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«Ungebetene Gäste», der neue Roman von Aylet Gundar-Goshen

Ein packendes Psychodrama über Schuld und Rache, über die Flucht vor Verantwortung und über Mitgefühl, das sich an unerwarteten Orten zeigt.

Von Rahel Leibacher

 

Im Zentrum von Ayelet Gundar-Goshens Roman «Ungebetene Gäste» steht Naomi, die mit ihrem Mann Juval und ihrem einjährigen Sohn Uri in Tel Aviv lebt. Als ein arabischer Handwerker den Balkon der Familie repariert, passiert das Unglück: In einem unbeaufsichtigten Augenblick stösst Uri einen Hammer vom Balkon, der einen Passanten am Hinterkopf trifft. Der junge Mann stirbt. Sofort fällt der Verdacht auf den arabischen Arbeiter, der als Terrorist verhaftet wird. Naomi deckt den Missstand nicht auf, sie schweigt aus Angst und Schuld. Irgendwann erzählt sie es Juval, noch später der Polizei. Doch das Geschehene holt die Familie immer wieder ein, auch nach ihrem Umzug nach Nigeria.
Die vielen Nebenstränge und Figuren, die Ayelet Gundar-Goshen einführt, mögen die Erzählung an manchen Punkten verzettelt erscheinen lassen. Doch all diese Geschichten zusammen zeigen auch die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Israel und Nigeria auf. Naomis Schweigen kann so nicht nur als individuelle Schuld gelesen, sondern als politische Metapher.
Psychologisch ist der Roman ein Meisterwerk. Er beeindruckt durch seine moralische Ambiguität und die pointierte Charakterisierung der Figuren. Gundar-Goshen arbeitet deren Angst, Schuld und Scham bis auf den Kern heraus und zeigt, wie diese Emotionen, die «ungebetenen Gäste», das Leben der Figuren bestimmen.
Ayelet Gundar-Goshen, 1982 in Tel Aviv geboren, studierte Psychologie sowie Film und Drehbuch. Für Ihre Kurzgeschichten, Drehbücher und Kurzfilme wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet.

Das Buch ist in der Stadtbibliothek Aarau ausgeliehen werden.
Ungebetene Gäste / Ayelet Gundar-Goshen. Kein und Aber, 2025.
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