Viele Erwachsene schauen verwundert auf die junge Generation. Sie reagieren mit Verunsicherung, wenn sich Jugendliche als non-binär identifizieren und zu LGBTQIA+ immer neue Buchstaben hinzukommen. Fragen der Geschlechtsidentität, der sexuellen Orientierung und des Selbstausdrucks sind für Jugendliche, aber auch für Erwachsene, ein brennendes Thema. Bei diesem geht es nicht zuletzt ganz einfach um das Grundprinzip, dass Menschen sich selbst sein und frei leben können sollten, genau so wie sie sind. Doch allzu oft wird gerade dieses Grundprinzip in Frage gestellt. Es wird von «Genderwahn», «Trend» und «Freaks» gesprochen, Menschen, die der sogenannten «gesellschaftlichen Norm» nicht entsprechen, sind immer wieder Angriffen ausgesetzt, psychischen und physischen. Und gerade in den letzten Wochen hat sich gezeigt, wie schnell ein Machtwechsel in einem Land die politische Stimmung verändern und die Lebenslagen von vielen queeren Menschen noch einmal verschlechtern kann. Schon jetzt haben queere Jugendliche ein höheres Risiko für Suchterkrankungen, Depressionen und Suizidversuche, das zeigen wissenschaftliche Studien seit Jahren. Und die Zeiten, in denen man dachte, dass es besser wird, sind in weiter Ferne gerückt. Die Journalistin, Soziologin und Autorin Christina Caprez lässt in ihrem neuen Buch «Queer Kids» 15 Kinder und Jugendliche ihre Geschichte erzählen, untermalt mit den ausdrucksvollen Portraitfotografien von Judith Schönenberger. Etwa Lia, die weiss, dass sie ein Mädchen ist, obschon sie bei der Geburt als Junge registriert wurde. Samira, die überglücklich verliebt ist, ihre Liebe aber vor den Eltern verstecken muss. Und Corsin, der sich in seinem Bergdorf einsam fühlt und einen Treffpunkt für queere Jugendliche gründet. Die porträtierten Kids erzählen auch von den dunklen Seiten ihres Lebens und im Buch kommen auch Fachpersonen zu Wort. Denn gerade für Erwachsenen, die mit Jugendlichen zu tun haben, ist es wichtig, diese zu verstehen und dazu gehört, dass sie informiert und sensibilisiert sind. Die Idee für das vorliegende Buch kam der Autorin bei einem Workshop mit dem Verein ABQ an einer Sekundarschule. ABQ ist ein eine Deutschschweizer Organisation, die mit Schulbesuchen den Jugendlichen eine direkte Begegnung mit queeren Menschen ermöglicht und so die Gelegenheit zu einem offenen Dialog und dem Abbau von Berührungsängsten und Vorurteilen entstehen kann, so dass sich Jugendliche und Lehrpersonen eine unabhängige Meinung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt bilden können. Ein wertvolles Angebot, das übrigens auch von den Schulen in Aarau genutzt werden kann. Diesen Freitag liest Christina Caprez in der Kantonsbibliothek aus dem Buch «Queer Kids. 15 Porträts» und spricht mit zwei der im Buch porträtierten Jugendlichen. Moderiert wird der Abend von Sara Boy. Der Eintritt ist frei und danach gibt es ein Apéro. Eine schöne Gelegenheit, die Autorin und die queeren Kids live zu erleben und ihre Geschichten kennen zu lernen. Nicht verpassen!
queerkids.ch
Freitag, 28. Februar 2025, 19.00 Uhr, Kantonsbibliothek: Lesung und Gespräch: Queer Kids
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Freitag, 28. Februar 2025, 19.00 Uhr, Kantonsbibliothek: Lesung und Gespräch: Queer Kids