Stadtmusik

Neue Platten vom Hafen

Was macht man am besten in einer Stadt in der man noch nie zuvor war? In Plattenläden gehen natürlich.  Bei einem Kurztrip nach Hamburg suchte ich nach neuen Läden und Platten. Die Stadt hat ein sehr gutes Angebot, von dem ich nur einen Bruchteil sah. Trotzdem waren einige, und vor allem eine Perle dabei.

Von Gianni Keller

Klein, ruhig und unaufgeregt im «Back Records»


Der Laden fällt nur dank seiner Nähe zu einem guten Restaurant auf. Denn er befindet sich in einem Keller mit nur einem schmalen Fenster zur Aussenwelt. Der Verkäufer ist die Ruhe selbst und macht sich nichts daraus wenn den ganzen Tag niemand kommt. Das Angebot besteht aus Neuveröffentlichungen aus dem Indie- und Pop-Bereich. Wirklich interessant sind die wenigen aber gut sortierten Secondhand-Platten. Alles gut nach Name und Stilrichtung geordnet und somit schnell überschaubar. Der beste Fund war ein Platte von Conway Twitty mit dem berühmten Song «Ist only make believe». Denn diese Version war die erste des später viel gecoverten Stücks. 



Experten hinter Hipsterkleidern im «Selekta Shop» 


Der Laden gleicht mehr einer hippen Modeboutique, doch wenn man sich durch die breiten Hüte und engen Hosen gekämpft hat findet man einen Plattenladen. Die Verkäufer sind Experten für Rocksteady, Reggae, Ska, Dub und alles weitere aus Jamaica und England. So wurden mir gleich mal fünf Platten in die Hand gedrückt die man «hören muss» ohne dass ich auch nur ein Wort gesagt hätte. Eine davon kaufte ich dann auch gleich und zwar «Pick a Dub» von Keith Hudson. Hudson hatte einen grossen Einfluss in der Dub-Szene und die Aufnahmen sind absolut makellos. 



Der Picasso am Flohmarkt oder: Beatles im «Championship»


Es gibt immer wieder die Geschichte des Flohmarktverkäufers der aus Versehen ein Wertvolles Gemälde für ein paar Franken verkaufte. Fast wäre das auch dem Besitzer der «Championships» passiert. Denn beim Durchblättern der Secondhand-Abteilung stockte mir der Atem. «Yesterday and Today» von den Beatles in der seltenen «Butcher-Cover»-Edition. Eine Platte, die schnell 4000 Dollar oder sogar 20000 Dollar wert ist. Und wie teuer war sie in diesem Plattenladen? Fünfzehn Euro. Also Nichts. Sofort habe ich sie gekauft und die Seriennummer in der Bar auf der anderen Seite der Strasse kontrolliert. Alles stimmte, bis auf dass die Platte leider gelb statt schwarz ist. Somit handelt es sich um eine Repress und der Wert ist nur etwa 70 bis 100 Franken. Trotzdem natürlich ein guter Kauf. Und die Musik? Völlig egal bei diesem Cover!