Gastkommentar

Ground Control to Echolinde

Aarau, Mond und Sterne.

Von Lydia Klotz und Eleonora Sartori

 

Würden sich Galileo Galilei und Isaac Newton auf einen Spaziergang in Aarau treffen, hätten wir die perfekte Route für die Beiden: den Planetenweg. Dieser ermöglicht einen Walk entlang des Modells des Sonnensystems von Aarau nach Zofingen und ist nicht nur für Galileo und Isaac ein geeignete Route, sondern für jede Person, die einen Spaziergang oder eine Joggingroute mit etwas Unterhaltung und «Lerneffekt» möchte. Der sechs Kilometer lange Weg hilft zu begreifen, wie die Abstände der Planeten unseres Sonnensystems sind. Ein Meter entspricht dabei in Wirklichkeit einer Million Kilometer. Es ist ein sehr lehrreicher Weg, um ein sehr abstraktes Modell greifbar zu machen. Uns stimmt der Planetenweg immer nachdenklich und zeigt auf, wie klein wir Menschen doch im Vergleich zum Universum sind. Ausserdem denken wir hier immer an unsere NKSA-Zeiten zurück, denn hier führte die Joggingroute des Schulsports entlang der Echolinde und der Sonne des Plantenweges. In unserer Abschlusswoche hatte unsere Schulklasse sogar einmal das Motto «Weltall». Ein abgespaceter Tag mit viel Spass und tollen Kostümen.
Nach dem Spaziergang kann man praktischerweise im Binzenhof Milch holen, quasi eine Milchstrasse.
Können der Aargauer Nebel und die Aarauer «Milchstrasse» mit denen im Sonnensystem mithalten? Da sind wir uns nicht so sicher. Wir waren kürzlich in der Ausstellung «The Grand Tour» in Berlin, in welcher Aufnahmen vom James-Webb-Weltraumteleskop sowie der NASA gezeigt werden. Ganz schön eindrücklich die Farben- und Formvielfalt.



Für alle Amateur-Astronom:innen, die mehr über solche Phänomene erfahren möchten, gibt es in Aarau die Astronomische Vereinigung. Der 1955 gegründete Verein betreibt auf dem Jura-Übergang Schaffmatt eine eigene Sternwarte. Zweimal wöchentlich gibt es von Freiwilligen organisierte Führungen. Auch Fachgruppen arbeiten in der Sternwarte und tragen zur Wissenschaft bei. Spannende Veranstaltungen finden sich auf der Website. Der Verein betreibt auch den eben geschilderten Planetenweg. Auch einen Ausflug in die Sternwarte der Alten Kantonsschule Aarau, welche sich inmitten von Aarau befindet, können wir empfehlen. Allerdings werden Führungen nur noch auf Wunsch durchgeführt. Denn die Lichtverschmutzung der Kantonshauptstadt ist leider zu gross. Wusstet ihr, dass es in Niederlenz, nur einen Katzensprung von Aarau entfernt, ein Swiss Space Museum gibt? Dort gibt es unter anderem ein Grossmodell des James-Webb-Space-Teleskopes.

2013 machte eine vermeintliche Landung eines Ufos in der Nähe von Aarau, in Oberhof, Schlagzeilen. Denn aus dem Nichts tauchte auf einem Acker ein Krater auf. Ob da wohl ein Ufo auf den Acker geprallt ist? Wollte es vielleicht nach Aarau, um sich von unseren Giebeln Inspiration zu holen? Auch in Kaiseraugst munkelte man vor einem Jahr, ein Ufo sei am Nachthimmel gesichtet worden.

Beobachtet ihr manchmal nachts den (Sternen)himmel? Wer wissen möchte, welche Planeten gerade über Aarau zu sehen sind, wird hier fündig. Die Website zeigt eine Simulation des Nachthimmels über Aarau.
Ihr seid wegen des Sterne-Guckens nachts wach und schlaflos? Wie wäre es dann mit einem Besuch im Aarauer Club Schlaflos direkt am KIFF? Vielleicht laufen da auch ab und zu Songs mit Weltraumbezug, denn davon gibt es ganz schön viele, wie uns im Rahmen dieses Gastkommentars aufgefallen ist. «Ground Control to Major Tom», lautet eine Zeile aus David Bowies Song «Space oddity». Der Sänger lebte einige Zeit in Lausanne, wo er beim Standesamt mitten in der Altstadt heiratete. Bei einer Stadtführung durch die Waadter Kantonshauptstadt erzählte uns die Reiseleiterin, sie habe Bowie einige Male in der Altstadt angetroffen. Sie hätte ihn jedoch nie angesprochen, denn was er angeblich an der Schweiz schätzte, war die Privatsphäre, die ihm gewährt wurde. «Space», «Weltall», «Universum», … sind häufig benutzte Themen in Songs. Das Universum und seine ungreifbaren Weiten scheinen eine Faszination auszulösen, und Sänger:innen und Dichter:innen versuchen, das Ungreifbare greifbar zu machen. So singen auch Apache 207 und Udo Lindenberg «Wie ein Komet, der zweimal einschlägt». Elton John singt davon, «Rocket Man» zu sein. Und Sido meint, dass er abhebt, weil ihn nichts am Boden hält und er so lange geflogen ist wie ein Astronaut (Song «Astronaut» von Sido).

Sterne am Himmel, Weltraum-Klänge auf den Ohren, da fehlt nur noch der passende Geschmack. Auf der Getränke-Karte des Waldmeiers werden wir schnell fündig. «Moonwalk Cocktail», das klingt gut! Beim Getränke schlürfen, kommen wir ins Grübeln. Bei der Beschäftigung mit dem Universum geht es nicht nur um Naturphänomene und Fakten, auch spirituelle Gedanken und Rituale spielen eine Rolle. So liegt beispielsweise das Legen von Tarot-Karten oder das Manifestieren momentan wieder mehr im Trend. Finden wir in der Aarauer Spielstatt ein Kartenset?


Hast du dir schon einmal deine Zukunft gelegt? Zufall oder Schicksal? Das Leben nach dem Tod wird auch oft in Verbindung gebracht mit dem Himmel oder dem universellen «Bei-uns-sein». Wir haben Anfang des Monats einen geliebten, uns sehr nahestehenden Menschen verloren. Sie war eine treue Leserin unserer Gastkommentare, wird sie nun von «oben» alles verfolgen?

Auch die Mode wird oft vom Universum beeinflusst. Erinnert ihr euch an die «Space-Leggins», die vor einigen Jahren trendy waren? Oder NASA-Pullover? Und die wiederkehrenden metalligen und glänzenden Outfits? Alle, die ein bisschen Glitzer wollen, werden im Aarauer Kaufhaus zum Glück fündig. Da gibt es nachhaltigen Glitzer, der unserer Umwelt, im Gegensatz zum herkömmlichen, nicht schadet. So glänzt du auf dem nächsten Festival.
Das Weltall scheint den Menschen wirklich stark zu beschäftigen und zu inspirieren, auch in der bildenden Kunst. An der diesjährigen Biennale in der Dogana beispielsweise stellte Pierre Huyghe eine mögliche irdische Zukunft dar, welche sehr stark dem vorgestellten Bild vom Leben auf einem fremden Planeten ähnelt. Erschreckend, packend und schön zugleich. Die Emotionen in dieser Ausstellung waren schwer einzuordnen. Alles schien so ungewiss, gross, dunkel und doch war man gespannt, was einen im nächsten Raum erwartet und wie dieses «Weitweg» so aussehen könnte.

Das Solarsystem hat einen Durchmesser von ca. 287 Milliarden Kilometern, der der Erde beträgt 12.742km. 95 Prozent der Ozeane unserer Welt sind noch unerforscht und Ozeane nehmen dabei etwa 71 Prozent der Erdoberfläche ein.  Setzt man die Erde und deren unerforschte Gebiete in Relation zum Solarsystem, wissen wir bisher erstaunlich wenig. Doch an dieser Unwissenheit wird viel gearbeitet und geforscht. In der Weltraumforschung wurden immense Fortschritte gemacht. Es gibt schon Projekte, um Privatpersonen eine Reise ins All zu ermöglichen und auch ein Auto wurde bereits ins All geschossen.
Die Schweiz liefert einen grossen Beitrag zur Forschung des unerforschten Universums. An der ETH kann beispielsweise Weltraumwissenschaft und -technologie studiert werden. Gemäss Informationen des EDA gibt es kaum Weltraummissionen «ohne Schweizer Know-How an Bord». So entwickelte beispielsweise der Berner Universitätsprofessor, Johannes Geiss, das Experiment, in dem bei der ersten Mondlandung 1969 der Sonnenwind untersucht wurde. Der Schweizer Claude Nicollier gehörte viermal zur Space Shuttle-Crew und verbrachte über 1000 Stunden im All. Die Schweiz ist für ihre Uhren bekannt und dies nicht nur auf der Erde. So wurden beim Galileo-Sytem zwei in der Schweiz entwickelte Technologien für Boarduhren getestet.

Du möchtest gerne, dass ein Wunsch von dir in Erfüllung geht? Zwischen dem 17. Juli und 24. August 2024 zeigen sich die Sternschnuppen besonders gut.
Woher kommt das mit dem Wünschen beim Sichten einer Sternschnuppe eigentlich? Himmlische Zeichen wurden zur Zeit der Antike als Botschaften der Götter gewertet. Möglicherweise stammt der Brauch mit dem Wünschen aufgrund der Paralelle von Sternschnuppen mit Gedankenblitzen. Wusstest du, dass Sternschnuppen keine Sterne sind? Eigentlich sind es winzige Kometensplitter, die durch das Aufprallen auf die Ozonschicht als Leuchtspuren sichtbar werden.
Wie auch immer, falls du in den kommenden Wochen eine Sternschuppe sehen solltest: wünsch dir was!