Gastkommentar

Goodbye 2023, Hello 2024

Als wir das Datum für diesen Gastkommentar erfuhren, dachten wir: «Oh nein, zwischen den Feiertagen, da ist eh schon so viel los». Dann haben wir aber unsere Meinung schnell geändert und sind uns mittlerweile einig, es ist das optimale Datum, um auf das Jahr (in Aarau) zurückzublicken.

Von Lydia Klotz und Eleonora Sartori

 

In unserem Jahresrückblick 2022 schrieben wir am Ende «may 2023 be good». War es das? Zeit zu reflektieren.

Wir haben einfach gesammelt, was uns gerade durch den Kopf ging, ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit.

Um- und Neubau


In der Aargauer Kantonshauptstadt wurde dieses Jahr ganz schön viel gebaut. Die Bahnhofstrasse wurde testweise in eine 30er Zone umgewandelt. Noch haben wir uns nicht ganz daran gewöhnt, die Strasse einfach ohne Zebrastreifen überqueren zu dürfen. Auch der Bahnhof durchging und durchgeht zurzeit eine Verwandlung. Es gibt mehr Orte zum Verweilen und Einkehren, auch an Sonntagen. Es gibt nun eine Filiale von Sprüngli (gar nicht gut, nun muss man immer an den verlockenden Luxemburgerli vorbei), und auch einen Flying Tiger. Eine unserer Lieblingspizzerien, Peppino, hat expandiert. Nebst dem Standort in der Altstadt befindet sich neu auch am Bahnhof ein Lokal – perfekt auch als Pizza to go zwischen zwei Zugverbindungen. Es gibt ein indonesisches Café und neue Bäckereien. Wer zum Gleis 12 und 13 muss, durchquert neu eine aufgewertete Unterführung. Endlich wurde an der Binzenhof-Haltestelle der WSB eine Lösung gefunden: Ein Zaun und eine Schranke. Das hätte viel eher geschehen müssen.
Das Aargauer Kunsthaus wurde renoviert und öffnete im Herbst wieder die Türen (nun sogar automatisch). Der Pont Neuf wurde fertiggestellt, und wir müssen sagen: Die Brücke sieht tatsächlich chic aus. Bitter war es, als mit «buntbund», einer unserer Lieblings-Blumenläden, Mitte April die Türen für immer schloss. Seit diesem Jahr hat Aarau so eine Art «Späti». Auch das Töpferhaus hat einen tollen neuen Shop, den «Lade 15». Dort findet man neben dem bekannten Bachfischet-Küchlein auch tolle handgemachte Postkarten, Pasta aus altem Brot des Jaisli-Beck und kleine Herrlichkeiten.

Den Maienzug konnten wir dieses Jahr leider nicht live (dafür aber im live-stream) miterleben; seit langem wieder einmal ein sonniger Umzug – fast zu heiss? Die ausprobierten Änderungen Umzugsstart erst um 9.30 Uhr, Morgenfeier im Schachen, Bankett auf dem Maienzugplatz sorgten vor und nach dem Fest für rege Diskussionen und mündeten sogar in eine Bevölkerungsumfrage.
Der Aarauer Weihnachtsmarkt ist wieder einmal gelungen. Das Konzept mit vielen warmen Orten zum Verweilen hat uns begeistert, ebenso die liebevolle Deko und eine grosse Punsch- und Glühwein-Auswahl sowie die Zimtschnecken.
Zum Jahresabschluss fand schliesslich die Weihnachtsfeier der NKSA in der Stadtkirche statt, welche mit dem «Gloria» von Vivaldi Weihnachten einläutete bzw. «einsang».

Kleine Presseschau


Statt unseres Gastkommentars, könnte man auch einfach ein paar Aarauer Schlagzeilen der Zeitungen aus den letzten 12 Monaten lesen. So bekommt man auch einen Eindruck, was so los war:

«Trotz schlechter Stromlage steht in Aarau ein riesiges Weihnachtsmarkt-Eisfeld», «Notfallstationen in den Aargauer Kantonsspitälern 2023 weniger belastet», «Kiff hat seine halbe Million zusammen», «Emmi kann Milchabfüllanlage ausbauen», «Mehrere Schnellfahrer in Erlinsbach gebüsst», «Erneut Einbruch in Handy-Laden in Aarau», «Aarau feiert den Zuschlag als Austragungsort des Engineer’s Day 2024», «Swisscom plant Antenne im Zelgli», «Nun gibts Mehl aus der Schlossmühle», «Biobadi Biberstein heisst Hunde im Bistro willkommen», «Bleibt die ‘Seerose’ am Bahnhof Aarau?», «Diesmal wurde ganz Aarau zum Parkour-Hindernispark», «Bäckerei Schweizer stellt Nachtverkauf ein», «Wegen Pilzen: Fällung von Bäumen im Aarauer Rathausgarten», «Helikopter fliegt Bäume aus Erlinsbach», «Aarauer Schüler fliegen auf Altstadt-Kiosk: ‹Manchmal kommen über 100 Personen pro Tag zu uns.’»

Was ist euch aus 2023 in Aarau besonders in Erinnerung geblieben? Habt ihr eine bestimmte Schlagzeile im Kopf? Was wünscht ihr euch für 2024? Schreibt uns gerne auf @insideaarau oder per E-Mail.

Inside aarau im 2023


Für uns beide war dieses Jahr ein ganz Besonderes. Umzüge nach Lausanne und Berlin machten unsere Treffen inside Aarau zu etwas sehr Wertvollem.
Im März konnten wir an der Radio Argovia Private Session von Dean Lewis teilnehmen und dem australischen Musiker sogar einen unserer Aarau-Stadtpläne geben. Er meinte, er hätte noch keine «favorite city» in der Schweiz. Vielleicht hat er nach seinem Aarau-Besuch mittlerweile eine Schweizer Lieblingsstadt?
Wir nahmen an den Aarauer Demokratietagen im KuK teil. Bald danach folgte das legendäre «Blumen für die Kunst», welches wir auch dieses Jahr sehr genossen und natürlich nicht verpassen durften. Zugegeben, wir schwärmen für vieles in und für Aarau, doch «Blumen für die Kunst» gehört wirklich zu unseren jährlichen Aarau-Highlights. Wir sind gespannt aufs 10-jährige blumige Jubiläum im nächsten Jahr.
Im Sommer lieferten wir eine Runde Stadtpläne aus und freuten uns über jeden neuen Ort, an dem sie nun erhältlich sind. Und doch stimmte uns das jeweilige Verteilen der Stadtpläne auch melancholisch, denn mittlerweile ist der Gross-Druckauftrag der Stadtpläne schon 5 Jahre her. Wie die Zeit vergeht!
Zusammen gingen wir zu «Musig i de Altstadt» und waren von der Jam Stage fasziniert. Wie dort spontan neue Musik mit Fremden entsteht und der Eindruck erweckt wird, die Musizierenden würden sich schon ewig kennen und hätten für den Auftritt geprobt. Einfach einzigartig! Nachts entstand in der Schwanbar anschliessend eines unserer liebsten Fotos des Jahres.
Ausserdem haben wir unsere erste kleine «Geschäftsreise» nach Neuchâtel unternommen, eine von Aaraus Partnerstädten. Natürlich mussten wir unsere Gedanken zur Partnerstadt und unsere Eindrücke festhalten in einem Gastkommentar. Neben Sightseeing konnten wir dort auch die nächsten Monate planen und überlegen, in welche Richtung wir unser Herzensprojekt inside aarau gerne weiterentwickeln möchten.
Im Herbst wurde in der Berliner Akademie der Künste ein neuer Film über das Leben von Heinrich Zschokke vorgeführt. Wir waren so inspiriert, dass wir uns gleich seine Biografie bestellten und einen Gastkommentar über ihn verfassten. Im November feierten wir sechs Jahre inside aarau. Zwar nur digital, aber wir verbrachten den Abend, an dem 2017 unsere Maturapräsentation stattfand, zusammen.
Alle paar Wochen durften wir Gastkommentare für We Love Aarau schreiben, was uns immer grosse Freude bereitet und auch als eine Art «Inside Aarau Tagebuch» dient. Denn unsere Gastkommentare entstehen meist in Verbindung mit gerade Erlebtem oder bald zu Erlebendem. So hielten wir auch unsere gemeinsame Zeit inside Berlin fest, definitiv ein persönliches Highlight 2023, welches auch irgendwie in Verbindung zu inside aarau steht. Bei keinem gemeinsamen Treffen schaffen wir es, trotz teilweisem Vorsatz, mal nichts für inside aarau zu machen, nicht über unser Herzensprojekt zu sprechen und zu träumen.
Als verfrühtes Weihnachtsgeschenk konnten wir uns Anfang Dezember in Aarau treffen. Wieder einmal haben wir unseren Vorsatz «hüt mal nüt mis inside aarau – nur gnüsse» nicht eingehalten. Aus dem angeblich «gemütlichen» vereinbarten Nachmittag wurde ein Rennen gegen die Zeit. Denn wir hatten für unsere Follower:innen auf Instagram eine Weihnachtsverlosung geplant und durften bei unseren liebsten Läden und Cafés vorbei gehen, um ihre grosszügigen Beiträge abzuholen. So stressig es war, so viel Spass hat es uns bereitet – am liebsten hätten wir viel länger mit den Eigentümer:innen und Mitarbeiter:innen gesprochen. Unsere Herzen waren voll und unsere Motivation und unsere wiederaufgelebte Begeisterung dank der lieben Begegnungen grösser denn je. Diesen Effekt verstärkten dann die vielen lieben Kommentare (über 60!) zur Frage, weshalb uns unsere Follower:innen folgen. Wir bekamen beim Durchlesen Gänsehaut und wussten einmal mehr, weshalb es sich lohnt, dieses freiwillige Projekt fortzuführen.

Wir, zwei optimistische 24-jährige, probieren, die Dinge positiv zu sehen. Wir sind dankbar für alles, was wir 2023 erleben durften und darüber, wie unsere Freundschaft trotz des Lebens in zwei Ländern gewachsen ist in diesem Jahr. Trotzdem nimmt uns die Weltsituation ziemlich mit. Wir verspüren Weltschmerz. Wie soll das weitergehen? Wie kann Frieden hergestellt werden? Wie wirkt man der Polarisierung entgegen? Wie kann unser wundervoller Planet geschützt und gerettet werden? Viele Fragen und leider wenig Antworten. Wir können also nicht wirklich sagen, dass 2023 «good» war, wie wir es Ende 2022 gehofft haben. Setzen wir nun alle Hoffnung in 2024? Weltpolitisch haben wir leider keinen Einfluss, mit inside aarau jedoch freuen wir uns auf neue Projekte (obwohl wir mitten im verflixten 7. Jahr sind) und lassen das neue Jahr mit gemeinsamen Vorsätzen auf uns zukommen.

Uns bleibt nur noch zu sagen: «Es guets Neus».