Offensichtlich existierte bereits in spätrömischer Zeit ein befestigter Aareübergang, ungefähr auf der Höhe des heutigen Kraftwerks. Die erste urkundlich erwähnte Aarauer Brücke geht auf ein Urbar des Klosters Einsiedeln, das auch Güter in Erlinsbach besass, zurück und ist auf das Jahr 1331 datiert. Wo diese sich genau befand, ist unklar, denn die mäandernde Aare hatte vor Zeiten noch verschiedene Arme. Eine erste verlässliche Ansicht liefert erst Hans Ulrich Fisch mit seiner gemalten Stadtansicht von 1612. Die teilweise überdachte Holzkonstruktion, die auf acht Jochen ruht, beginnt unterhalb des Aaretors (am Zollrain) und endet westlich des heutigen Aareparks.
Der reissende und häufig Hochwasser führende Fluss mit treibenden Holzstämmen oder Eisschollen brachte die Brücken immer wieder in Nöte, die nicht nur für Unterbrüche, sondern auch für einen grossen finanziellen Schaden sorgten. Die Zimmerleute gaben sich zwar alle Mühe, doch gegen die ständigen «Aaregrössi» waren sich machtlos. Anno 1630 zum Beispiel riss das tobende Wasser einen guten Teil der Holzbrücke mit und setzte die losen Teile «beim Schützenhaus (im Scheibenschachen) und unten beim Sengelbach auf Grund», wie es im Ratsmanual heisst. Und auch im Frühjahr 1689 brachte die Schneeschmelze arges Hochwasser, das eine fast vollständige Zerstörung der Aarauer Brücke zur Folge hatte. Die klaffende Lücke führte dazu, dass sich die Passanten bis auf weiteres einem «kleinen Schifflin» anvertrauen mussten, um in die Rebberge oder Dörfer nördlich der Aare zu gelangen. An diese Zeit erinnert noch heute der «Fährimaa», eine Bronzeplastik von Alexander Zschokke an der südöstlichen Ecke des Rathauses.
Demontage der Kettenbrücke / Neubau der Aarebrücke, 1948 – 1949
Die Unbill mit dem Aareübergang setzte sich auch im 19. Jahrhundert fort. 1813 fuhr ein Brückenjoch samt allem Gebälk mit der hochgehenden Aare davon, der Dachstuhl wurde erst in Auenstein geländet. In der Nacht vom 9. auf den 10. September 1831 kam es erneut zu einer Brückennot, die allerdings länger dauern sollte. Wieder musste ein Fährbetrieb (mit Schiffern aus Biberstein) den Flussüberquerung gewährleisten, gegen die Gebühr von einem halben Batzen pro Fahrt, was zu politischem Unmut führte. Und die Aarauer versuchten in der Folge, die Hälfte der Kosten für eine neue Brücke dem Kanton zu überbürden, ohne Erfolg. Der Neubau konnte erst 1838 in Betrieb genommen werden. Lange währte die Freude nicht, bereits fünf Jahre später verschwand die Brücke ein weiteres Mal in den Fluten. Nun hatten die Ortsbürger, die Eigentümer des Übergangs, die Nase voll von ständigem Flickwerk. Man entschied sich mit grosser Mehrheit gegen eine Joch- und für eine Hängebrücke. Als Ingenieur verpflichtete man den Elsässer Jean Gaspard Dollfuss, der sich 1848 ans Werk machte.
Zollrain, 1890
Die am 29. Dezember 1850 eröffnete Kettenbrücke erfüllte fast hundert Jahre lang ihren Zweck. Sie setzte mit ihren Brückentürmen, die mit ihrem klassizistischen Stil an römische Triumphbögen erinnerten, und den handgeschmiedeten Ketten einen markanten Akzent auf der Nordseite der Stadt. Doch das Wahrzeichen war nicht für den motorisierten Verkehr geschaffen und wurde zunehmend zu einem Hindernis. So beschloss die Gemeindeversammlung am 8. Dezember 1947 den Abbruch der attraktiven, aber veralteten Kettenbrücke und sprach gleichzeitig einen Kredit von 2,3 Millionen Franken für den Bau eines neuen Übergangs aus Beton am selben Ort. Nach einer Bauzeit von knapp zwei Jahren konnte der neue Aareübergang am 6. November 1949 festlich eingeweiht werden. Der Volksmund aber hielt hartnäckig an der einstigen Bezeichnung «Kettenbrücke» fest – bis heute.
Kettenbrücke gegen Süden, 1884
Das gefürchtete Aare-Hochwasser
Der reissende und häufig Hochwasser führende Fluss mit treibenden Holzstämmen oder Eisschollen brachte die Brücken immer wieder in Nöte, die nicht nur für Unterbrüche, sondern auch für einen grossen finanziellen Schaden sorgten. Die Zimmerleute gaben sich zwar alle Mühe, doch gegen die ständigen «Aaregrössi» waren sich machtlos. Anno 1630 zum Beispiel riss das tobende Wasser einen guten Teil der Holzbrücke mit und setzte die losen Teile «beim Schützenhaus (im Scheibenschachen) und unten beim Sengelbach auf Grund», wie es im Ratsmanual heisst. Und auch im Frühjahr 1689 brachte die Schneeschmelze arges Hochwasser, das eine fast vollständige Zerstörung der Aarauer Brücke zur Folge hatte. Die klaffende Lücke führte dazu, dass sich die Passanten bis auf weiteres einem «kleinen Schifflin» anvertrauen mussten, um in die Rebberge oder Dörfer nördlich der Aare zu gelangen. An diese Zeit erinnert noch heute der «Fährimaa», eine Bronzeplastik von Alexander Zschokke an der südöstlichen Ecke des Rathauses.
Demontage der Kettenbrücke / Neubau der Aarebrücke, 1948 – 1949
Ein Fährbetrieb ersetzt die Brücke
Die Unbill mit dem Aareübergang setzte sich auch im 19. Jahrhundert fort. 1813 fuhr ein Brückenjoch samt allem Gebälk mit der hochgehenden Aare davon, der Dachstuhl wurde erst in Auenstein geländet. In der Nacht vom 9. auf den 10. September 1831 kam es erneut zu einer Brückennot, die allerdings länger dauern sollte. Wieder musste ein Fährbetrieb (mit Schiffern aus Biberstein) den Flussüberquerung gewährleisten, gegen die Gebühr von einem halben Batzen pro Fahrt, was zu politischem Unmut führte. Und die Aarauer versuchten in der Folge, die Hälfte der Kosten für eine neue Brücke dem Kanton zu überbürden, ohne Erfolg. Der Neubau konnte erst 1838 in Betrieb genommen werden. Lange währte die Freude nicht, bereits fünf Jahre später verschwand die Brücke ein weiteres Mal in den Fluten. Nun hatten die Ortsbürger, die Eigentümer des Übergangs, die Nase voll von ständigem Flickwerk. Man entschied sich mit grosser Mehrheit gegen eine Joch- und für eine Hängebrücke. Als Ingenieur verpflichtete man den Elsässer Jean Gaspard Dollfuss, der sich 1848 ans Werk machte.
Zollrain, 1890
Kettenbrücke als Attraktion
Die am 29. Dezember 1850 eröffnete Kettenbrücke erfüllte fast hundert Jahre lang ihren Zweck. Sie setzte mit ihren Brückentürmen, die mit ihrem klassizistischen Stil an römische Triumphbögen erinnerten, und den handgeschmiedeten Ketten einen markanten Akzent auf der Nordseite der Stadt. Doch das Wahrzeichen war nicht für den motorisierten Verkehr geschaffen und wurde zunehmend zu einem Hindernis. So beschloss die Gemeindeversammlung am 8. Dezember 1947 den Abbruch der attraktiven, aber veralteten Kettenbrücke und sprach gleichzeitig einen Kredit von 2,3 Millionen Franken für den Bau eines neuen Übergangs aus Beton am selben Ort. Nach einer Bauzeit von knapp zwei Jahren konnte der neue Aareübergang am 6. November 1949 festlich eingeweiht werden. Der Volksmund aber hielt hartnäckig an der einstigen Bezeichnung «Kettenbrücke» fest – bis heute.
Kettenbrücke gegen Süden, 1884
Copyright Titelbild «Die Kettenbrücke in Aarau mit Blick Richtung Hungerberg»,
April 1947: StAAG/RBA1-1-3287_4, Ringier Bildarchiv.
April 1947: StAAG/RBA1-1-3287_4, Ringier Bildarchiv.
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We Love Aarau macht jeden Monat mit Geschichten und Anekdoten eine Reise ins vergangene Aarau.
Hermann Rauber, 70, ist Historiker und Journalist. Nach seiner Pensionierung ist er noch lange nicht schreibmüde, arbeitet für verschiedene Publikationen und ist als Stadtführer tätig. Am liebsten sind ihm dabei Geschichten über die Gaststätten und das frühere Nachtleben in Aarau.