Voyeur:in

Von der Drucki in ein Zuhause

Als Denise und ihr Partner Ausschau nach einem neuen Zuhause hielt, fiel die Wahl nicht direkt auf Aarau. Eigentlich wollten sie einfach in eine kleinere Stadt, von der aus Basel und Zürich gut mit öV erreichbar ist. Aarau liegt nicht nur geografisch perfekt, sondern bot den beiden auch die Möglichkeit, ein Haus mit Garten zu bauen.

Von Olga Kuck

Bilder: Roman Gaigg

Ursprünglich sind beide aus dem Fricktal. Denise ist Lehrerin und Schulleiterin einer Privatschule und ihr Partner arbeitet bei der Bank. Ihr kleiner Sohn rundet das Familienglück ab. In dem Aarauer Quartier, wo sie jetzt zuhause sind, ist es wie in einem Dorf – und trotzdem ist der urbane Stadtkern in 10 Gehminuten erreicht. Auch für ihren Sohn ist die Wahl des Wohnortes genial. Das Naherholungsgebiet an der Aare ist direkt vor der Haustüre und im Quartier leben viele Gleichaltrige.

Der eigene Bruder war Architekt


Vor etwa drei Jahren hat das Paar die Immobilie am Sengelbachweg gekauft und mit dem Umbau gestartet. Die Leitung des Umbauprojektes der Druckerei in der Aumatte übernahm KUF Architekten. Das Besondere daran: Der Bruder von Denise war der leitende Architekt und hatte die herausfordernde Aufgabe, die Druckerei für seine Schwester in die Nutzung als Wohnhaus zurückzuführen.

Vielfältiger Umbau


Durch die persönliche Nähe konnte Denise aktiv bei der Planung mitwirken. Deshalb funktioniert das Haus und die Räume auch so gut. Dass die Küche zum Beispiel sehr zentral liegt, entstand aus diesen gemeinsamen Überlegungen. Die Spannweite des Umbaus reichte von der Bildung eines komplett neuen Raumes auf dem bestehenden Untergeschoss bis zum Erhalt diverser Oberflächen und Holzelemente im oberen Stockwerk. Die zahlreichen strukturellen Öffnungen wurden zu Bezugspunkten nach aussen.

Ecken und Kanten


Es ist ein ganz besonderes Haus, das im Quartier definitiv auffällt. Der Aussenraum verfliesst mit dem Hochparterre, der Wohnraum nähert sich der Terrainhöhe und ein kleiner Hof in der Mitte ist das Tüpfelchen auf dem i. Für die Handwerker war der Umbau keine einfache Angelegenheit, da das Gebäude sehr viele Schrägen mitbringt. Das zu lesen mag erstaunen, da das Haus von aussen sehr gerade und fast schon geometrisch wirkt.

Geschichte wird weitergeschrieben


Ist es für Denise denkbar, irgendwann umzuziehen und das Haus, welches sie mitgeplant hat, zu verlassen? Ja, denn sie kann sich gut an neue Dinge anpassen. Geplant sei dies aber überhaupt nicht, dafür fühlen sich die drei hier viel zu wohl. Auch wenn der Grundriss der Druckerei neu überschrieben wurde, ist es ein schöner Gedanke, dass die Familie von Denise hier neue Geschichten schreiben wird.
 
Das Haus liegt direkt am Naherholungsgebiet der Aare.

Auch wenn das Haus sehr geometrisch wirkt, verschmilzt es sehr schön mit der Natur.

Blick aus der zentral gelegenen Küche auf den Innenhof.


Im Quartier leben viele Familien mit Kindern.


Eine der Besonderheiten im Haus sind die bodentiefen Fenster.


Das Schlafzimmer liegt im Ergeschoss in einem verwinkelten Nebenraum.

Im Hofinneren steht ein Baum, der in ein paar Jahren an heissen Sommertagen Schatten spenden wird.

In die Holzrahmen hat sich Denise beim ersten Anblick verliebt.


Der obere Stock ist eine Spielwiese.

Das Forum Schlossplatz zeigt noch bis am 9. Januar 2022 die Ausstellung «my home is my castle – das Private als Schutzraum». Die Ausstellung formuliert die ambivalente Kostbarkeit unseres Daheims und setzt damit ein Fragezeichen hinter die im Volksmund geläufige Redewendung. We Love Aarau zeigt während der Ausstellungsdauer in der Rubrik «Voyeur:in» wie Aarauer:innen wohnen – in verschiedenen Quartieren Wohnsitautionen und Wohnformen. Was zeigen die Menschen, was geben sie preis oder schützen als Privatsphäre? Was beschäftigt sie an der Wohnsituation oder was gefällt ihnen gut? Was ist ihnen beim Wohnen wichtig? Die ersten Portraits sind eine Kooperation mit dem Forum Schlossplatz und auch in der Ausstellung einsehbar – und zwar in der dort eigens eingerichteten «guten Stube».