Menschen

Lebenskünstler und Schaffer mit besonderer Bodenhaftung

Matthias ist Foto- und Videograf und seit neustem bereichert er unser Webseite mit der Rubrik «Kochtopf». Doch nicht nur das: er war vor 10 Jahren Mitbegründer des Parkourteams «Nurf», hat im ehemaligen Strebel im obersten Stock für Stubengefühle gesorgt und Anfang August die Bar «Näscht» an der Metzgergasse miteröffnet. Matthias bringt viel Leben in unsere Stadt, durch die er gerne, bei jeder Temperatur, barfuss geht.

Von Silvia Dell’Aquila

Bilder: Roman Gaigg

Matthias, 25, selbständig im Bereich Film und Fotografie.

Was hat dich nach Aarau geführt?


Ich bin in Suhr aufgewachsen und habe meine prägende Zeit primär in Aarau verbracht. Ich habe mir oft überlegt, wegzuziehen und mich irgendwo anders niederzulassen, wirklich in Frage gekommen ist bis jetzt aber keine andere Stadt. Nur im belgischen Gent erfuhr ich bisher ein zweites Heimatgefühl.
Was mich hier hält, sind die tief verankerten Freundschaften. Mit meinen Schulfreunden habe ich hier einen Verein und eine Firma gegründet, mein Leben wie ich es liebe aufgebaut. Solange mir diese Konstellation die nötigen Herausforderungen, Höhenflüge, Niederschläge und Glücksmomente beschert, sehe ich keinen Grund, von hier wegzugehen.

Was gefällt dir hier besonders und was gar nicht?


Ich bin seit meinen ersten Tagen auf dieser komischen Kugel eine Wasserratte. Entsprechend liebe ich die Aare, oder vielmehr das Gefühl der Verbundenheit mit ihr, wenn mich die Strömung wegzieht. Einerseits mag ich die überschaubare Grösse von Aarau, die viel Begegnung und Familiarität zulässt – andererseits ist mir Aarau auch oft zu klein, eingesessen und eingerostet, was aber wahrscheinlich eher ein tiefsitzendes Unverständnis für die menschliche Natur wiederspiegelt, für deren Umgang mit Neuem und der Veränderung an sich. Ich brauche Unbeständigkeit, viel Abwechslung und viele Überraschungen innerhalb und ausserhalb meiner Realität. Der allgemeine Mut, mit Konventionen und Gedankenkonstrukten zu brechen, wahrhaftig Individuelles umzusetzen, als Gemeinschaft frei von allem Alten zu handeln: das fehlt mir in Aarau, auf der ganzen Welt.


Dein idealer Tag in Aarau


Ich denke nicht in Tagen oder Wochen. Nur der Moment existiert, alles andere ist nur in unseren Köpfen. Die idealen Momente können ganz unterschiedlich sein: auf meiner Terrasse in der Sonne liegen, in der Nacht durch die ausgestorbenen Gassen streifen und das betrachten, was man nie betrachtet; eine Flasche Wein auf der Schwanenwiese in die Kehle rieseln lassen, diskutieren und streiten über alles und nichts; im Winter die nackten Füsse auf den Pflastersteinen abkühlen. In Aarau gibt es für mich immer wieder ideale Momente – Hauptsache, sie unterscheiden sich vom letzten.

Die beste Bar, das beste Restaurant, der beste Club und deinen Lieblingsladen in Aarau?


Momentan halte ich mich am meisten im «Näscht» auf, ist ja auch naheliegend. Ansonsten mag ich viele Bars und Restaurants in Aarau. Ich mag es, im «Brotkorb» ein Pide zu verschlingen, ein Fondue bei «Liz & Chrege», eine Falaffelplatte im «Al Ahram», ein Glas Wein in der «Schwanbar», ein Köhler in der «Garage» oder ein Errupumötee im «Näscht». Auch hier liebe ich die Abwechslung und das kulinarische Angebot in Aarau, obwohl es auch grösser sein dürfte. Das KiFF ist meine Lieblingslocation für die späten Stunden, wobei das Angebot in Aarau sehr zu wünschen übriglässt – noch immer trauere ich ein bisschen «Luege Lose Tanze» nach. Im Nachtleben findet man leider keine Vielfalt ausser der Vielfalterei.

Auf was freust du dich, wenn du nach den Ferien nach Aarau zurückkommst?


Es ist immer dasselbe und wird es wahrscheinlich immer bleiben – auf meine Wohnung, und vor allem auf mein Bett.