Stadtkinder

Unser Abenteuer auf dem Aarauer Erlebnisweg

Anders als geplant, aber trotzdem sehr zu empfehlen.

Von Sara Müller-Bresciani

Spätestens seit der Corona-Krise hat der Wald für die Gesellschaft einen noch höheren Stellenwert bekommen. Wie viele andere Familien haben wir während dieser Zeit den Wald noch mehr schätzen und lieben gelernt. Auf kürzeren oder längeren Spaziergängen konnten die Kinder endlich wieder einmal Dampf ablassen, wir konnten frische Luft schnappen, uns von der Weltpandemie ablenken, beruhigen und erden.

Diese schreckliche Zeit ist gar nicht lange her und doch scheint sie heute manchmal soweit weg. Vieles war nicht mehr möglich, für viele Menschen entstanden neue Zeitfenster, neue Ideen und neue Projekte. Heute möchte ich euch über ein Projekt berichten, dass genau in dieser Zeit Fahrt aufgenommen hat und nun ein fester Bestandteil von Aarau ist.

Bei den Mitgliedern des Quartiervereins Zelgli sowie des Elternvereins Aarau kam der Wunsch nach einem Erlebnisweg auf. Die Idee war es, den Familien im heimischen Wald ein spannendes und erlebnisreiches Abenteuer anzubieten.

Mit viel Herzblut und grossem Engagement erfüllte sich der Wunsch. Das Aarauer Naherholungsgebiet wurde mit einem Erlebnisweg für Gross und Klein aufgewertet. Vom Bahnhof erreicht man den Abenteuerweg mit den Buslinien 7 oder 3 bis Pestalozzistrasse beziehungsweise bis Schanz, der weitere Weg bis zum Startpunkt dauert rund fünf Minuten. Es gilt zu beachten, dass der Erlebnisweg teilweise für Kinderwagen ungeeignet ist.

Im Aarauer Wald ist damit ein wunderbarer Abenteuerweg entstanden, auf dem man dem Waldlicht Lou hilft ein neues Zuhause zu finden, es ist nämlich vom Rücken eines Adlers gefallen und in einer Buche im Aarauer Wald gelandet. Ein neues Zuhause für Lou zu finden ist gar nicht so einfach. Zunächst warten viele Abenteuer auf Lou und alle Waldbesucher:innen. Der Weg klingt vielversprechend und hilft sicherlich auch, die Kinder für einen Waldbesuch zu motivieren. So freue ich mich sehr, den Abenteuerweg mit meinen Kindern zu erleben. In meiner Vorstellung läuft das sehr idyllisch und harmonisch ab.

Die Wettervorhersage verspricht einen trockenen Tag und angenehme Temperaturen, weshalb wir uns an einem bewölkten Mittwochnachmittag voller Tatendrang auf den Weg machen, wir sind gespannt, welche Abenteuer der Erlebnisweg für uns bereithält. Kaum beim Parkplatz Schanz angekommen, wird uns wieder einmal bewusst, dass es eben oft anders kommt als geplant. Wir stehen uns unter den gedeckten Veloparkplätzen ein Weilchen die Beine in den Bauch und schauen dem peitschenden Regen zu. Die Lust, den Erlebnisweg zu entdecken, schwindet sichtbar vor allem bei den Kleinen. Nichtsdestotrotz machen wir uns, sobald es aufgehört hat aus Kübeln zu giessen, auf die Socken und spazieren der Oberholzstrasse entlang zum Startpunkt des Aarauer Erlebnisweges. Bald hören wir auch schon die vorausschreitenden Kinder rufen: «Jo, mer send rechtig, do esch de erschti Poschte, mer bruuched dis Natel!». Der QR-Code wird gescannt und schon erklingt eine Melodie gefolgt von Lous Stimme, die uns erzählt, was Lou widerfahren ist. Sie bittet uns höflich um Unterstützung, und hilfsbereit wie wir sind, setzen wir auf dem ganzen Weg alles daran, Lou zu helfen.

Der Weg führt uns an märchenhafte Plätze, wir sehen liebevoll gestaltete Posten… doch durch den kurzen, aber heftigen Regen im Voraus ist nun alles nass und obwohl wir die Schönheit der Plätze und die Detailliebe der einzelnen Posten wahrnehmen, können wir unseren Weg leider nicht in vollen Zügen geniessen. «Ich be zerscht gsi, jetzt daf ich s’Natel hebe!», «Nei, Du hesch scho vori deffe, jetzt ben ich e mol drah». «Ich well vorus laufe!», «Nei ich ben z’erscht gsi» die Stimmung lädt sich von Schritt zu Schritt, der Geschwisterstreit begleitet uns von Posten zu Posten, meine Stimmung fällt in den Keller, wären da nicht noch unsere Freunde, mit denen wir eine gute Zeit verbringen möchten. Auf dem Weg gibt es verschiedene Brätlistellen, die wir nun leider nicht benutzen können. Allerdings sind das wohl hervorragende Plätze für heisse Tage, denn die meisten liegen im Schatten der Bäume und laden zum Verweilen ein. Das will ich mir merken für trockene und bessere Tage.

Nach rund 2.5 Stunden erreichen wir den Echolinde-Spielplatz, da wird sogar unser «Fast-Teenie» wieder zum Kind und «giggelet» mit den jüngeren Kindern auf der Wipp-Schaukel um die Wette. Die Augen funkeln wieder und ich bin mir sicher, auch wenn sie es jetzt nicht zugeben, es hat ihnen doch gefallen und es hat sich gelohnt.

Am Abend fallen die Kinder müde ins Bett und unser «Fast-Teenie» sagt: «Eigentli esches jo scho schön gsi em Wald ond a de Fälder verbi z’spaziere.»

Mehr Infos: www.aarau-zelgli.ch/images/pdf/Flyer_Erlebnisweg.pdf