In «Glänzende Aussicht» wird das Leben einer einfachen Arbeiterfamilie aus Wuhan erzählt. Es ist ein drastisches Portrait: Zu elft haust die Familie in einer dreizehn Quadratmeter kleinen Hütte, die alle paar Minuten von den vorbeiratternden Zügen der Linie Peking – Kanton durchgerüttelt wird. Die Kinder sind gezwungen zu stehlen, um ihren Beitrag zum Familienleben zu leisten. Schlägereien sind an der Tagesordnung und zärtliche Töne rar. Im Schatten eines Vaters, der vor allem der Faust erzieht, versuchen die neun Brüder und Schwestern auf je eigene Weise, den Fesseln ihrer Herkunft und den Nachwehen der Kulturrevolution zu entkommen und eine bessere Zukunft zu gewinnen.

Als dieser Roman 1987 in China erstmals erschien, sorgte er für gewaltiges Aufsehen: Unerhört war die Perspektive des toten Neugeborenen, dessen Blick die auseinanderstrebenden Leben seiner Eltern Geschwister liebevoll zusammenhält. Bissig und direkt erzählt «Glänzende Aussicht» ein präzises Bild der Veränderungen des urbanen China im 20. Jahrhundert.

Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Sie wurde 1955 geboren und lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. In den letzten 35 Jahren hat sie eine Vielzahl von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. Stets spielen die Armen und Entrechteten in ihren Werken eine grosse Rolle. 2016 veröffentlichte sie den von der Kritik veröffentlichten Roman «Weiches Begräbnis». Im Hoffmann und Campe Verlag erschien von ihr zuletzt der Roman «Wütendes Feuer».

Das Buch kann in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.