresse und dem Betreff «I Love Theater Marie» bis heute Donnerstag, 27. Februar 2020, 23.59 Uhr, genügt, um an der Verlosung teilzunehmen. Die Gewinner/innen erfahren von ihrem Glück bis Freitag, 28. Februar 2020, 12.00 Uhr.