Gastkommentar

Die Liebe zu Skateboards und Tape Recordern

Nach zwei Monaten fast Totalausfall des offlinen Kultur- und Sportlebens in Aarau beginnt die Zeit zurück zu einer neuen Normalität. Aber war wirklich nichts los? Auf den Gassen der Aarauer Altstadt haben sich einige über den weniger regen Verkehr gefreut. Sie nutz(t)en die fast busfreien Strassen und die entschleunigte Zeit, um an ihren Skills und neuen Tricks zu arbeiten.

Von Fabienne Luder

Bild: Patrick Biland

Hast du dich schon einmal gefragt, was dieses cg auf den ganzen Pullis und Caps von Gästen der Garage, der Crepi und des Home Baristas soll. CG ist eine Abkürzung und steht für Colour Group. Das sind ein, zwei Handvoll Skater die sich als Teenager Ende der 00er Jahre zu einer Crew zusammengefunden haben. Die rebellischen Teenager von damals sind erwachsen geworden. Der Idealismus, die Freude am Brett und die Freundschaft sind geblieben. Im letzten Jahrzehnt sind so einige dieser Videos, die Shqipron Bobaj aus 100ten Stunden Video Material zusammengeschnippelt hat, über die Leinwände Aaraus geflattert und erreichten in der Schweizer Skateboard Szene Kultstatus. Auch das dazugehörige Modelabel, das 2012 von Kryštof Ondrejek ins Leben gerufen wurde, feierte schon einige Releases und ist aus dem Stadtbild schon gar nicht mehr wegzudenken. Es ist eben nicht nur Sport, sondern ein ganzer Lifestyle, der dazu gehört.

Meine erste Begegnung mit der Colour Group fand im Juni 2015 statt. Ich war Fotografin im Flösserplatz und sollte die Première des Skatevideos «Rawscene» fotografieren. Für mich war alles ein bisschen surreal. Das Haus war voll und alle sassen am Boden, um gespannt dem gut 50-minütigen Video von Skipi zu zusehen. Zwischen absoluter Stille und grossem Applaus waren alle Reaktionen vorhanden. Eine Begeisterung, die ich dato noch nicht ganz verstanden habe, lag im Raum. Heute, fünf Jahre später, sieht das Ganze aber ein bisschen anders aus.
Heute weiss ich, wie viel Schweiss und Blut in die Produktion der Videos fliessen. Wie viel Hingabe, Aufopferung und Zeit es von jedem einzelnen braucht. Wisst ihr, es erstaunt mich jedes Mal aufs Neue, wenn die Jungs nach einem Sturz mit offenen Leisten und Prellungen wieder auf die Boards steigen – auch wenn ab und zu die Bretter dabei zerbrechen und das ein oder andere Schimpfwort über die Lippen kommen – und sich dann noch einmal aufraffen können, um es wieder und wieder zu versuchen, bis das Kunststück im Kasten ist. Das ist absolute Hingabe und Ehrgeiz. Es ist halt die Liebe zum Brett, die sie weiter machen lässt und zusammenschweisst. Dies ist harte Arbeit, aber auch der Spass wird dabei nicht vergessen. Fast jeden Montag treffen sich die Jungs im Schachen mit unzähligen anderen jungen und älteren Skatern und Skaterinnen. Aber auch an allen anderen Tagen wird der Park rege benutzt. Es wird mitgefiebert und jede, jeder wird mit offenen Armen begrüsst. Ob Anfänger oder Profi, wenn du eine Frage hast, wird dir geholfen und gut zugeredet. Eine Szene die so divers wie inklusiv ist.

Solltet ihr ihnen mal auf der Strasse begegnen, nehmt euch die Zeit, haltet eine Weile inne und geniesst das Spektakel, welches uns diese Jungs hier live bieten. Und wenn wir ehrlich sind, wären wir alle gerne ein bisschen mehr wie diese jungen Männer.
Haltet die Augen offen, bald hört und seht ihr vielleicht wieder etwas Neues von unserer liebsten Skatecrew.

Mit herzlichem Dank an Kryštof Ondrejek, Patrick Biland und Lino Haefeli.
Titelbild: Lino Haefeli mit einem BS Noseblunt. Bild von Patrick Biland.