Man frequentierte mangels Alternativen behäbige Gastlokale wie den «Araber» (Aarauerhof), das ehrwürdige Café Bank (heute Penny Farthing), den legendären «Affenkasten» (heute Buchhandlung Wirz Thalia), wo weiland über Jahrzehnte Fritz Plüss das Zepter führte, oder das Reich der Wirtin Mina Frey in der «Kettenbrücke», die keine Registrierkasse führte, sondern nach einem Coupon-System abrechnete, das für Personal und Gäste ein Geheimnis blieb. Aber damals gab es ja auch noch keine Mehrwertsteuer!
Zu den beliebten Lokalen zählte auch das währschafte «Rössli» an der Metzgergasse, in dem der mangels Nachwuchs längst aufgelöste Aarauer Fritzenverein seine Heimat hatte, oder die «Laterne», die früher «Warteck» hiess und ihren heutigen Namen 1945 vom Gastgeber Karl Wüst erhielt, der die noch immer vorhandene Beleuchtung in der Gaststube aus dem Touristendorf Zermatt nach Aarau importierte.
Der Besuch von «angeschriebenen Häusern» war vor Zeiten überwiegend Männersache. In den Wirtschaften stemmten Fabrikarbeiter ihr verdientes Feierabendbier, ältere Herren pflegten Umgang an einem der damals noch zahlreichen Stammtische, Gewerbetreibende und Handwerker sah man bereits am Morgen beim «Znüni», am Abend traf man sich in einem «Säli» zu Versammlungen oder Sitzungen oder klopfte in der Beiz einen Jass, etwa im längst verschwundenen «Grünen Esel» am Holzmarkt.
Damen, namentlich unverheiratete, sah man höchstens in einem der Cafés, etwa im «Hintz» an der Ecke Kronengasse/Pelzgasse, in der Confiserie Schneider an der Rathausgasse, im «Brändli» an der Bahnhofstrasse oder im Tea Room «Perle» an der Igelweid, wo weiland der junge Schnulzensänger Vico Torriani die Herzen der Aarauer Damenwelt zum Schmelzen brachte.
Von einem ausgedehnten Nachtleben konnte vor Jahrzehnten in der Kantonshauptstadt kaum die Rede sein. In der Regel bot der Gastwirt pünktlich um 24 Uhr Feierabend, und zwar auch an den Wochenenden. Die Stadtpolizei machte regelmässig ihre «Ronden», wer nach Mitternacht noch am Wirtshaustisch erwischt wurde, zahlte eine «Überhöckler»-Busse von 5, später von 10 Franken.
Länger geöffnet war in der vermeintlich guten alten Zeit nur die Bar im ersten Stock des «Goldenen Löwen» (heute Ristorante Capri) an der Vorderen Vorstadt, die als teuer und gediegen galt, obwohl es schon einmal vorkam, dass ein weinseliger Kavallerie-Offizier mit seiner Dienstpistole in die Decke schoss. Regelmässige Freinächte gab es einzig noch in der Bar der «Krone» in der Altstadt, wo man auch nach Mitternacht unter der Woche das Tanzbein schwingen konnte oder sich mit der Wirtin Rösli Scheidegger einen Whisky genehmigte. Als der kantonale Amtsschimmel in den 1980er Jahren die berühmten «Kronen»-Freinächte aus «lärmtechnischen Gründen» verbieten wollte, ging die halbe Stadt mit Erfolg auf die Barrikaden.
Zu den beliebten Lokalen zählte auch das währschafte «Rössli» an der Metzgergasse, in dem der mangels Nachwuchs längst aufgelöste Aarauer Fritzenverein seine Heimat hatte, oder die «Laterne», die früher «Warteck» hiess und ihren heutigen Namen 1945 vom Gastgeber Karl Wüst erhielt, der die noch immer vorhandene Beleuchtung in der Gaststube aus dem Touristendorf Zermatt nach Aarau importierte.
Der Besuch von «angeschriebenen Häusern» war vor Zeiten überwiegend Männersache. In den Wirtschaften stemmten Fabrikarbeiter ihr verdientes Feierabendbier, ältere Herren pflegten Umgang an einem der damals noch zahlreichen Stammtische, Gewerbetreibende und Handwerker sah man bereits am Morgen beim «Znüni», am Abend traf man sich in einem «Säli» zu Versammlungen oder Sitzungen oder klopfte in der Beiz einen Jass, etwa im längst verschwundenen «Grünen Esel» am Holzmarkt.
Damen, namentlich unverheiratete, sah man höchstens in einem der Cafés, etwa im «Hintz» an der Ecke Kronengasse/Pelzgasse, in der Confiserie Schneider an der Rathausgasse, im «Brändli» an der Bahnhofstrasse oder im Tea Room «Perle» an der Igelweid, wo weiland der junge Schnulzensänger Vico Torriani die Herzen der Aarauer Damenwelt zum Schmelzen brachte.
Von einem ausgedehnten Nachtleben konnte vor Jahrzehnten in der Kantonshauptstadt kaum die Rede sein. In der Regel bot der Gastwirt pünktlich um 24 Uhr Feierabend, und zwar auch an den Wochenenden. Die Stadtpolizei machte regelmässig ihre «Ronden», wer nach Mitternacht noch am Wirtshaustisch erwischt wurde, zahlte eine «Überhöckler»-Busse von 5, später von 10 Franken.
Länger geöffnet war in der vermeintlich guten alten Zeit nur die Bar im ersten Stock des «Goldenen Löwen» (heute Ristorante Capri) an der Vorderen Vorstadt, die als teuer und gediegen galt, obwohl es schon einmal vorkam, dass ein weinseliger Kavallerie-Offizier mit seiner Dienstpistole in die Decke schoss. Regelmässige Freinächte gab es einzig noch in der Bar der «Krone» in der Altstadt, wo man auch nach Mitternacht unter der Woche das Tanzbein schwingen konnte oder sich mit der Wirtin Rösli Scheidegger einen Whisky genehmigte. Als der kantonale Amtsschimmel in den 1980er Jahren die berühmten «Kronen»-Freinächte aus «lärmtechnischen Gründen» verbieten wollte, ging die halbe Stadt mit Erfolg auf die Barrikaden.
Bildlegende: Bierhalle zum Affenkasten an der Hinteren Vorstadt in Aarau.
Über
Zeitreise
We Love Aarau macht jeden Monat mit Geschichten und Anekdoten eine Reise ins vergangene Aarau.
Hermann Rauber, 67, ist Historiker und Journalist. Nach seiner Pensionierung ist er noch lange nicht schreibmüde, arbeitet für verschiedene Publikationen und ist als Stadtführer tätig. Am liebsten sind ihm dabei Geschichten über die Gaststätten und das frühere Nachtleben in Aarau.