Gastkommentar

Die neue Alte Reithalle

Publikumsgeflüster verleiht Eindrücke zur neuen Alten Reithalle

Von Lydia Klotz und Eleonora Sartori

Das war eine besondere Woche für die Alte Reithalle, für die Kultur und für Aarau. Von der Schlüsselübergabe durch die grösste Kasperpuppe der Welt Punch Agathe über das Open-House mit der Möglichkeit, den Backstage-Bereich zu besichtigen bis zum Eröffnungsstück «Tanzhalle Reitpalast». Wir haben vorbeigeschaut.

Lange haben wir auf diesen Moment gewartet: die neue Alte Reithalle betreten. Eigentlich haben wir uns in der Alten Reithalle wie sie war, auch immer ganz wohl gefühlt. Sie hatte so einen besonderen Charme. In der Reithalle und der Bar am Stall haben wir schon viel erlebt und die Location in den Jahren des Umbaus ganz schön vermisst.

We Love Aarau berichtete im Vorfeld von allen vorgesehenen Veranstaltungen im Rahmen der Wiedereröffnung der Alten Reithalle. Die ereignisreiche Eröffnungswoche neigt sich dem Ende zu und wir möchten von besonderen Momenten in der neuen Halle berichten.

Am Samstag, dem 16.Oktober 2021, fand die spektakuläre Schlüsselübergabe statt. Immer mehr Menschen versammelten sich vor der Reithalle. Ein Umzug von Musik, Pferden und lustigen Figuren durch die Stadt lockte noch mehr Publikum an. Man unterhielt sich angeregt und es lag eine besondere Stimmung in der Luft. Von jung bis alt, alle warteten gespannt. Um 12 Uhr wurde der Schlüssel symbolisch von Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker und Stadtrat Daniel Siegenthaler der Kasperpuppe Punch Agathe übergeben.



Diese gab den Schlüssel dann den Kulturschaffenden. Untermalt wurde dieser besondere Moment durch die Stadtmusik Aarau. Anschliessend durfte die neue Alte Reithalle betreten werden. Vor allen Eingängen sammelten sich Menschentrauben, nun wollte man endlich das lang ersehnte Ergebnis sehen. Wer erhascht den ersten Blick? Wer betritt «das Neue» als Erste oder Erster? Das silberne Eintrittsarmband mit dem Aufdruck «Bühne Aarau» wird auf jeden Fall ein Platz in unserer Erinnerungsschachtel erhalten.

Schnell wurde klar: es hat sich so einiges verändert


Kam man vorher zur Reithalle, stand man vor einer Wand mit grossen Plakaten und musste als «Nicht Kennende:r» zuerst den Eingang suchen. Neu kann man beidseitig eintreten und es besteht die Möglichkeit, verschiedene Eingänge zu nutzen. Bei eben diesem einen neuen Eingang bei der Vorderseite befand sich vorher bloss der Gehsteig. Vor der Halle steht nun «Der Träumer» auf einer hohen Stele. Wo stellen wir jetzt eigentlich unsere Velos ab? Oh, für den Gang zum WC muss man nun nicht mehr zum Container. Keine ungewollte Abkühlung mehr nötig. Nun sitzt man nicht mehr in den Sägespänen und der Boden knarrt nicht mehr. «Zieh dich warm an», wird zukünftig keine Information zum gemeinsamen Ausflug in die Reithalle mehr sein, denn nun friert man im Winter dank einer eingebauten Heizung wohl nicht mehr. Die neue Alte Reithalle hat aber nicht alle Spuren der alten Alten Reithalle verwischt. So sind zum Beispiel die ursprünglichen Balken noch ersichtlich.



Ein Blick hinter die Kulissen gefällig? Selten hat man die Gelegenheit, auch hinter die Bühne schauen zu können. Beim Open-House war genau das möglich.



Moderne Treppen führen in einem spiegellabyrinthartigen Treppenhaus auf verschiedene Etagen, wo sich die Garderoben, Dirigent:in-Zimmer, Solist:in-Raum und viele weitere Zimmer befinden. Die Schminke, verschiedene Schuhe und bombastische Kleider hängen schon bereit und warten auf ihren Einsatz. Einmal fühlen wie ein Star. Sich vorzustellen, wie die Auftretenden aufgeregt voller Vorfreude, Zufriedenheit und vielleicht auch etwas Angst den Gang zur Bühne beschreiten. Das war ein Erlebnis.



Doch zurück an den Ort, in dem die meisten die neue Alte Reithalle wohl erleben werden: in den Saal. Dunkle Vorhänge dienen als Raumteiler, ermöglichen dadurch flexible Nutzungen von mehreren kleinen Bühnen oder aber auch der ganzen Halle.



Das brückenartige Podest in der Mitte ist nun weg, der Raum wirkt noch grösser als vorher. Die Beleuchtung ist ausgeklügelt, alles wirkt etwas wärmer.


Bar im Stall behält ihren Charme


Der Apéro, Pausengetränk oder After-Drink gehören wie schon vorher natürlich dazu. Die Bar im Stall kommt chic daher. Wie die Durchmischung des Publikums ist die Bar, ein Gemisch von Jung und Alt. So wurde von der ursprünglichen Einrichtung noch einiges erhalten. Über das ehemalige Tränkebecken der Pferde sind nun kleine Tische installiert. Auch die Anbinderinge für Pferde wurden bewahrt. Vielleicht kann man dort seine Jacke deponieren? Man spürt die Geschichte und Militärvergangenheit, aber auch neuen Schwung. Wie in einem Grossstadtcafé kann man nun von einer grossen Karte auswählen, welche direkt hinter und über der Bar angebracht wurde und durch die weisse Schrift auf schwarzen Untergrund eine gewisse Eleganz ausstrahlt.


Viel Vorfreude für die allererste Vorstellung spürbar


Eigentlich hatten wir Tickets für das Eröffnungsstück «Tanzhalle Reitpalast». Krankheitsbedingt konnten wir uns das Stück leider (noch) nicht anschauen. Um aber trotzdem Eindrücke vom Eröffnungsstück mit euch zu teilen, haben wir uns mit Lara Kammerer ausgetauscht. Lara hat früher selbst am Theater Tuchlaube gespielt, ist auch schon in der Reithalle aufgetreten und hat nun das neue Stück besucht.
Bevor wir zu den Eindrücken zum Stück «Tanzhalle Reitpalast» zu sprechen kommen, hat es uns gewundert, wie Laras Eindrücke zur Reithalle waren.
Für Lara hat sich der erste Besuch der neuen Alten Reithalle wie ein Wieder-ankommen angefühlt, beschreibt sie uns. Beim ersten Anblick der Reithalle musste sie aber kurz tief einatmen, denn auf den ersten Blick wirkte alles zu verändert. Doch beim Betreten hat sich ihre Meinung ziemlich schnell geändert und sie beschrieb ihre ersten Gedanken zur Reithalle mit den Worten: «Alles hat sich wie früher angefühlt, aber edler… und wärmer!».

Was uns besonders interessiert, war das Publikumsgeflüster. Wie war die Stimmung und das Gefühl des restlichen Publikums beim Eintreten in die Reithalle? Diese Frage hat uns Lara lachend mit den Worten «Man hat die Vorfreude gespürt.», beantwortet. Genau, wie wir gedacht hatten.

Aber nun endlich zum Stück «Tanzhalle Reitpalast»:Das Stück stellt eine Zeitreise durch 100 Jahre  Schweizer Geschichte dar. Moderiert wird die Reise als eine «Fernsehshow», welche die verschiedenen geschichtlichen Ereignisse einleitete. Viele verschiedene Gruppen und Generationen von Kleinkind zu Oma, von Tanz zu Musik, haben je ein Jahrzehnt dargestellt. Dies hat das Stück sehr divers gestaltet und umso spannender gemacht. Begonnen und geendet hat die Zeitreise mit erdrückenden Geschehnissen: dem zweiten Weltkrieg und der Corona- und Umweltkrise. Doch das Publikum sollte das Stück und die Zeitreise nicht traurig verlassen. Zum Ende der TV-Serie erinnert die Moderation alle daran, wo wir hier sind und was wir hier haben: die neue Alte Reithalle. Die Renovation ist endlich fertig! Und um dies zu feiern, wandelten sich die projizierten Buchstaben von «Reithalle» zu «Tanzt alle!» um und mit Begleitung der Band wurde das Publikum animiert, zu tanzen und zu feiern.

Vielseitig gehts in der Reithalle weiter


Der Veranstaltungskalender kommt sehr vielseitig daher. Das neue Mehrspartenhaus möchte Tanz, Zirkus, Orchester, Musik, Theater und Jazz auf die Bühne bringen. Wir freuen uns schon jetzt, aus dem reichhaltigen Programm auszuwählen und bald wieder in der neuen Alten Reithalle im Herzen von Aarau zu sein. Statt Hüa und Galopp heisst es jetzt wohl immer öfter, «diese Vorstellung war top».

Hinweis: Die Bühne Aarau bietet im Oktober und November kostenlose Führungen durch die Alte Reithalle an. Daten und Informationen sind auf der Webseite zu finden.